Ende des Bruderkrieges

Kolumbiens Guerillaorganisationen FARC und ELN veröffentlichen gemeinsame Erklärung nach Kämpfen in Arauca.

Kolumbiens Guerillaorganisationen reichen sich die Hand. In einem gemeinsamen Kommuniqué, das die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) und die Nationale Befreiungsarmee (ELN) am Mittwoch im Internet veröffentlichten, erklären die Führungen der bewaffneten Linksbewegungen einvernehmlich ein Ende »der tragischen Konfrontation«. Die Deklaration, als deren Unterzeichner die Regionalkommandos »Östliche Kriegsfront« der ELN und »Ostblock« der FARC firmieren, soll einen Schlußstrich unter die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den zerstrittenen Guerillas in der Provinz Arauca ziehen. Die seit Jahren in der Region schwelenden Konflikte zwischen den beiden Organisationen waren Ende Mai offen ausgebrochen.

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Die FARC gingen aus Selbstverteidigungsgruppen entrechteter Kleinbauern hervor. Damit hatten diese auf den blutigen Bürgerkrieg zwischen Konservativen und Liberalen von 1948 bis 1953 reagiert, der mit über 200000 Toten als »La Violencia« (Die Gewalt) in die Geschichtsbücher einging. Nachdem sich zu seiner Beendigung die beiden großen Parteien auf die Bildung einer gemeinsamen Regierung geeinigt hatten, war Bogotá damals zunehmend gegen die Bauern vorgegangen, deren Gemeinschaften als »unabhängige Republiken« attackiert wurden. Nach einer Offensive der Armee mit Helikoptern und Napalm im Juni 1964 zogen sich die überlebenden Bauern unter Führung des legendären Comandante Manuel Marulanda nach Marquetalia im zentralen Andengebirge zurück. Dieses Ereignis wird von den FARC heute als ihr eigentliches Entstehungsdatum betrachtet. Demgegenüber war die ELN eine bewußte Gründung von 18 Bauern und Studenten, die am 4. Juli 1964 unter dem Eindruck der Erfolge der kubanischen Rebellenarmee Fidel Castros die erste Zelle der neuen Guerilla bildeten.

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Analysten werten deshalb das jüngste Kommuniqué als ein Zeichen des Erstarkens der linken Guerilla. »Triumphalismus« sei fehl am Platz. In der Tageszeitung El Tiempo warnte León Valencia am 7. September vor der von Regierung und Medien verbreiteten Annahme, die »aufständischen Banditen« seien besiegt. Noch immer seien sie eine Gefahr für »Demokratie und Sicherheit«. Doch die eigentliche Gefahr kommt von anderer Seite. Eine in dieser Woche veröffentlichte, bislang jedoch kaum beachtete Studie der Menschenrechtsorganisation Indepaz spricht von einer »neuen Generation« der rechtsextremen paramilitärischen Gruppen. Die »Schwarzen Adler« oder »Rastojos« seien in 29 der 32 Provinzen aktiv. Deren rund 13000 Kämpfer hätten die Guerilla als »Hauptverursacher der Gewalttaten im Land« längst abgelöst.

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Kommuniqué auf deutsch

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