Communiqué zum Tanz dich Frei 3 vom 25.5.2013
Bern lebt wieder! Im Zuge des Tanz dich Frei haben sich heute mehr als 10’000 Leute die Strassen Berns für eine Nacht zurückgenommen und sind dem Aufruf des Tanz dich Frei Drei gefolgt. Nach einem Warm-up beim Bahnhofplatz, setzte sich der Zug nach 20 Uhr in Bewegung.
Nachdem die Demo friedlich und auf geplanter Route loslief, wurde die Strasse auf der Höhe der kleinen Schanze von Feuerwehrautos und Sanität gesperrt. Diese räumten jedoch die Strasse und gaben die Route frei. Die Strasse zum Bundeshaus war frei, und der Zug setzte sich erneut in Bewegung. Ein paar Leute rüttelten im Vorbeigehen am Hochsicherheitszaun und filmten mit Handys das Geschehen. Darauf hin setzte die Polizei Pfefferspray ein und der Wasserwerfer wurde eingesetzt. Anschliessend wurde auch Gummischrot und Tränengaspetarden eingesetzt. Es wurden viele Menschen eingenebelt, Unschuldige gerieten in Panik, nicht wenige wurden verletzt. Dies führte bei vielen Teilnehmer_innen zu Wut und sie setzten sich zur Wehr.
Der Ausgang der Demo passt zu der Hetzkampagne von Reto Nause im Vorfeld, die eine bewusste Eskalation beinhaltete. Eine Hetzkampagne, die Angst machen sollte. Wo vor Massenpaniken gewarnt wurde. Nun hat die Polizei eine solche ausgelöst. Mit dem Einsatz von Tränengas Massenpanik verhindern zu wollen ist jedoch doof.
Die Ereignisse von heute Abend sind bedenklich, jedoch nicht unbedingt erstaunlich: So liess der Staat seine realen Absichten klar durchblicken: Der Schutz des Bundeshaus ist wichtiger als derjenige von tausenden von Menschen. Die Polizei nahm eine hohe Anzahl von Verletzten Personen in Kauf, um ein Gebäude zu schützen.
Die Menschen liessen sich von dieser Gewalt jedoch nicht beeinflussen und feierten friedlich auf der Schützenmatte weiter.
Mit der Veranstaltung wurde unter anderem auf die Stadtentwicklung aufmerksam gemacht:
Das Kernanliegen der aktuellen Stadtentwicklung ist es, der Entstehung einer A-Stadt entgegenzuwirken. Das heisst eine Stadt mit einem übermässigen Anteil an Armen, Alten, Arbeitslosen, Autonomen, Ausländer_innen, Asozialen und Anderen zu vermeiden.
Niemand fragt uns, ob diese Politik unseren Vorstellungen entspricht. Denn das tut sie nicht!
UNSER Problem ist, dass IHRE Aufwertungspolitik sich einzig und allein an den Bedürfnissen eines kleinen, wohlhabenden Bevölkerungsteils orientiert, denn nur Menschen mit Geld bringen die erwünschten Profite. All jene, die nicht zu dieser Schicht gehören, bleiben einmal mehr auf der Strecke. Der Nutzen ist nur einigen Wenigen vorbehalten, die Nachteile wirken sich aber im Alltag aller anderen aus. Die Nutzung des öffentlichen Raums wird grundsätzlich eingeschränkt, unliebsame Personengruppen aus diesem weggewiesen. In privaten Geschäften und immer mehr auch auf öffentlichen Plätzen werden wir von Kameras überwacht. Das (Nacht-)leben wird zusehends eingeschränkt. Politische Aktionen werden nicht toleriert und im Keim erstickt um eine möglichst hohe Abschreckung zu erreichen. Und dies sind nur einige Beispiele.
Auch wir wollen eine A-Stadt verhindern. Diese besteht für uns aber aus Aufwertungspolitik, Ausgrenzung und Ausbeutung. Wir wollen uns nicht auf der Nase herumtanzen lassen, sondern selber bestimmen, wo und wann wir tanzen! Die Aufwertungspolitik ist aber nur ein Symptom, eine logische Konsequenz des kapitalistischen Systems
Es ist schade, dass die Veranstaltung nicht friedlich zu Ende gefeiert werden konnte.