Free Nekane Demo in Bern (24.9.2016)

nekanewebdeutsch_1-768x1522

Posted in Antirep, Gefangeneninfos, Veranstaltungen | Tagged , , , , | Leave a comment

17.09.2016 Bern „Marsch fürs Läbe“ blockieren!

Marsch fürs Läbe stoppen!
hölleDer jährliche «Marsch fürs Läbe» soll am 17. September zum ersten Mal in Bern stattfinden. Die Initiant_innen geben sich nach Aussen weltoffen, jugendfreundlich und modern. In Wirklichkeit steht der Marsch für christlichen Fundamentalismus, Homofeindlichkeit, Nationalismus und patriarchale Ansichten.
Die Hauptforderung des Marsches zielt darauf ab, das Bild von «weiblichen Gebärmaschinen» zu propagieren. Während Männer* Geld verdienen sollen Frauen* Kinder kriegen und diese grossziehen.
Zusätzlich wollen die Organisationen des Marsches ein konsequentes Abtreibungsverbot einführen. Damit sollen Frauen nicht mehr selbstbestimmt über ihren Körper entscheiden können, sondern sich Gottes Willen unterordnen. Diese Ansichten und Forderungen greifen die über Jahrhunderte hinweg erkämpften Errungenschaften der
Frauen*bewegungen an. Lesbische, schwule, bi und trans* Menschen werden als krankhaft angesehen und sollen «wegtherapiert» werden. Das Auftreten des Marsches trägt zudem nationalistische und völkische Züge. So soll sich das Schweizer Volk und die Nation ihr Glück im Christentum suchen. Auch Kinder werden instrumentalisiert, indem sie mit Fahnen und Schilder posieren müssen.
Durch die breiten Proteste der letzten Jahre in Zürich, wurde der Marsch erheblich gestört und versucht sich nun in Bern zu etablieren. Wir wehren uns dagegen, dass in unserer bunten Stadt nationalistische, homo- und frauen*feindliche Gruppierungen eine öffentliche Plattform bekommen sollen.
Wir wollen selber entscheiden, wie wir leben und wie wir mit unserem Körper umgehen wollen. Deswegen rufen wir am 17. September um 13.30 beim Käfigturm in Bern zu einer bunten Demonstration und zu zivilem Ungehorsam auf.
Bern stellt sich que(e)r – Fundis stoppen!
Posted in Emanzipation, Squat the world, Veranstaltungen | Tagged , , , | Leave a comment

Wer – wen im Syrien-Krieg

Der von allen Seiten mit immenser Brutalität geführte Krieg, der Syrien seit nunmehr fünf Jahren heimsucht, hat eine humanitäre Katastrophe epochalen Ausmaßes zur Folge: Von geschätzt 400.000 Toten seit Beginn der Auseinandersetzungen im Frühling 2011 sprach Staffan de Mistura, der UN-Gesandte für Syrien, im April 2016 auf einer Pressekonferenz. Bereits im Juli 2015 überstieg die Zahl der Flüchtlinge, die das Land verlassen hatten, die Vier-Millionen-Grenze, dazu kamen laut Statistik des UN-Flüchtlingshilfswerks ­UNHCR bereits damals »mindestens 7,6 Millionen« Menschen, die innerhalb Syriens vertrieben worden waren.

ypgDem unbeschreiblichen Leid, das der Krieg um Syrien mit sich brachte, entspricht die Zahl der lokalen und internationalen Akteure, die sich auf syrischem Boden erbittert bekämpfen. »Ein immer wiederkehrendes Thema im syrischen Bürgerkrieg ist die schiere Vielzahl von aufständischen und dschihadistischen Protagonisten«, schreibt der Nahostexperte Charles Lister in seinem Standardwerk »Der syrische Dschihad«.1 »Bis Anfang 2015 haben zumindest 150.000 Aufständische in 1.500 verschiedenen, operativ getrennten bewaffneten Gruppen auf diversen Ebenen an den Kämpfen in Syrien teilgenommen.« Einige dieser Organisationen haben es zu weltweiter Berühmtheit gebracht: die kürzlich in Fatah-Al-Scham-Front umbenannte Nusra-Front, der »Islamische Staat« oder die Führungsgruppe der Islamischen Front, Ahrar Al-Scham. Von vielen kleineren hört man nur, wenn sie besonders abscheuliche Verbrechen begehen oder an strategisch bedeutenden Schlachten teilnehmen. Unterstützt werden die verschiedenen Gruppen der Opposition von zahlreichen regionalen Staaten – allen voran der Türkei sowie den Golfdiktaturen Saudi-Arabien und Katar – und den westlichen imperialistischen Hauptmächten USA, Frankreich und Großbritannien.

Der gegnerische Block rund um die syrische Regierung in Damaskus ist nicht weniger vielschichtig. Auch hier kämpfen lokale Milizen wie die Nationalen Verteidigungskräfte (NDF), Formationen der regulären Syrisch-Arabischen Armee (SAA) sowie ausländische Kräfte wie die libanesische Hisbollah, schiitische Milizen aus dem Irak und Soldaten aus dem Iran. Außerdem greifen global um Einflusssphären ringende Staaten ein, allen voran Russland.

Die unübersichtliche Vielzahl von Akteuren, die bisweilen in unterschiedlichen Konstellationen agieren, hat in der Linken entgegengesetzte Einschätzungen der Parteien des Syrien-Krieges hervorgebracht. Während einige – beispielsweise die Kampagne »Adopt a Revolution« – sich früh auf die Seite der »Opposition« stellten und bisweilen gar Sanktionen sowie eine militärische Intervention befürworten, fanden sich in Teilen des antiimperialistischen Spektrums unkritische Unterstützer Baschar Al-Assads und Wladimir Putins.

