Am 17. September soll zum zweiten Mal mitten in Zürich der „Marsch fürs Läbe“ stattfinden, ein Aufmarsch von christlichen, ultrarechten AbtreibungsgegnerInnen. Die selbsternannten „Lebensschützer“ fordern die Wiedereinführung des Abtreibungsverbots und beklagen bei ihren Veranstaltungen die „Opfer“ von Abtreibungen, des „massenhaften Mordes“ an „ungeborenem Leben“. Was sich da mit viel Brimborium als edle Sorge um Menschenleben inszeniert, ist in Wahrheit nichts anderes als erzreaktionäre und patriarchale Geschlechterpolitik. Mit dem Ruf nach einem Abtreibungsverbot sprechen die „Lebensschuützer“ den Frauen das Recht ab, selbstbestimmt über eine Mutterschaft zu entscheiden. Die Frauen, sagen sie, sollen sich gefälligst der ihnen vom lieben Gott zugedachten Rolle als liebende Mutter unterordnen. Ob Frauen Kinder kriegen wollen oder eben nicht, aus welchen Gründen auch immer, ist den Abtreibungsgegnern herzlich egal. Zwar behaupten sie, sich der schwierigen Situation einer ungewollten Schwangerschaft bewusst zu sein und betroffenen Frauen Hilfe anzubieten. Diese „Hilfe“ ist jedoch in der Realität nichts anderes als blanker Psychoterror: Sie setzen Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung ziehen, mit religiösen und moralischen Ermahnungen unter Druck, und beladen diejenigen, die abgetrieben haben, mit Schuldgefühlen.
Die Lebensschützer wettern gegen die Frauenbewegung, die mit ihrer „egoistischen“ Forderung nach Selbstbestimmung die Gesellschaft verludert und kaputtgemacht habe. Dagegen machen sie eine gute „alte Ordnung“ stark, die es wiederherzustellen gelte. Damit legen sie nahe, dass früher alle Frauen stets brav und christlich ihre Schwangerschaften ausgetragen haben, die jetzige „dekadente“ Gesellschaft dagegen blindwütig und fast mit Vergnügen ungeborenes Leben zerstört. Das ist eine üble Verdrehung der Tatsachen! Dass Frauen in die Situation kommen, ein Kind nicht haben zu wollen oder zu können, kam vor hundert Jahren vor, kommt heute vor und wird auch in hundert Jahren noch vorkommen. Die Frage ist, wie die Gesellschaft mit dieser Realität umgeht. Ein Abtreibungsverbot, wie die Lebensschützer es fordern, schafft Abtreibungen nicht aus der Welt, es kriminalisiert sie nur. Die Folgen sind Pfuscherei, Selbstabtreibungen, Zwangsgeburten, massiver finanzieller und moralischer Druck auf die Betroffenen. Das Recht auf Abtreibung ist also nicht nur ein wichtiges Moment der weiblichen Selbstbestimmung; die Möglichkeit von medizinisch seriösen Schwangerschaftsabbrüchen und ideologiefreier Beratung bedeutet auch einen Schutz der körperlichen und psychischen Gesundheit von Frauen. Das Erstarken der christlichen Rechten ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Es ist ein Teil des derzeitigen Rechtsruckes, in dem – ein Ausdruck der kapitalistischen Krise – Rassismus, Sexismus und konservativer Mief auf dem Vormarsch sind und fortschrittliche Positionen immer mehr in Bedrängnis geraten. Diesem Rechtsruck treten wir entgegen. Wir haben nicht vor, einfach zuzuschauen, wie rechte Zirkel sich immer mehr in den öffentlichen Raum drängen. Wir haben keinen Bock auf die reaktionären Lebensschützer mit ihrem verlogenen Gefasel von „Mord“, ihrer verklemmten Sexualmoral und ihren homophoben und rassistischen Ausfällen.
Der „Marsch fürs Läbe“ ist ein ultrakonservativer Angriff auf
die Errungenschaften der Frauenbewegung. Treten wir der rechten Hetze entgegen!
Keinen Meter Strasse dem christlichen Fundamentalismus!
Alle zur Kundgebung auf den Helvetiaplatz!
Abtreibung ist Frauenrecht!
Lebensschützer verzieht euch!
17.9.2011 – 14 Uhr – Helvetiaplatz Zureich
Quelle: www.aufbau.org