Reitschule Bern wehrt sich gegen Polizeiangriff und -hetze

Dass das Verhältnis zwischen dem Kultur- und Begegnungszentrum Reitschule und der Kantonspolizei nicht gerade das Beste ist, ist ein offenes Geheimnis. Durch ihre zentrale Lage ist die Reitschule mit den Folgen der repressiven Drogen- und der unmenschlichen Asylpolitik konfrontiert – und damit auch mit der Polizei.
Nicht zuletzt das provokative Auftreten der Grenadier_innen-Einheit “Krokus”, die mal in Uniform, teilweise auch in zivil “mutmassliche Dealer” (in der Krokus-Praxis vor allem “mutmassliche Schwarze”) jagt – auch auf der Schützenmatte und vor der Reitschule. Dass Krokus-Patrouillen dabei oft “mutmassliche Dealer” Richtung oder in die Reitschule treiben, stösst bei letzterer nicht gerade auf Gegenliebe – werden doch damit die eigenen Bemühungen bekannte und erwischte Dealer (und ihre Kund_innen) fernzuhalten, dadurch sabotiert. Hinzu kommt, dass sich nicht wenige Kroküsler auch durch Rassismus, massive Provokationen, Beleidigungen, Psychospielchen und gewalttätige Übergriffe hervortun.
So kam es nicht selten vor, dass einzelne Beamte sich unter dem Vorwand der Kontrolle oder Festnahme von “mutmasslichen Dealern” Zutritt zur Reitschule verschafften und sich aufführten wie Rambo-Mammuts im Porzellanladen. Leute, die inner- oder ausserhalb der Reitschule dieses Verhalten kritisierten, sich wehrten oder bei Übergriffen intervenierten, wurden beleidigt, bedroht, geschlagen, festgenommen und/oder verzeigt. Zum Beispiel wegen “lautem Stören” (= Behinderung einer Amtshandlung).
Die Medienstelle der Kantonspolizei und die Kantonspolizei-Chefetage schützte in der Vergangenheit solche unterhältnismässigen Angriffe regelmässig mit fantasievollen Medienmitteilungen und absurden Vorwürfen an die Reitschule.

Zur Geschichte: Am Donnerstag 22.9. stürmten um ca. 18.30 Uhr 2 Zivilpolizisten in die Reitschule, “verfolgten” einen afrikanischen Mann, den sie zuvor in die Reitschule getrieben hatten und handschellten ihn. Ein Reitschüler, der dies kritisierte, wurde von einem Zivi massiv angegangen, zu Boden geworfen und massiv gewürgt, worauf sich eine kleine Rangelei mit mehreren Beteiligten entwickelte. Obwohl die Gefahrenlage für die Zivis unter anderem aufgrund der körperlichen Überlegenheit alles andere als besorgniserregend war, prügelten am Schluss der Auseinandersetzungen die inzwischen auf 8 Mann angewachsene Zivischar wahllos auf die sich gegen die Verhaftung des Kollegen (passiv) wehrenden 4-6 Reitschüler_innen und unbeteiligte andere Anwesende ein und brachten die beiden Verhafteten nach draussen. Dort wartete bereits die Gummischrot-bewaffnete und auffällig schnell aufgetauchte (Hmmm…) uniformierte 10-köpfige Verstärkung.

Die Medienstelle der Kantonspolizei fabrizierte daraufhin am Freitag 23.9. aus diesem krassen Polizeiübergriff ein Lügenmärchen in Form eines apokalyptischen Szenarios: “Schliesslich wurden letztere von 30 bis 40 Personen massiv bedrängt, es kam zu einem Handgemenge und es wurde aus der Menge heraus auf die Polizisten eingetreten. Erst durch den Einsatz von Reizstoffspray gelang es, die Personen auseinander zu treiben. Die Polizisten mussten schliesslich unter dem Schutz weiterer eingetroffener Kräfte die Reitschule fluchtartig verlassen. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt.”
http://www.police.be.ch/police/de/index/medien/medien/aktuell.meldungNeu.html/police/de/meldungen/police/news/2011/09/20110923_1312_stadt_bern_polizisteninreitschuleangegriffenundfestgehalten

Blöd nur, gibt es ein Video der Geschehnisse (siehe Standbilder unten), wo weit und breit weder 30-40 Personen noch Gewalt seitens der Reitschüler_innen zu sehen sind…

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Medienmitteilung Reitschule

Reitschule Bern verurteilt Polizeieinsatz und Medienmitteilung der Kantonspolizei und widerlegt die Darstellungsweise der Kantonspolizei

Bern, 23.9.11

Sehr geehrte Medienschaffende

Die Reitschule Bern verurteilt den gestrigen Polizeieinsatz in der Reitschule aufs Schärfste.

Die Darstellungen der Geschehnisse in der heutigen Medienmitteilung der Kantonspolizei entbehren jeglicher Grundlage und sind als Schutzbehauptungen zur Rechtfertigung des gestrigen unverhältnismässigen Polizeieinsatzes zu werten.

Dies beweist auch der Film eines geistesgegenwärtigen Gastes, der einen grösseren Teil des Einsatzes auf Film festgehalten hat. In der Beilage befinden sich bereits einige Standbilder aus dem Video, welches die Reitschule am Montag veröffentlichen will.

Eine kurze Sichtweise der Reitschule finden Sie im beigefügten Anhang.

Die gestrigen Übergriffe von Zivilfahndern gegen Reitschüler_innen stellen einen neuen Tiefpunkt im Verhältnis zwischen Reitschule und Polizei dar. Die Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule Bern (IKuR) wird deshalb mit einer Aufsichtsbeschwerde gegen die fehlbaren Beamten vorgehen.

Am Montag findet im Frauenraum findet eine Medienkonferenz zu den Geschehnissen unter Teilnahme von Augenzeug_innen statt.

Mit freundlichen Grüssen

Reitschule Bern
Mediengruppe

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Darstellung der Geschehnisse aus Sicht der Reitschule
http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/Medienmitteilungen/11-09-23-MM-KapoLuegen.htm

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Standfotos Zivilfahnder im Innenhof
http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/Medienmitteilungen/11-09-23-StandfotosZivieinsatz.pdf

Quelle: http://ch.indymedia.org/de/2011/09/83439.shtml

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