Seit dem frühen Morgen hat die Polizei rund 5000 Menschen geräumt, die auf der Strasse zwischen dem Verladekrahn in Dannenberg und dem Zwischenlager in Gorleben sassen. Nachdem die Beamten die Blockierer zunächst friedlich weggetragen hatten, ging die Polizei Berichten zufolge zunehmend härter gegen die Atomkraftgegner vor. Radio Freies Wendland meldete, dass vier Wasserwerfer aufgefahren waren. Die Räumung ging jedoch trotzdem nur langsam voran, zumal sich Medienberichten zufolge geräumte BlockiererInnen immer wieder an anderer Stelle in die Blockade einreihten. Erst gegen 7.30 Uhr meldete der Castorticker, dass die Blockade komplett geräumt sei. Damit hat die Polizei mehr als vier Stunden benötigt, um die gewaltfreien Demonstranten von der Strasse zu kriegen. Noch immer hängen jedoch Kletterer in den Bäumen.
Schon zuvor hatte die Polizei mehr als elf Stunden nach dem Beginn der Greenpeace-Blockade des Verladebahnhofs Dannenberg durch einen als Bierlaster getarnten LKW die beiden einbetonierten Aktivisten aus dem Fahrzeug geholt. Erst um 6.15 Uhr waren die Greenpeace-Mitglieder mit Hilfe von Presslufthämmern und Trennschleifern aus dem Beton gelöst worden. Bereits eine Stunde zuvor hatten Polizisten die ersten der ursprünglich fünf Aktivisten der Umweltorganisation aus dem acht Meter langen umgebauten Brauereifahrzeug geholt.
Am Sonntag um 10.45 Uhr hatten mehr als 1.000 Atomkraftgegner begonnen, mit der Initiative »X-tausendmal quer« die Straße zum Atommüll-Zwischenlager in Gorleben zu besetzen. Nach mehr als 36 Stunden war ihre Zahl auf über 5.000 Blockierer angewachsen. Mehr als 1.800 Menschen hatten zuvor schon im Internet namentlich angekündigt, sich dem Atommülltransport in den Weg setzen zu wollen. Sprecherin Luise Neumann-Cosel: »Der gewaltfreie Widerstand wirkt durch die Vielzahl der Beteiligten und durch organisierte Deeskalation. Wir zeigen unser Gesicht. Wir setzen dem Atommüll und der massiven Polizeipräsenz uns selbst und unsere Entschlossenheit entgegen. Alle Beteiligten haben sich sehr gut auf die Begegnungen mit der Polizei bis zur Räumung vorbereitet.«
Wer mit X-tausendmal quer blockiert, hat sich auf einen Aktionskonsens verpflichtet. Dazu gehört, auf jede Gewalt zu verzichten, keine Menschen zu verletzen und die einzelnen PolizistInnen als Menschen achten, auch wenn ihr Handeln kritisierbar ist. Am Sonntag hat eine Umfrage unter den Beteiligten ergeben, dass die meisten erstmals an einer solchen Aktion teilnähmen.
Schon ab Freitag konnten Interessierte im Camp von X-tausendmal quer in Gedelitz Bezugsgruppen gründen und an Aktionstrainings teilnehmen. Die Aktionstrainings gibt es auch an der Straße vor dem Zwischenlager. Am Waldrand übten die Blockierer, wie eine Räumung vonstatten geht. Thema waren auch Gefühle wie Angst und Wut, Deeskalation wird gezielt trainiert.
Pressesprecher Julian Bank: »Die Kälte und die zunehmende Müdigkeit der Leute kann der wunderbaren Stimmung hier nichts anhaben. Unser Aktions-Unterstützungsteam hat sich selbst übertroffen. Es gibt nicht nur Strohsäcke, Planen und Isomatten für Alle, sondern auch dauernd heiße Suppe, frische Pizza – und inzwischen sogar einen Tischkicker!«
Die Initiative X-tausendmal quer blockierte 1997 zum ersten Mal einen Castortransport. Damals saßen 9.000 Menschen auf der Straße in Dannenberg gleich am Anfang der Straßenstrecke.
Quelle: http://www.redglobe.de/deutschland/umwelt/4116-polizei-raeumt-5000-blockierer-und-einen-bierlaster