Nur für wenige Stunden ist es den USA gelungen, den Zugriff auf die Internetplattform Wikileaks zu blockieren. Am Donnerstagabend hatte der grosse US-amerikanische Domain-Name-Provider EveryDNS, der die Internetadresse wikileaks.org technisch verwaltete, ein Abrufen der Seite unterbunden. Begründet wird dies von dem Dienst damit, dass es wiederholt zu Angriffen auf die Adresse gekommen sei, die die gesamte Infrastruktur des Unternehmens gefährdet hätten. Über Twitter teilt Wikileaks nun jedoch mit, dass die Seite jetzt über die Schweiz unter wikileaks.ch sowie unter der IP-Adresse http://213.251.145.96 erreichbar ist. Auch die deutsche Domain wikileaks.de ist erreichbar und verweist auf die selbe IP-Adresse. Unter allen Adressen sind auch derzeit 640 von 250.000 Geheimdokumenten der US-Diplomatie zu finden, die derzeit für Aufregung sorgen.
Es war nicht der erste Zensurversuch gegen den Dienst, nachdem dieser bislang 640 Geheimdokumente der US-Diplomatie online gestellt hatte. Der Internetkonzern Amazon hatte bereits zur Wochenmitte nach Druck von US-Kongressabgeordneten Wikileaks von seinen Servern vertrieben. Wikileaks hatte zuvor die Dienste des schwedischen Providers »Bahnhof« genutzt, der die Mietserver von Amazon gemietet hatte. Die Vizechefin der Linkspartei, Katja Kipping, rief daraufhin zu einem Boykott des US-Konzerns auf: »Das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür. Das ist für die Käufer eine gute Gelegenheit, Amazon zu zeigen, was sie von der Zensur gegen Wikileaks halten«, sagte sie.
Auch die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ), ein internationaler Zusammenschluss von Mediengewerkschaften, dem in Deutschland die Deutsche Journalisten-Union in ver.di (dju) und der Deutsche Journalistenverband (DJV) angehören, kritisiert die Reaktion der US-Administration auf die Enthüllungen von Wikileaks. Diese seien »verzweifelt und gefährlich«, sagte IFJ-Generalsekretär Aidan White am Donnerstag in Brüssel. Er kritisierte auch die »politische Kampagne« gegen den Mitbegründer von Wikileaks, Julian Assange, und den Obergefreiten Bradley Manning, der dem Enthüllungsportal die Dokumente zugespielt haben soll. Die Mordaufrufe gegen Manning und die Spionagevorwürfe gegen Assange zeugten »von einem Geist der Intoleranz und der Verfolgung, die nicht nur für diese beiden Männer gefährlich ist, sondern für alle Journalisten, die über politische und diplomatische Affären recherchieren«, so White.
Unterdessen rief Wikileaks auch zu Spenden auf, um eine schnellere Veröffentlichung der Dokumente möglich zu machen. Bislang stelle man stündlich etwa ein Dokument ins Netz, bei dieser Geschwindigkeit brauche man über 28 Jahre, bis alle Depeschen verfügbar seien.
Quelle: Twitter & redglobe.de