Damaskus–Teheran–Moskau

In einer kleinen Schrift aus dem Mai 1917 unter dem Titel »Krieg und Revolution« hatte einer der Begründer der marxistischen Imperialismustheorie, Wladimir Iljitsch Lenin, darauf hingewiesen, dass es zum Verständnis eines imperialistischen Krieges nötig sei, sich die Interessenlage konkurrierender Mächte vor dem Waffengang genau anzusehen: »Wenn man nicht den Zusammenhang dieses Krieges mit der vorausgegangenen Politik aufgezeigt hat, dann hat man nichts von diesem Krieg begriffen«, so der russische Revolutionär.

Geht man in Syrien nun zurück in die Jahre vor der Eskalation der Gewalt, so wird zunächst klar: Das geostrategisch bedeutende Land war eng verbunden mit anderen Gegnern des Westens. Syrien war ein integraler Teil der sogenannten »Achse des Widerstands« (Dschabha Al-Mukawama), des informellen Bündnisses zwischen Teheran, Damaskus, der libanesischen Hisbollah und der palästinensischen Hamas. Fernab davon, irgendwelche relevanten gemeinsamen gesellschaftspolitischen Visionen zu teilen, hatte das Bündnis der religiös wie politisch sehr unterschiedlichen Kräfte im Grunde nur zwei Ziele: einen Bruch mit der US-amerikanischen Hegemonie in der Region und den Kampf gegen Israel.

Syrien war logistisch aus Sicht der anderen an der »Widerstandsachse« Beteiligten von immenser Wichtigkeit. Das Land sei »der goldene Ring in der Kette des Widerstands«, formulierte Ali Akbar Welajati, Chef des iranischen »Zentrums für strategische Studien«, im Jahr 2010. Die Bedeutung der Achse Damaskus–Teheran fasst Jubin Goodarzi in einem ausführlichen Aufsatz für den Thinktank »Woodrow Wilson International Center for Scholars« so zusammen: »Sogar in der Ära nach dem Kalten Krieg mit ihrer amerikanischen Vorherrschaft auf regionaler wie internationaler Ebene und trotz der Einführung wirtschaftlicher Sanktionen gegen beide Länder waren Syrien und der Iran in der Lage, sich erheblichen Einfluss im Mittleren Osten, insbesondere im Irak, im Libanon und in anderen Staaten der Region zu sichern.«2

Neben der Einbindung in die »Achse des Widerstands« muss zum Verständnis der Ausgangslage in Syrien das Verhältnis zwischen Moskau und dem Baath-Regime betrachtet werden. Die russisch-syrischen Beziehungen waren zu Beginn der 2000er Jahre nicht so rosig, wie es aus heutiger Sicht im Rückblick erscheinen mag. Moskau befand sich noch in einem Prozess der Annäherung an die »westliche Wertegemeinschaft«.

Zwar waren traditionelle Verbindungen zu Syrien noch aus der Sowjetzeit geblieben – unter anderem in Form von 3,7 Milliarden US-Dollar Schulden, die Damaskus beim Kreml hatte (und die später im Austausch gegen die Zusage gemeinsamer Wirtschaftsprojekte teilweise erlassen wurden). Doch war das Handelsvolumen nicht allzu bedeutend, und auch die Waffenlieferungen, einer der wichtigsten Sektoren der Zusammenarbeit, blieben noch relativ begrenzt. Dies änderte sich im Jahr 2005, als sich die »russisch-syrischen Beziehungen dramatisch verbesserten«, wie der Russland-Experte Mark N. Katz in einer Studie für die Middle East Review of International Affairs 2006 bilanzierte.3

Bis zum Beginn des Syrien-Krieges festigten sich die Verbindungen zwischen Damaskus und Moskau. Mit der Marinebasis Tartus verfügt Russland in Syrien über den einzigen Stützpunkt für seine Kriegsschiffe im Mittelmeer. Die Regierung Baschar Al-Assads kauft vor allem Rüstungsgüter beständig in Russland. Und zur Ausbeutung von Rohstoffvorkommen bestehen lukrative Milliardenverträge mit russischen Unternehmen.

Zudem hatte sich bereits vor der militärischen Eskalation ein Ringen um Syrien zwischen zwei bedeutenden Exporteuren von Erdgas abgezeichnet: Katar wollte eine Pipeline über Saudi-Arabien, Syrien und die Türkei nach Europa legen. Das Projekt wurde von Damaskus abgelehnt zugunsten eines konkurrierenden Vorhabens: einer Pipeline aus dem Iran über den Irak und Syrien. Wenig überraschend sprachen sich die USA für das erste, Russland für das zweite Projekt aus. Damaskus entschied sich 2011 für die iranische Variante. Wegen der weitreichenden Implikationen der beiden Pipelineprojekte und der »scharf entgegengesetzten« Interessen Washingtons und Moskaus in dieser Frage sprechen Mitchell A. Orenstein und George Romer in einer Analyse für Foreign Affairs sogar von »Syriens Gaskrieg«.4

Gleichwohl kann die Vehemenz des russischen Eintretens für den Verbleib Assads nicht völlig verstanden werden, ohne auch vorhergegangene Interventionen in Betracht zu ziehen: Bereits der Sturz Muammar Al-Ghaddafis in Libyen beeinträchtigte Moskaus Interessen in der Region. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sprach damals von einem »Kreuzzug« des Westens und der zunehmenden Tendenz zur Einmischung in anderer Länder Angelegenheiten. Und auch in Osteuropa erreichte das Vorrücken der NATO gegen Russland in den vergangenen Jahren ein neues Niveau.

