Medienmitteilung Reitschule Bern 06.06.2014
Die Mediengruppe der Reitschule meldet sich nach den Vorfällen von Dienstag dieser Woche und dem Vorfall vom Donnerstagabend, 5.6.2014, zu Wort:
Wir, die BetreiberInnen der Reitschule, sind bestürzt über das äusserst gewalttätige und unverhältnismässige Verhalten der Kantonspolizei. Am Donnerstagabend, 5.6. um 19.00 Uhr wurde der Hof und das Restaurant Sous le Pont mitten im florierenden Abendbetrieb von ca. 30 Kantonspolizisten in Zivil gestürmt.
Bereits bevor etwa 8 mutmassliche Dealer vom Vorplatz in die Reitschule rannten, hatten sich Zivilpolizisten im Durchgang, dem Aussenbereich des Restaurants Sous le Pont positioniert. Kurz darauf bezogen zusätzlich ca. 10 Einsatzkräfte in Vollmontur Stellung im Aussenbereich des Restaurant Sous le Pont (siehe Foto). Ohne das Personal zu informieren blockierten diese alle Eingänge in das Restaurant und verlangten Einlass in die Küche.
Als der Einlass den Einsatzkräften verwehrt wurde, stürmten acht Polizisten den Betrieb. Ein Küchenmitarbeiter wurde von den Polizisten unter enormer Gewaltanwendung zu Boden gedrückt und schliesslich verhaftet. Es gilt festzuhalten, dass sich zu diesem Zeitpunkt die Polizisten gegenüber dem Mitarbeitenden nicht als solche zu erkennen gegeben hatten. Die Einsatzkräfte, einer davon (namentlich in der Reitschule bekannt) mit gezogener Pistole, verschafften sich über den Kücheneingang Zutritt zu den Personal- und Lagerräumen. Scheinbar wurde dies für nötig gehalten, um die ins Restaurant geflohenen potentiellen Dealer festzunehmen.
Auf Nachfragen des Personals und anwesender Gäste nach Sinn und Zweck der Aktion, wurde nur mit Beleidigungen geantwortet. Gäste unseres Betriebes wurden, ohne dass sie sich ins Geschehen einmischten, tätlich angegangen und bedroht, Kinder beim Abendessen zitterten am ganzen Leib.
Dies war bereits der zweite Zwischenfall innert einer Woche, bei dem jeweils im Einsatz in und um die Reitschule von einem Polizisten (dem wohlbekannten «enfant terrible» des Spezialeinsatzkommandos Krokus) die Dienstwaffe gezogen wurde. Am Dienstag kam es bereits am frühen Abend (19.00) zu einem Vorfall auf dem Vorplatz, wobei ein Polizist Anwesende zu einem «eins gegen eins» herausforderte.
Einige Stunden später wurde ein mutmasslicher Dealer extrem gewaltsam von Polizisten festgenommen. Anwesende Jugendliche beobachteten das Geschehen und reagierten auf die enorme Gewaltanwendung mit empörten Rufen. Daraufhin zog einer der Zivilfahnder seine Dienstwaffe (der gleiche wie heute, siehe oben) und richtete sie auf Kopfhöhe auf die Gruppe junger Menschen mit der Aussage: «Chömet nume!! I warte uf euch!!»
Wie an den regelmässigen Gesprächen zwischen Reitschule und Stadt besprochen, reagierte das Personal und rief mit dem internen Kontakttelefon bei der Polizeizentrale an. An den Gesprächen mit der Stadt wurde uns dieses Vorgehen empfohlen um bei Einsätzen, die uns unverhältnismässig erscheinen, Informationen über den Einsatz zu erhalten oder Tipps zu bekommen, wie sich die Servicekräfte am Besten verhalten und reagieren sollten und wie sich unsere Gäste der bedrohlichen Situation entziehen könnten.
Die Anrufenden wurden aber sowohl am Dienstag wie am Donnerstag regelrecht abgewimmelt. Es könne keine Informationen weitergegeben werden und es seien ja genügend Einsatzkräfte vor Ort, so die zynische Antwort des Polizisten am Kontakttelefon. Die Kontaktaufnahme mit den verantwortlichen Einsatzkräften wurde verweigert. Auf die spontane Nachfrage, wie sich unser Personal vor tätlichen und verbalen Angriffen seitens der Polizisten schützen könnte, wurde lapidar empfohlen, später eine Beschwerde einzureichen.
Als BetreiberInnen der Reitschule liegt uns die physische und psychische Integrität der Gäste, unseres Personals und anderen Menschen in und um die Reitschule sehr am Herzen. Wir protestieren aufs Schärfste gegen Aktionen wie diese vom Dienstag und vom Donnerstag und appellieren an die Menschlichkeit und die Verantwortlichkeit der Sicherheitsdirektion. Insbesondere forden wir erneut, dass bei Polizeieinsätze die Verhältnismässigkeit gewahrt wird und die Menschen- und Grundrechte seitens der Kantonspolizei Bern respektiert werden. Ausserdem sind wir der Ansicht, dass Polizeibeamte, die innert einer Woche zwei Mal mit gezogener Waffe rund um die Reitschule agieren, für Einsätze rund um die Reitschule nicht mehr tragbar sind. Ihr Einsatzort ist umgehend zu überprüfen.