Wer wir sind
Das 8. März Frauenbündnis Zürich ist ein revolutionäres Bündnis aus verschiedenen Organisationen, Gruppen und Einzelfrauen. Als Kommunistinnen, Feministinnen, Autonome und Anarchistinnen setzen wir uns inhaltlich mit verschiedensten Themen rund um den Frauenkampf auseinander und organisieren seit rund 25 Jahren jedes Jahr eine Demo zum internationalen Frauenkampftag.
Gegen Rechtsstrutsch und Sexismus
Mit dem Motto für 2012 – «Frauen, haut auf den Putz! Gemeinsam gegen rechte Hetze und Sexismus!» – möchten wir einerseits auf den gesellschaftlichen und politischen Rechtsrutsch aufmerksam machen und andererseits daran erinnern, dass wir gemeinsam stark sind. Wir sind nicht bereit, den Abbau von Errungenschaften und die Verschärfung von Ungleichheiten einfach so hinzunehmen. Wir wehren uns entschieden gegen die vorgegaukelten Sachzwänge sowie die Individualisierung und Privatisierung gesellschaftlicher Probleme, die dazu führen, dass die Reichen immer reicher werden, die Armen immer ärmer und die Prekarisierten immer prekärer leben müssen.
Wieso wir auch dieses Jahr auf die Strasse gehen
Weil Sexismus alltäglich ist, weil halbnackte Frauen in der Werbung zum Kaufen animieren sollen, weil durch Initiativen wie «Abtreibung ist Privatsache» die erkämpfte Selbstbestimmung der Frau über ihren Körper wieder in Frage gestellt wird, weil frauenspezifische Fluchtgründe im Asylverfahren ignoriert werden, weil durch Sozialabbau und Sparprogramme Frauen im öffentlichen Dienst besonders hart getroffen werden, weil geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, Doppel- und Dreifachbelastung und ein Lohnunterschied von durchschnittlich 28% in Zürich Realität sind, weil Migrantinnen aufgrund ihres Geschlechts, ihres Aufenthaltsstatus und des rassistischen Klimas mehrfach diskriminiert werden, kämpfen wir am 8. März und das ganze Jahr um den rechtskonservativen Rollback zurückzuschlagen.
Frauen, kommt alle an die Demo: Samstag,10. März, 13.30 Uhr, Hechtplatz (ZH)!
8. März Frauenbündnis Zürich, frauenbuendnis(a)immerda.ch
:: Die Geschichte des 8. März und des Frauenkampfes von seinen Anfängen…
Die Wahl des Datums geht auf die Kämpfe der Textilarbeiterinnen in den USA zurück. Bereits 1857 kam es am 8. März in New York zu einer Demonstration gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen und für gleichen Lohn. Im Jahr 1908 kam es während einem Streik von Textilarbeiterinnen zu einem Massaker: 129 Arbeiterinnen starben in einem Feuer, weil Fabrikbesitzer und Vorarbeiter sie in der Fabrik einsperrten, um ihre Kontaktaufnahme mit der Gewerkschaft zu verhindern.
Die Ausrufung des Internationalen Frauentages geschah 1910 an der Internationalen Frauenkonferenz in Kopenhagen durch Clara Zetkin und weitere sozialistische Frauen aus 16 europäischen Ländern und der USA. Am achten März1911 wurde der Internationale Frauentag dann erstmals in verschiedenen Ländern begangen.
In den folgenden Jahrzehnten wurden europaweit Veranstaltungen, Demonstrationen und Aktionen durchgeführt zu Themen wie Krieg, Nationalismus und das Frauenwahlrecht, Arbeitsbedingungen, Ausbeutung, Mutterschutz, Bildung, Recht auf Schwangerschaftsabbruch. Ab den 20er Jahren zudem der Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus. Die Nazis verboten Anlässe zum 8. März, dennoch fanden heimliche Veranstaltungen gar im KZ statt. Frauen wurden einerseits ideologisch auf ihr Mutter- und Hausfrauenrolle reduziert, fanden sich aber real als Arbeiterinnen v.a. in der Rüstungsindustrie wieder. Nach 1945 fand der 8. März in den sog. westlichen Ländern während des Kalten Krieges v.a. im Rahmen parteipolitischer Veranstaltungen statt: für den Frieden, gegen das Wettrüsten. In der Schweiz kämpften bürgerliche und proletarische Frauen weiterhin ums Wahlrecht.
…zu den Befreiungs- und der neuen Frauenbewegung…
Ab den 60er Jahren eigneten sich die Frauen der Befreiungsbewegungen im Trikont den 8. März als Kampftag an. Noch bevor die neue Frauenbewegung in den Metropolen den Tag wiederentdeckten, fanden u.a. in Indien, Algerien und Ceylon Frauendemonstrationen statt, in Unterstützung der Befreiungskämpfe und mit spezifischen Forderungen zu ihrer Lage als Frauen.