USA: Milliarden für Milizen

Als im Jahr 2011 in Syrien – durchaus aus »internen« wirtschaftlichen wie politischen Gründen – Proteste gegen die autoritäre, zunehmend neoliberale Herrschaft Baschar Al-Assads begannen, bezog der Westen früh Position. »Assad muss weg«, lautete die Losung. Dass es sich dabei nicht um eine aus »humanitären« Gründen erhobene Forderung handelte, zeigt ein Vergleich mit anderen Regimen der Region – etwa der Türkei, Bahrains oder Saudi-Arabiens –, deren Polizei- und Militärkräfte in den vergangenen Jahren noch grausamer gegen Oppositionelle vorgingen als der syrische Staat zu Beginn der Revolte: Nie wurde hier der Ruf nach Sanktionen, Rücktritt oder gar militärischem Eingreifen laut.

Die Entschlossenheit der Vereinigten Staaten und ihrer internationalen wie regionalen Partner, den syrischen Präsidenten zu stürzen, liegt unmittelbar in der Rolle Syriens für die antiwestliche Achse und als Partner Moskaus begründet. Für das Greater-Middle-East-Project, das Vorhaben der Umgestaltung des gesamten Mittleren Ostens nach westlichen Vorgaben, stellte Damaskus ein Hindernis dar.

Und: Die Schwächung Syriens bedeutete zugleich einen schweren Schlag für seine Verbündeten. »Während die Regierung Baschar Al-Assads wankt, wird Syrien zur Achillesferse des Iran. Der Iran hat eine große Menge an Ressourcen in das Land gepumpt«, stellte der ehemalige Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, Efraim Halevy, schon 2012 in einem Kommentar für die New York Times fest. Vom Fall Assads erhoffte sich Halevy, dass »die gesamten Kräfteverhältnisse in der Region sich verändern werden«: Hisbollah und Hamas würden geschwächt, und das »iranische Volk könnte einmal mehr gegen das Regime aufstehen, das ihm soviel Schmerz und Leid gebracht hat«. Neben der Ukraine bildet Syrien zudem einen wichtigen Schauplatz der Auseinandersetzung des Westens mit einem selbstbewusster werdenden russischen Imperialismus.

Aus diesen Gründen haben die USA riesige Summen in unterschiedliche Rebellenfraktionen gesteckt, sie militärisch ausgebildet und mit Waffen versorgt. Im Juni 2015 berichtete die Washington Post, dass die geheimen Mittel, die allein die CIA für Operationen in Syrien ausgebe, etwa eine Milliarde US-Dollar jährlich betragen. Es handle sich damit »um eine der größten verdeckten Operationen« des Dienstes.5 »Anders gesagt: Die USA haben einen echten Krieg gegen Syrien begonnen, und nur wenige Amerikaner haben das überhaupt mitbekommen«, kommentiert Patrick Higgins im linken Jacobin Magazine.6

Waffen und Gelder an »Rebellen« flossen nicht alleine von der CIA. Andere Dienste und Stellen in den Vereinigten Staaten wie etwa das Verteidigungsministerium (DoD) sponserten ebenfalls. Dazu kommen Zuwendungen aus den Golfmonarchien, der Türkei, Frankreich und Großbritannien.

Das Gros der Mittel diente einem Vorhaben: Wollte man Baschar Al-Assad ohne eigene »Boots on the ground« (Stiefel auf dem Boden) beseitigen, musste eine zuverlässige, vereinheitlichte Rebellenkraft aufgebaut werden, die militärisch handlungsfähig und politisch vertrauenswürdig ist. Den Idealfall – der freilich bislang nie eintrat – beschrieb der ehemalige CIA-Analyst Kenneth M. Pollack für den US-Thinktank »Brookings Institution« unter dem Titel »Eine bessere Armee der syrischen Opposition aufbauen«.7

Die »Neue Syrische Armee« (NSA) – die »Syrien regieren soll, wenn der Krieg vorbei ist« – müsse »prinzipiell verschieden« von der »Freien Syrischen Armee« (FSA) sein, diesem »totgeborenen und lächerlich gemachten Amalgam«, so Pollack. In der NSA solle eine strikte militärische Hierarchie herrschen, und die verschiedenen religiösen, ethnischen und sozialen Identitäten dürften keine Rolle spielen. Das müsse nicht heißen, dass die Rekruten säkular sein sollen. Sie können »sogar tiefreligiös sein, auch salafistisch«, solange sie »professionell« handelten und sich an den »Code of conduct« (die Verhaltensregeln) der Armee hielten.

Aufgebaut werde diese Armee zunächst »am besten nicht in Syrien«, sondern in Nachbarländern wie der Türkei oder Jordanien. Als Armee solle die NSA »apolitisch« sein, wenn überhaupt, dann nur an »syrischem Nationalismus« orientiert. Die aus mehreren zehntausend Kämpfern bestehende Armee solle dann logistisch sowie durch Luftschläge und möglicherweise eine Flugverbotszone – um die Möglichkeiten Russlands und des Irans einzuschränken – unterstützt werden.

Der Vorschlag stammt aus dem Oktober 2014, und bekanntlich wurde eine solche Armee trotz einiger Bemühungen bislang nicht geschaffen. Die Chancen, dass das noch geschieht, stehen schlecht. Statt dessen nahmen nach dem Scheitern wilder Versuche, alle möglichen Gruppen zu fördern, die irgendwie gegen Assad standen, innerhalb der NATO zwei unterschiedliche Strategien Gestalt an.

