Quelle: www.bitxidenda.ch
Liebe Menschen
Ab heute Montag, 12 Uhr wird das Waldheim an der Kaspar-Kopp-Strasse 95 räumungsbedroht sein! Da aber die Besitzerin keine direkte Verwendung für das Haus angeben kann und die Räumlichkeiten ideal sind, um kulturelles Schaffen zu ermöglichen, sind wir nicht bereit, das Haus freiwillig zu verlassen.
Wir freuen uns über jegliche Unterstützung – vor allem rufen wir dazu auf, sich am Programm der nächsten Tage zu beteiligen – es wird jeden Tag ab 12 Uhr einen Mittagstisch geben. Das tägliche Abendprogramm wird laufend auf indymedia.ch bekannt gegeben. Auch hat es genug Platz um sein eigenes Zelt aufzustellen!
Unterstützt den Kampf für kulturelle Freiräume – jetzt erst recht!!!
Programm:
täglich: Mittagstisch ab 12 Uhr
Montag, 30. Mai: ab 19.00 Uhr Gartenfest mit Konzert: Liedermacher Troubadix bringt akkustisches zum Tanzen, Lachen und Weinen!
Dienstag, 31. Mai: ab 18.00 Uhr: BROT UND SPIELE
Schlangenbrot auf dem Feuer (die weitere Verpflegung selbst mitbringen!) – Riesenvölki, Sitzball, Indoor-Tennis uvm.
Untenstehend der Aufruf-Text zur Besetzung!
Solidarische Grüsse
Fee Schwefelblitz und Clarence, der schielende Löwe
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Leerstand ist kein Zustand
Am Sonntag 22. Mai haben wir das seit letztem Jahr leer stehende Gebäude an der Kaspar-Kopp-Strasse 95 in Ebikon besetzt. Dieses Haus wird einer größeren Überbauung weichen müssen. Der Abriss ist jedoch nach eigener Aussage der Besitzerin erst in einigen Monaten zu erwarten. Unser Ziel ist, diesen unbenutzten Raum wiederzubeleben und bis zum Beginn der Überbauung zwischenzunutzen. Die Räumlichkeiten sind ideal, um unsere vielfältigen Bedürfnisse abzudecken. Sie bieten Platz, welcher durch die heutige Stadtentwicklung akut gefährdet ist.
Wir sind eine Gruppe, die den Aufbau eines unabhängigen und selbstverwalteten Kulturzentrums anstrebt. Auf einem basisdemokratischen Fundament sollen die Räume für Infoveranstaltungen, Sitzungen, Grümpelturniere, Filmabende, Konzerte, Kleinkunst, Experimente, als Café, Bar, Ateliers, Werkstätten, Vernetzungsort und vieles mehr genutzt werden. Wir wollen losgelöst von dem konsum- und profitorientierten Denken und der auf Ausgrenzung getrimmten Gesellschaftsstrukturen Kultur schaffen. Wir stellen dem Egoismus in der gesellschaftlichen Entwicklung ein emanzipatorisches Miteinander entgegen. Während sämtliche gesellschaftlichen Bereiche dem freien Markt zum Fraß vorgeworfen werden und das Terrain einseitig für finanzkräftige Investor_innen bereitet wird, haben Minderheiten, Andersdenkende und sozial Schwächere darin kein Platz mehr. Wer nicht rentiert wird diskriminiert und kriminalisiert. Solidarität ist ein Fremdwort. Hey, was geht? Wir sind Menschen! Und wir wollen leben! Und wir haben Bedürfnisse, Wünsche, Ideen und Projekte. Und dafür brauchen wir Platz.
Von Beginn weg bekundeten wir eine uneingeschräkte Gesprächsbereitschaft, welche in der Folge in einem offenen Dialog mit der Besitzerin (Pallottinergemeinschaft Gossau), der ehemaligen Mieterin (St. Clemens Gymnasium) und den Nachbar_innen und Schüler_innen stets manifestiert wurde. Obwohl die Besitzerin für das Haus bis zum Abriss keine Verwendung hat, lehnte sie eine vertraglich vereinbarte Zwischennutzung konsequent ab. Stattdessen überbrachte die Delegation der Pallottinergemeinschaft Mitte letzter Woche die Ankündigung, heute Montag, dem 30. Mai um 12 Uhr den Strafantrag auf Hausfriedensbruch einzureichen und eine Räumung zu beantragen.
In Anbetracht der Tatsache, dass über einen längeren Zeitraum keine direkte Nutzung der Besitzerin in Aussicht steht, sehen wir uns gezwungen, das Gebäude nicht freiwillig zu verlassen. Im vollen Bewusstsein über die rechtlichen Konsequenzen dieser Entscheidung, stehen wir weiterhin hinter der Forderung nach einem autonomen Kulturzentrum. Leerstand ist für uns kein Zustand und die Haltung der Besitzerin infolgedessen inakzeptabel. Wir fordern deshalb die Pallottinergemeinschaft auf, von der Einreichung des Strafantrages abzusehen und stattdessen die Verhandlungen über eine Zwischennutzung aufzunehmen. Das einzige Argument gegen eine Zwischennutzung ist, dass wir uns mit der Besetzung am Eigentum der Gemeinschaft vergriffen haben. Gerade aber weil Häuser als Eigentum und Spekulationsobjekt behandelt werden, entstehen die sozialen Konsequenzen, gegen welche wir ankämpfen und welche uns zur Methode der Besetzung bewegen. Wir sind deshalb überzeugt, dass eine soziale Haltung es erfordert, über den Rechtsbruch der Besetzung hinwegzusehen. So möchten wir die Gemeinschaft ermuntern, sich ihrer sozialen Tradition rückzubesinnen, auch und gerade in dieser Situation.
Wir rufen alle Menschen dazu auf, sich mit uns zu solidarisieren und uns in unserem passiven Widerstand zu unterstützen. Wir werden das Haus und den Garten weiterhin nutzen und laden alle ein, sich aktiv am Programm zu beteiligen und die eigenen Ideen einzubringen. Jeden Tag wird es einen Mittagstisch und ein kulturelles Abendprogramm geben. Der großzügige Umschwung ermöglicht es auch, Zelte aufzustellen. Die detaillierten Infos zum Programm erfahrt ihr über die Plattform indymedia.ch. Vor Ort gibt es einen Infostand, wo sich alle über die aktuelle Situation und über den Aktionskonsens informieren können.
Partizipieren statt konsumieren, Menschen vernetzen statt deren Würde verletzen, Rechte einfordern statt Leben ausbeuten, solidarisieren statt prekarisieren, informieren statt ignorieren, debattieren statt lamentieren, selbstbestimmen statt fremdbestimmen, aufstehen und hinsehen statt wegsehen und weggehen.
Für ein autonomes Kulturzentrum Luzern
Fee Schwäfelblitz und Clarence, der schielende Löwe