Seit Anfang August läuft in Griechenland die Polizeioperation »Gastfreundlicher Zeus«. Ihr Inhalt ist das genaue Gegenteil von dem, was der Name verspricht. Es handelt sich um eine Menschenjagd auf Flüchtlinge. Bis zum 10. September wurden 18993 Menschen zur Überprüfung ihrer Papiere vorläufig festgenommen. Viele von ihnen, nach Angaben des zuständigen Ministeriums für öffentliche Ordnung 2192 Personen, wurden wegen fehlender Aufenthaltsgenehmigung in Polizeihaft genommen oder in einem der neu eröffneten Abschiebelager festgehalten. Das einzige Kriterium für die Beamten, wer einer Überprüfung unterzogen wird, ist fremdländisches Aussehen, z.B. »zu dunkle Hautfarbe«. Aufnahmen entsprechender Praktiken der Einsatzkräfte sind im Internet dokumentiert: (tiny.cc/PolizeiAthen). Diese Bilder schwerbewaffneter Bereitschaftspolizisten, die im Athener Bahnhof einen Zug aus Nordgriechenland umstellen und nach Ausländern durchsuchen, sind alles andere als ein Beweis für die Demokratie in dem Land, das sich so gerne als Wiege derselben bezeichnen läßt.
Die Vorlage der Polizei und die rassistische Grundstimmung in der Bevölkerung nutzend, werden die Neofaschisten Griechenlands immer dreister. Bei den letzten Wahlen im Juni war die faschistische Chrysi Avgi (Goldene Morgendämmerung) erstmalig mit fast sieben Prozent und 18 Abgeordneten ins Parlament eingezogen. Die von ihren Mitgliedern und Anhängern bereits seit Jahren verübten meist nächtlichen Angriffe mit Knüppeln und Messern auf Migranten haben in den letzten Monaten stark zugenommen. Und nun geht die Partei auch offen und am hellichten Tag gegen die von ihr als Wurzel allen Übels stigmatisierten »Fremden« vor. Gleich dreimal attackierten in der letzten Woche Kader der Partei, darunter auch Abgeordnete, Migranten. Im nördlich von Athen gelegenen Rafina »kontrollierten« die sich selbst als »Sturmtruppen« bezeichnenden Neofaschisten am vergangenen Freitag die Genehmigungen ausländischer Kleinhändler auf einem Volksfest und zerschlugen die Stände derjenigen, die sich nicht korrekt ausweisen konnten. Dasselbe geschah am folgenden Tag auf einem Wochenmarkt in der westgriechischen Küstenstadt Mesologgi, worauf sich der griechische Kleinhändlerverband bei den Gewalttätern bedankte. Der dritte Angriff folgte kurz danach in der auf den Peloponnes gelegenen Stadt Kalamata. Hier verprügelten die faschistischen »Sturmtruppen« fliegende Händler an einer Straßenkreuzung. Jüngsten Umfragen zufolge könnte die Partei bei Wahlen mittlerweile mit einem zweistimmigen Ergebnis von bis zu zwölf Prozent rechnen.
Auch beim Widerstand gegen die Abschiebelager spielen die Faschisten eine Rolle. Denn nicht nur linke, antirassistische Organisationen demonstrieren gegen diese Sammellager, von denen das erste bereits im Mai in Amigdaleza, nordwestlich von Athen, eröffnet wurde. Den Ende August zusammen mit den Faschisten gegen die Eröffnung eines weiteren in einer ehemaligen Kaserne in der Nähe der Hafenstadt Korinth demonstrierenden Anwohnern ging es allerdings nicht um Menschenwürde und Rechte der hier eingesperrten Migranten. Der gebetsmühlenartig fast alltäglich von den Massenmedien vorgegebenen Hetze gegen »kriminelle Ausländer« folgend, wehren sie sich vielmehr ausschließlich gegen die Nachbarschaft von Migranten, die auch noch »zur Entwertung des eigenen Immobilienbesitzes« führe.