Ende der 60er brach in den USA im Umfeld der Student/innenbewegung und unter dem Eindruck der Black-Powerbewegung die neue Frauenbewegung aus. Rasch entwickelte sich in Europa ähnliches: Frauen, die zuvor in gemischten linken Gruppen tätig waren, verabschiedeten sich und gründeten ihre eigenen Gruppen.
Die spezifische Situation von Frauen im gesellschaftlichen Gewaltverhältnis wurde analysiert. Das Private wurde politisch: Ins Zentrum gerückt wurden die patriarchalen Machtverhältnisse in Familie, Arbeit und Politik; die konkrete und strukturelle Gewalt von Männern gegen Frauen; der Zwang zur Heterosexualität und die Sozialisierung zu zwei Geschlechter. Die Hausarbeit im kapitalistischen Produktionsverhältnis wurde zum Kampfterrain erklärt, das seine Bedeutung als Feld revolutionärer Auseinandersetzung neben der Fabrik beansprucht. Es entstanden Frauenräume aller Art: Frauenhäuser, Nottelefone, Bibliotheken, Beratungsstellen etc. Frauen kämpften auch für bessere Arbeitsbedingungen, den 6-Stunden-Tag und Kinderbetreuungsplätze.
Im Laufe der 70er/80er Jahre wurde um viele Fragen gestritten: um die richtige Sexualität, um Militanz, Instituionalisierung, Parlamentarismus, um das Verhältnis von Geschlecht, Klasse und Rasse und um die neue “Spiritualität”. Auch die Frage der Männerbeteiligung an Aktionen und Demos war bereits damals umkämpft und führte zu Brüchen. Die Bewegung driftete auseinander. Ein Teil der Frauen entschied sich für eine Karriere in neuen und alten Parteien, ein anderer entschwand in den reaktionären Gefilden der Esoterik, weitere Teile professionalisierten ihr feministisches Engagement. Erkämpfte Räume verwandelten sich langsam zu staatlicher Infrastruktur, viele Forderungen wurden vom Mainstream aufgenommen.
…bis 2011 dem Jahr der Frauen-Jubiläen
Die Themen der hiesigen 8. März-Demos der letzten Jahre gleichen oft jenen des frühen 20. Jahrhunderts und der 70er Jahre. Vieles was erkämpft wurde, wird heute im Zuge des allgemeinen Rechtsrutsches – gerade in den Metropolen – bedroht oder bereits wieder grundsätzlich in Frage gestellt. Einiges geriet in Vergessenheit, und sehr viele Forderungen sind bis heute unerfüllt geblieben.
Zu betonen ist, dass die patriarchalen Strukturen hierzulande von besonderer verkrusteter Standhaftigkeit sind. Davon zeugt, dass es im Vergleich mit den umliegenden Ländern 50 Jahre länger dauerte, bis das Frauenstimmrecht 1971 (lokal gar erst mittels Zwang 1991) durchgesetzt wurde. Dass es über 30 Jahre und mehrere Initiativen brauchte, bis die Abtreibung 2002 durch die Fristenlösung legalisiert wurde. Dass es zwar einen Gleichstellungsartikel in der Verfassung gibt, erkämpft durch bürgerliche Frauen in den 80ern, dass es aber – trotz Frauenstreik 1991 – bis heute keine reale Gleichstellung gibt.
Die Einbindung von Frauen in die obersten Etagen der Herrschaft in Politik und (etwas spärlicher) Wirtschaft sind zwar Ausdruck der Entwicklungen, die u.a. durch Kämpfe von Frauen erreicht wurden. Sie stellen für uns aber nicht per se eine Verbesserung dar, sondern sind Teil einer Ausweitung der Einflussbereiche des kapitalistischen Systems. Die zunehmende Erweiterung und Flexibilisierung weiblicher Lohnarbeit ändert nichts an den Grundlagen der Ausbeutung, sie sind lediglich eine Modernisierung bestehender Verhältnisse. Wenn nun bürgerliche Kreise 40 Jahre Frauenstimmrecht und 30 Jahre Gleichstellung bejubeln und uns weismachen wollen, die vier Bundesrätinnen seien Grund zum Feiern, wissen wir: Reine Augenwischerei. Auch Bundesrätinnen gehen über Leichen, machen dabei nach altbekannter patriarchaler Logik einfach eine bessere Figur.
100 Jahre Frauenkampftag sind nicht genug!
Für die Überwindung von Kapital und Patriarchat! Gegen ihre Kriege!
Für eine Welt ohne Grenzen, ohne Ausbeutung und Unterdrückung!
8. März Frauenbündnis Zürich, Februar 2011
Quelle: http://ch.indymedia.org/de/2012/02/85539.shtml#aufruf