Die eine Linie ist eng mit der Außenpolitik der Türkei verbunden und wurde nach dem Einmarsch türkischer Truppen in die syrische Grenzstadt Dscharabulus Ende August offen sichtbar: Die AKP-Regierung setzt auf die Unterstützung einer breiten Palette sunnitischer Dschihadistengruppen, die sie zusammen mit vom türkischen Geheimdienst gelenkten Turkmenen-Milizen zu einer einheitlichen Kraft zusammenschließen und als Proxy, also als Stellvertreter, in Syrien einsetzen will. Der Großteil der beteiligten Organisationen8 kämpft für ein islamisches Staatswesen in Syrien auf Grundlage der Scharia. Ankara will sie gegen seine zwei Feinde in Syrien zu Felde führen: Baschar Al-Assad und die Kräfte der kurdischen Befreiungsbewegung rund um die Partei der Demokratischen Union (PYD) und ihre Volksverteidigungseinheiten (YPG).

Dieses Vorgehen unterscheidet sich von der Strategie Washingtons. Zwar unterstützen auch die USA immer noch FSA-Gruppen und dschihadistische Fraktionen. Doch hat sich das Hauptaugenmerk auf die YPG und die mit ihnen verbündeten »Demokratischen Kräfte Syriens« (SDF) verschoben. Die USA fliegen massive Luftangriffe zur Unterstützung der kurdischen Milizen, bilden ihre Kämpfer aus, liefern Logistik und sind selbst mit Spezialkräften an der Seite der Kurden vertreten. Sprecher Washingtons schwärmen von SDF und YPG als »unseren Alliierten« in Syrien, hochrangige Militärs und Politiker sind regelmäßig im kurdischen Autonomiegebiet Rojava zu Gast.

»Handlanger« des Imperialismus?

Die Zusammenarbeit mit dem US-Imperialismus hat den kurdischen Kräften aus einigen antiimperialistischen Kreisen den Vorwurf eingetragen, sich zum »Handlanger« der USA in der Region zu machen. Sieht man sich die konkrete Situation allerdings genauer an, so wird schnell klar, dass die Anschuldigungen (bislang) unbegründet sind und meist selbst einem sehr verkürzten Verständnis von Antiimperialismus entspringen, das im Grunde eher moralisierend als politisch ist.

Vielmehr verhält es sich so, dass die kurdische Bewegung rund um die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die syrisch-kurdische PYD und ihre bewaffneten Kräfte YPG die einzige wirkmächtige Kraft in Syrien sind, die zum einen eine politische Idee vertritt, die für das gesamte Land – also jenseits konfessioneller und ethnischer Trennlinien – eine mögliche gesellschaftliche Alternative entwirft. Zum anderen sind die kurdischen Parteien und Verbände die einzigen, deren Inhalte in irgendeiner Weise als Bezugspunkt für die internationalistische Linke gelten können: Rätedemokratie, Geschlechtergerechtigkeit und Ablehnung rassistischer wie religiöser Diskriminierung. Sozialistisch in ihrer Gesamtheit sind sie zwar nicht, doch gibt es in ihnen sozialistische, anarchistische und kommunistische Strömungen.

Erscheint so die kurdische Bewegung als der »logische« Bezugspunkt der internationalen Linken (und ist dies ja auch in der Tat für zahlreiche kommunistische, anarchistische und sozialistische Gruppen weltweit), so bemüht sich eine Minderheit um ihre Diffamierung als »proimperialistische« Stellvertreterkräfte. Diese Auffassung ignoriert vollständig die zwischenimperialistischen Widersprüche in Syrien, die USA (und Israel) werden als omnipotente globale Strippenzieher phantasiert, und die Frontstellung gegen diese beiden Länder ist das einzige Kriterium zur Bewertung eines bestimmten Akteurs.

Gegen diese verkürzte Auffassung haben sich eine Reihe kurdischer und türkischer Sozialisten zu Wort gemeldet: »Kollaboration ist nicht die Annahme militärischer Hilfe während der Bedrohung durch ein Massaker, sondern das Eintreten in imperialistische Abhängigkeit und koloniale Beziehungen«, erinnert etwa Ridvan Turan in der kurdischen Tageszeitung Özgür Gündem. »Zu behaupten, dass die Annahme von Waffen diese Bedeutung habe, ist eine vollständige Absage an den Klassenkampf. Der Charakter solcher Beziehungen wird nicht in einem ›Moment‹ definiert, sondern im Laufe eines ›Prozesses‹.«9

Notwendige Gratwanderung

Turan bemüht einen Vergleich: »Denkt daran, dass es Lenins Transport aus der Schweiz nach St. Petersburg mit der nötigen materiellen Unterstützung durch den deutschen Imperialismus war, der zu einem der besten Momente des Ersten Weltkriegs führte.« Lenin nutzte Interessenkonflikte zwischen imperialistischen Mächten für seine eigenen Zwecke.

Im Grunde ist es genau das, was die kurdische Bewegung in Syrien tut. Aus den Kräfteverhältnissen zwischen den verschiedenen imperialistischen Mächten, die im »Great Game« um Syrien mitspielen, hat sich für die einzige größere progressive Kraft in diesem Krieg eine Chance eröffnet. PYD und YPG erkämpften sich zunächst eine starke Position in ihren Kerngebieten und suchten dann mit zentralen Akteuren ein stabiles Verhältnis: Sie eskalierten den Konflikt mit dem Assad-Regime nicht, arbeiteten sogar, wo es ihnen nützte, mit Damaskus zusammen. Sie setzen nicht allein auf die USA, sondern sind auch um ein gutes Verhältnis zu Russland bemüht und pflegen dementsprechend diplomatische Kontakte.

