Quelle: http://www.jungewelt.de/2011/03-16/035.php
Der Einmarsch von Soldaten des Golf-Kooperationsrates in Bahrain fand weitgehend unter Ausschluß der internationalen Öffentlichkeit statt. Zum einen hat die japanische Katastrophe die mediale Aufmerksamkeit so sehr auf sich gezogen, daß selbst die aktuellen Geschehnisse in der arabischen Welt als Randerscheinungen wahrgenommen werden. Zum anderen hat das westliche Medienkartell ohnedies kein großes Interesse daran, die ausländische Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Königreichs groß zu thematisieren.
Der Golf-Kooperationsrat, dem Saudi-Arabien, die Emirate, Oman, Kuwait, Katar und Bahrain angehören, ist innerhalb der Arabische Liga am stärksten für die Einrichtung einer Flugverbotszone zur Unterstützung des libyschen Aufstandes eingetreten. Während die vom saudischen Königshaus angeführte arabische Reaktion es in Libyen mit den Aufständischen hält, schickt sie nach Bahrain Truppen, um die dortige Volksbewegung militärisch niederzuschlagen. Obwohl deren Forderungen bisher nur auf die Durchführung von Reformen und nicht auf einen Regimewechsel gerichtet waren.
Die dem monarchistischen Regime des Inselstaates von den Golf-Reaktionären geleistete »brüderliche Hilfe« dürfte wohl kaum ohne Absprache mit Washington erfolgt sein. In Bahrain ist immerhin die amerikanische Fünfte Flotte stationiert, was ein US-höriges Regime zwingend voraussetzt. Versuche, die Rebellion wie in Libyen in eine prowestliche Richtung zu drehen, hätten dort kaum Erfolgsaussichten. Denn hier handelt es sich, wenn auch nicht nur, um eine Bewegung der schiitischen Bevölkerungsmehrheit gegen die sunnitische Machtelite. Da bietet sich als Verbündeter allemal eher Teheran als Washington an. Zumal in Bahrain der Zusammenhang zwischen bodenständiger Diktatur und US-Hegemonie offenkundig ist.
Die USA haben die Invasion des Golf-Kartells deshalb auch keineswegs verurteilt, sondern nur um Zurückhaltung gebeten. Die »Rechte des Volkes von Bahrain« sollten respektiert werden, heißt es aus dem State Department. Während gegen das Ghaddafi-Regime die schwersten Verbalgeschütze, bis hin zum Vorwurf des Völkermordes, aufgefahren werden, behandelt man die Massaker vor den Toren der US-Marinebasis dezent als »innere Angelegenheit«. Nicht aber die Massenproteste, die immerhin eine militärische Intervention von außen nach sich gezogen haben.
Zu einem Zeitpunkt, an dem der imperialistische Westen noch strategische Überlegungen anstellt, wie er der »libyschen Revolution« – mittels direkter oder indirekter Intervention – zum Sieg verhelfen kann, haben seine arabischen Verbündeten schon ihre konterrevolutionären Truppen marschieren lassen. Der bewaffnete Vorstoß der arabischen Reaktion wird es den Westmächten aber künftig schwerer machen, sich als Förderer arabischer Revolutionen aufzuspielen. Denn er hat die Doppelbödigkeit ihrer Politik offengelegt.