In der senegalesischen Hautstadt Dakar ist am Sonntag das 11. Weltsozialforum (WSF) zu Ende gegangen. An diesem WSF haben nach Angaben der Organisatoren 45.000 Menschen von 1.200 Organisationen aus 130 Ländern teilgenommen. Im Zentrum der Diskussionen standen neben den aktuellen Ereignissen in Nordafrika die Nahrungs- und Klimakrise sowie die Migrationspolitik. In der Abschlusserklärung wurde zu Protest gegen den kommenden G8/20 Gipfel in Frankreich sowie den kommenden Klimagipfel aufgerufen.
Bei diesem WSF ging es wie immer nicht nur um die Kritik des Bestehenden, sondern um Alternativen zum neoliberalen Kapitalismus. Das Konzept des “Buen vivir”, stellt so eine Alternative zur Diskussion. Es ist sowohl in der Verfassung Boliviens wie auch Ecuadors festgeschrieben. Es sieht ein eigenes Recht der Natur vor. Die Menschheit solle so konsumieren und produzieren, dass die Natur nicht beschädigt wird. Diese Debatte trifft auf Diskussionen in West-Europa, wo verstärkt das Wachstumsmodell in Frage gestellt wird.
Schon bei der Eröffnung des WSF betonte Boliviens Präsident Evo Morales seine Kritik am Kapitalismus einmal mehr, der Ursache für die gravierendsten Probleme der Erde sei. Auch der ehemalige brasilianische Präsident Luiz Inácio “Lula” da Silva forderte ein neues Entwicklungsmodell. Er konstatierte, dass die Länder des G20 nicht Willens und nicht in der Lage seien, die aktuellen Probleme zu lösen. Vielmehr stelle deren Politik ein Problem dar.
Die lateinamerikanische Organisation Via Campesina thematisierte die globale Ernährungssituation. Durch die Auflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF), exportorientiert zu produzieren, hat sich die Lage in vielen Ländern dramatisch verschlechtert. Die Ernährungssouveränität ist nicht gegeben. In den Ländern werden nicht ausreichend Nahrungsmittel zur eigenen Versorgung produziert, die Märkte mit subventionierten Produkten z.B. aus Europa überschwemmt. Hinzu kommen Aufkäufe von Land für die Produktion von Biosprit in Lateinamerika und Afrika durch internationale Konzerne.
Eine Aktivistin aus Brasilien kritisierte das Agrobusiness in ihrem Land, das mehr Hunger produziere, die Bauern enteigne und den Boden zerstöre. Via Campesina kritisierte auch den Ausverkauf des Bodens vor allem in Ländern Lateinamerikas und Afrikas. Ziel sei es häufig, mit Nahrungsmitteln zu spekulieren.
Für viele Menschen aus Lateinamerika und Afrika hat das Thema Migration zentrale Bedeutung. Die Mauer zwischen den USA und Mexiko, die Abschottungspolitik der EU, sowohl gegen Lateinamerika wie auch Afrika wurde massiv kritisiert und eine Bewegungsfreiheit gefordert.
Das Weltsozialforum fand erstmalig 2001 im brasilianischen Porto Alegre statt, als Gegenveranstaltung zu dem sogenannten Weltwirtschaftsforum in Davos. Unter dem Motto “Eine andere Welt ist möglich” kamen seitdem jährlich Menschen aus aller Welt zusammen, um über Alternativen zur neoliberalen Globalisierung zu diskutieren. Vom WSF gingen zahlreiche Ideen hervor, die von Regierungen im Lateinamerika aufgenommen wurden wie zum Beispiel die Bank des Südens oder das alternative Handelsbündnis ALBA.
Quelle: http://amerika21.de/nachrichten/2011/02/23557/weltsozialforum