Diese taktisch kluge Politik hat ein Ziel: Die zwei Kräfte, die der Entwicklung des kurdischen Projekts am feindlichsten gegenüberstehen – dschihadistische Fraktionen inklusive IS sowie die Türkei – daran zu hindern, die Fortschritte des Prozesses in Rojava zu beseitigen. Als ich vor kurzem mit einer der höchsten Repräsentantinnen der PKK in den Kandil-Bergen, Bese Hozat, sprach, erklärte sie: »Wir vertrauen keiner der Mächte in der Region – weder Russland noch den USA noch sonst jemandem. Aber wir versuchen, Bündnisse zu schaffen, mit deren Hilfe wir unsere Politik durchsetzen können.« In der Tat ist dieses Vorgehen ohne sinnvolle Alternative: Die einzige andere Möglichkeit, die die Anhänger des verkürzten »Antiimperialismus« der kurdischen Bewegung etwa während der Belagerung Kobanis hätten vorschlagen können, wäre, sich für die »reine Lehre« in Europa und den USA sitzender Kommentatoren umbringen zu lassen.

Gleichwohl ist das taktische Bündnis mit imperialistischen Mächten immer eine Gratwanderung. Die USA unterstützen die Kurden ja nicht aus Nächstenliebe, sondern um ihre eigenen Interessen zur Geltung zu bringen. Daraus resultiert das Spannungsfeld, in dem die kurdischen Kräfte agieren müssen: Während sie auf der einen Seite die Unterstützung der USA annehmen, müssen sie auf der anderen Versuche Washingtons, sie zu willigen Kollaborateuren zu machen, zurückweisen. Bislang ist PYD und YPG genau das gelungen: Sie haben sich der Eingliederung in die FSA (als diese noch schlagkräftiger war) widersetzt, ebenso dem Beitritt zum proimperialistischen »Nationalkongress Syrischer Kurden« (ENKS). Sie haben – etwa bei der Offensive auf Manbidsch – entgegen den Prioritäten der USA eigene militärische Ziele ausgewählt und verfolgt. Niemals haben sie ihr freundschaftliches Verhältnis zur in den USA wie in Europa verbotenen und verfolgten PKK in Frage gestellt, ebensowenig das Festhalten am alternativen Gesellschaftsprojekt des »demokratischen Konföderalismus«.

Internationale Solidarität

Kann man den Kurden bislang also keineswegs irgendeine »Kollaboration« vorwerfen, so zeichnet sich dennoch im imperialistischen Kräftediagramm immer mehr die Brüchigkeit diverser Bündnisse ab. Die erneute Annäherung von Russland an die Türkei sowie der von den USA unterstützte Einmarsch türkischer Truppen nach Syrien könnten eine Dynamik anstoßen, die es auch für PYD und YPG schwieriger machen wird, ihre taktische Gratwanderung fortzusetzen.

Doch gerade deshalb sind direkte Unterstützung durch Internationalisten sowie öffentlicher Druck auch in den imperialistischen Kernländern wichtiger denn je. Das Scheitern des demokratischen Autonomieprojektes in Rojava wäre ein schwerer Schlag für eine sich als antiimperialistisch verstehende Linke. Denn letztlich muss jeder, der versucht, mit der Hegemonie der USA, Frankreichs, Russlands oder der Türkei in der Region zu brechen, eine politische Idee vorschlagen, die zumindest in der Theorie eine eigenständige Entwicklung ermöglicht.

Die kurdische Bewegung verfügt über so eine Idee, die zudem noch für eine sozialistische Entwicklung hin offen ist. Weder Assad noch die Hisbollah, der Iran oder andere Lieblingsprojektionsflächen einiger »Antiimperialisten« haben eine vergleichbare Vision gesellschaftlicher Umgestaltung. Wenn also die Kurden scheitern, wird auch der Kampf um eine selbständige, autonome Entwicklung der gesamten Region zurückgeworfen.

Anmerkungen

1) Charles Lister: The Syrian Jihad. Al-Qaeda, The Islamic State and the Evolution of an Insurgency, London 2015

2 https://www.wilsoncenter.org/sites/default/file /iran_syria_crossroads_fall_tehran_damascus_axis.pdf

3 http://www.rubincenter.org/meria/2006/03/Katz.pdf

4 https://www.foreignaffairs.com/articles/syria/2015-10-14/putins-gas-attack

5 https://www.washingtonpost.com/world/national-security/lawmakers-move-to-curb-1-billion-cia-program-to-train-syrian-rebels/2015/06/12/b0f45a9e-1114-11e5-adec-e82f8395c032_story.html

6 https://www.jacobinmag.com/2015/08/syria-civil-war-nato-military-intervention/

7 https://www.brookings.edu/wp-content/uploads/2016/06/Building-a-Better-Syrian-Armyweb.pdf

8 Dabei sind unter anderem: Ahrar Al-Scham, Harka Nur Al-Din Al-Senki, Sultan-Murad-Brigaden, Dschabha Al-Schamija, Dschaisch Al-Tahrir und Failak Al-Scham

9 Übersetzt auf: https://www.nadir.org/nadir/initiativ/isku/pressekurdturk/2014/44/15.htm

Quelle: http://www.jungewelt.de/2016/09-10/121.php

Posted in Aus aller Welt, News | Tagged , , , , | Leave a comment

Krieg ohne Grenzen

Das Hauptquartier der türkischen Polizeikräfte in der Stadt Cizre im Südosten des Landes ist am Freitag durch einem Autobombenanschlag der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vollständig zerstört worden. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu starben bei dem Anschlag elf Polizisten, fast 80 weitere seien verletzt worden. Dagegen sprach die kurdische Nachrichtenagentur Firat unter Berufung auf Augenzeugen von »Dutzenden« getöteten Beamten. Bilder zeigten ein vollständig zerstörtes mehrstöckiges Haus. Die Regierung verhängte eine Nachrichtensperre.

In dem Gebäude waren unter anderem der polizeiliche Nachrichtendienst sowie Aufstandsbekämpfungseinheiten untergebracht. Von hier aus operierten die aus türkischen Faschisten und Dschihadisten gebildeten Sondereinheiten PÖH, die für den Tod von mehr als 300 Zivilisten in Cizre verantwortlich gemacht werden. So waren während monatelanger Ausgangssperren im vergangenen Winter 140 Menschen – darunter der Vorsitzende des Volksrates von Cizre, Mehmet Tunc – in den Kellern ihrer von den PÖH beschossenen Häuser verbrannt.

Mit dem Anschlag solle auf die Situation ihres in Isolationshaft gefangenen Vorsitzenden Abdullah Öcalan hingewiesen werden, erklärte die Guerilla, die in den letzten Wochen bereits rund ein halbes Dutzend Anschläge auf Polizeizentralen in kurdischen Städten verübt hatte. Seit April letzten Jahres durfte Öcalan keinen Besuch mehr von Verwandten, Anwälten oder kurdischen Politikern empfangen, seit Monaten fehlt von ihm jedes Lebenszeichen. Mehrere auf der Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer stationierte Offiziere waren nach dem gescheiterten Militärputsch Mitte Juli wegen mutmaßlicher Verbindungen zu den Putschisten verhaftet worden. Zudem kursieren Gerüchte, wonach die Ermordung des PKK-Vorsitzenden Teil des Putschplans gewesen sein soll.

Bereits am Donnerstag war in der Schwarzmeerprovinz Artvin die Wagenkolonne des Vorsitzenden der kemalistisch-sozialdemokratischen Republikanischen Volkspartei (CHP), Kemal Kilicdaroglu, in ein Feuergefecht zwischen einer PKK-Einheit und der Armee geraten. Der Oppositionsführer blieb unverletzt. Innenminister Efkan Ala beschuldigte umgehend die PKK, einen Anschlag auf Kilicdaroglu verübt zu haben. Das wies die kurdische Guerilla am Freitag zurück: »Die Aktion richtete sich definitiv nicht gegen die CHP und Kemal Kilicdaroglu. Ziel waren die Einsatzkräfte des türkischen Staates.« Der Angriff der »Revolutionären Vereinigten Volksbewegung« (HBDH), zu der sich die PKK mit neun marxistisch-leninistischen Organisationen zusammengeschlossen hat, habe einem Konvoi der Armee gegolten. Von der dahinter fahrenden Kolonne des CHP-Vorsitzenden habe die ­Guerillaeinheit nichts gewusst.

85962Im Norden Syriens beschossen die türkischen Invasionstruppen in der Nacht zum Freitag kurdische Stellungen nahe der Stadt Manbidsch. Die »Volksverteidigungseinheiten« (YPG) hätten sich nicht, wie von den USA gefordert, auf das Ostufer des Euphrat zurückgezogen, hieß es zur Begründung aus Ankara. An der Seite der türkischen Truppen vorrückende Kämpfer der »Freien Syrischen Armee« setzten nach Angaben der syrisch-kurdischen Nachrichtenagentur Hawar bei einem Angriff auf das Dorf Dandania bei Manbidsch chemische Kampfstoffe ein. Bilder zeigen Dorfbewohner mit Hautverätzungen.

Quelle: http://www.jungewelt.de/2016/08-27/001.php

Posted in Aus aller Welt, News | Tagged , , , , , | Leave a comment

Demo in Zürich: Erdogan und die AKP stoppen (27.8)

Seit bald einem Jahr hat die türkische Regierung unter Erdogan den Krieg in Nord-Kurdistan (dem Südosten der Türkei) erneut aufgenommen. Ein grausamer Krieg wird geführt, in dem vertrieben, gefoltert und ermordet wird. Der Krieg richtet sich gegen die fortschrittliche Bewegung in der Region, welche gestärkt durch die Erfahrung der Revolution in Rojava eine reale Alternative zu den Gesellschaftsmodellen der AKP oder des türkischen Militärs darstellt.

ErdoganAKP_Stoppen_A3-page-001

Auch im Westen der Türkei laufen staatliche Angriffe gegen alle Menschen, die der gewalttätigen Autokratie von Erdogan und der AKP etwas entgegensetzen. Seien es massive Polizeieinsätze gegen linke Quartiere in Istanbul oder Ankara, Versammlungsverbote gegen Demonstrationen zum Frauenkampftag am 8. März sowie der Gay Pride oder die versuchte Gleichschaltung von kritischen JournalistInnen: Der Staat versucht plattzumachen, was sich gegen die politischen Visionen des türkischen Präsidentenpalasts stellt.

Der versuchte Militärputsch Mitte Juli repräsentiert derweil den Konflikt zwischen zwei Fraktionen der Elite in der Türkei und es geht weder beim Putsch noch bei dessen Abwehr durch die AKP-Regierung um die Wiederherstellung von demokratischen Grundrechten. Jede dieser Fraktionen ist auf ihre jeweils eigene Art und Weise reaktionär, keine repräsentiert auch nur in Ansätzen so was wie Fortschritt.

Nachdem der Putsch gescheitert ist und die AKP in einer ersten Phase die Gunst der Stunde nutzt, um die Reihen der Justiz, des Militärs und der Polizei mit noch mehr ihrer Leute zu füllen sowie den ganzen Bildungsbereich umzukrempeln, muss in einer zweiten Phase damit gerechnet werden, dass der Krieg gegen die fortschrittliche Bewegung in Kurdistan und in der Türkei fortgesetzt und intensiviert wird. Staaten wie die Schweiz oder Deutschland werden sich davor hüten, allzu laut dagegen anzubellen. Zu wichtig ist die Türkei als Türsteher an den Grenzen zur EU, als Mitglied der NATO oder als Abnehmer von Waffen und anderen Rüstungsgütern.

Umso wichtiger ist es, die Solidarität zwischen fortschrittlichen Kräften dort und hier zu verteidigen und weiter zu stärken. Überlassen wir das Feld weder den VerteidigerInnen der AKP noch des Militärs. Es gibt eine linke, kämpfende Bewegung in Kurdistan und der Türkei, die auch jetzt nicht zurückweichen wird, sondern weiterhin für mehr Autonomie vom türkischen Zentralstaat kämpfen wird. Lasst uns sie unterstützen und ihre Kämpfe mit den unsrigen verbinden!

Unterstützen wir den Widerstand in Kurdistan und der Türkei!

Erdogan und die AKP stoppen!

Demo, Samstag, 27. August, 14 Uhr Helvetiaplatz

Posted in Antifa, Aus aller Welt, Veranstaltungen, Wirtschaftskrise | Tagged , , , | Leave a comment

Demo in Brunnen

Bunte Demo gegen Rassismus in Brunnen
Hinschauen und Handeln – Rassist_innen auf dem Rütli die Plattform entziehen!
6.8.2016 – 14:15
Bahnhof Brunnen

Seit Jahren können sich Rechtsradikale und andere Rassist_innen ungestört auf dem Rütli versammeln, ohne dabei auf entschlossene Gegenwehr zu stossen.

Es gibt keinen Grund, dies zu tolerieren – wenn Nazis sich sicher fühlen und ungestört treffen können, öffnet dies weiteren Raum für rassistische Ideen und Taten. Setzen wir dem Verbreiten von menschenverachtendem und rückwärtsgewandtem Gedankengut ein Ende!

Während in den Städten vermeintliche Stille eingekehrt ist, haben sich Rechtsradikale vermehrt in die ländlichen Gegenden zurückgezogen und organisieren sich von dort aus. Setzen wir auch dem ein Ende.
Es ist an uns, den Widerstand selbst zu organisieren. Gehen wir dorthin, wo sich die Rechtsradikalen tatsächlich treffen und wohlfühlen – stören wir ihre Oase der Ruhe.

Keine Nazis in Brunnen und nirgendwo.
Rassismus im Alltag erkennen und bekämpfen: bleiben wir menschlich.

Wir alle sind gefragt. Lasst uns gemeinsam den Mythos Rütli begraben, denn Kuhwiese bleibt Kuhwiese!

Quelle: http://ch.indymedia.org/de/2016/06/97651.shtml

Posted in Antifa, Antira, Schweiz, Veranstaltungen | Tagged , , , , | Leave a comment

Freiheit für Nekane! Kundgebung am Freitag, 29. Juli 2016 in Luzern

NekaneKundFreiheit für Nekane!

Kundgebung am Freitag, am 29. Juli 2016 um 18:30 Uhr

beim Jesuitenplatz (bei Stadttheater) Luzern

 

 

Nekane Txapartegi, Baskin und Mutter einer 8-jährigen Tochter, sitzt in Zürich in Auslieferungshaft, nachdem sie als demokratisch gewählte Stadträtin aus der baskischen Kleinstadt Asteasu…

 

  • …von der spanischen paramilitärischen Polizei Guardia Civil 1999 entführt wurde und fünf Tage in einer Kontaktsperre vollkommen ausgeliefert war, ohne Kontakt zu einem Anwalt oder Arzt ihres Vertrauens noch zu ihren Angehörigen

 

  • …von der spanischen Polizei brutal gefoltert und sexuell misshandelt wurde

 

  • …von der spanischen Polizei gezwungen wurde, ein Geständnis zu unterzeichnen

 

  • … von der spanischen Justiz wegen des unter Folter erzwungenen Geständnisses

in einem Massenprozess zu sechs Jahren und neun Monaten Haft verurteilt wurde

 

  • …2007 aus Spanien geflohen ist

 

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg hat Spanien bereits

acht Mal verurteilt, weil Foltervorwürfe nicht untersucht und die Verantwortlichen

nicht angeklagt werden. Das letzte Mal Ende Mai 2016.

 

Die Auslieferung von Nekane verstösst gegen die von der Schweiz ratifizierte Antifolterkonvention.

 

Wir fordern die sofortige Freilassung von Nekane! Nein zur Auslieferung! Free them all!

mehr Infos: www.freenekane.ch       Kontakt: FreeNekaneLuzern@gmx.ch

Posted in Antirep, Aus aller Welt, Gefangeneninfos, Luzern, Veranstaltungen | Tagged , , , , | Leave a comment

Geduldsfaden gerissen

Drogen, Teeniemassen, Übergriffe: Die Berner Reitschule hat ihre eigene Schliessung verfügt, weil sie nicht alle städtischen Probleme ausbaden will.

Nachdem die Berner Reitschule am Samstag erklärte, «bis auf Weiteres» ihre Türen zu schliessen, wäre auch der Diskussion um das Kulturzentrum eine vorübergehende Pause zu wünschen. «Hat sich (sic!) in der Berner Reitschule ausgefeiert?», fragte sich der «Blick», der «Bund» diagnostizierte bei den BetreiberInnen «Überforderung» und «totale Hilflosigkeit», und Thomas Jauch, Kommunikationschef der CVP Schweiz, nutzte auf Twitter die Gelegenheit für den abgelutschten Spruch, es sei jetzt «Zeit für eine Umnutzung! An bester Lage der Stadt Bern braucht es einen Neubau (Büro, Wohnungen, Parkanlage).»

Sobald es um die Reitschule geht, treffen die Interessen rechter LokalpolitikerInnen auf jene der news- und skandaljagenden Medienhäuser. Die einen brauchen den ewigen Schuldigen, die anderen einen Aufreger im Titel. Die entscheidende Frage, was die BetreiberInnen ausgerechnet jetzt dazu veranlasst hat, die Reitschule vorübergehend zu schliessen, ist hingegen von sekundärem Interesse.

Nach längerem Schweigen hat sich die Mediengruppe der Reitschule mittlerweile dazu geäussert, was sie zu dem Schritt bewogen hat: «Namentlich haben sich letzte Freitagnacht mehrere gewalttätige Vorfälle im Grossraum Schützenmatte ereignet, bei welchen Menschen in ihrer psychischen und physischen Integrität verletzt worden sind.» Genaueres will die Mediengruppe «aus Respekt vor der Privatsphäre» der Betroffenen nicht sagen. Das Sicherheitspersonal der Reitschule habe sofort Hilfe geleistet, die Personen betreut und professioneller Hilfe übergeben, wie es weiter heisst. Was auch immer genau geschehen ist: Es hat dazu geführt, dass den ReitschülerInnen der Geduldsfaden gerissen ist.

Die Reitschule hat in der Bundeshauptstadt schon lange soziale Aufgaben übernommen, indem sie sich darum kümmert, was auf ihrem Vorplatz und dem davor gelegenen Parkplatz Schützenmatte geschieht. Nicht weil ihr diese Aufgabe offiziell zugeteilt wurde – sondern schlicht, weil sich die sozialen Probleme der Stadt Bern vor ihrer Haustür sammeln.

Wer schon einmal an einem Freitag- oder Samstagabend auf dem Vorplatz war, kennt die Situation: Im Schnitt 500 Leute tummeln sich an jedem Wochenendabend aufs Neue vor den Türen des autonomen Kulturzentrums bis auf die Parkplätze der Schützenmatte: vor allem Jugendliche, aber auch vereinzelt Junkies, Alkis und DealerInnen. Dass es bei so vielen Menschen, ob zugedröhnt oder nicht, zu Gewaltausbrüchen kommen kann, ist nicht verwunderlich. Die BetreiberInnen der Reitschule machen das ihnen Mögliche, damit es auf dem Vorplatz friedlich bleibt, indem etwa ihr eigener Sicherheitsdienst jeweils auf dem Vorplatz interveniert. Doch sie können keineswegs für alles, was in der 500-köpfigen Menge draussen geschieht, verantwortlich gemacht werden.

Ebenso wenig wie dafür, dass all diese Leute überhaupt auf den Vorplatz kommen. Der Drogenhandel hat sich 1998 unter die Brücke vor der Reitschule verschoben. Die rot-grüne Stadtregierung hatte ihn damals durch die Polizeiaktion «Citro» aus der Innenstadt in Richtung Schützenmatte gedrängt. Die Junkies kommen heute jeweils zum Konsumieren unter die Brücke, wenn das Fixerstübli auf der gegenüberliegenden Strasse geschlossen ist, die Wartezeiten zu lang sind oder sie dort Hausverbot haben. Schon seit Jahren fordert die Reitschule deswegen eine Entlastung in Form einer zweiten Drogenabgabestelle an einem anderen Ort. Und für die Jugendlichen fehlen in der Stadt Räumlichkeiten, in denen sie sich ungestört aufhalten können. Auf der Strasse scheinen sie für die StadtbewohnerInnen offensichtlich nicht zumutbar, weswegen sie die Polizei von den meisten öffentlichen Plätzen vertreibt.

Die selbstverfügte Schliessung ist für die Reitschul-AktivistInnen folglich vor allem ein Mittel, um die aufgeheizte Stimmung auf dem Vorplatz abzukühlen. Es ist übrigens nicht der erste Streik der Reitschule: Der fand im Herbst 1988 statt, als die BetreiberInnen aus Frust über den ausufernden Alkoholkonsum anstelle von politischem Engagement einen Bierstreik verordneten und einen Monat lang kein Bier mehr verkauften. Bleibt zu hoffen, dass diesmal die erhitzte Debatte durch die Schliessung wieder nüchterner wird.

Quelle: http://www.woz.ch/-6fa5

Posted in Antirep, News, Schweiz, Squat the world, Wirtschaftskrise | Tagged , , , | Leave a comment

Zerstörte Zukunft

Weltweit sind 65 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung. Mehr als die Hälfte sind Kinder

Weltweit lebten Ende vergangenen Jahres 65,3 Millionen Menschen als Vertriebene und Flüchtlinge. Das geht aus dem Jahresbericht hervor, den das UNHCR, die für diesen Personenkreis zuständige Hilfsorganisation der Vereinten Nationen, am 18. Juni veröffentlichte. Das ist ein Anstieg von 9,75 Prozent, zwölf Monate zuvor hatte die Zahl bei 59,5 Millionen gelegen. Fast die Hälfte der neu Hinzugekommenen, 2,5 Millionen Menschen, entfällt auf den Jemen. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate führen dort seit März 2015 einen von den USA unterstützten Interventionskrieg.

40,8 Millionen Menschen sind Vertriebene in ihrem eigenen Land, hauptsächlich aufgrund von Bürgerkriegen. Hinzu kommen 24,5 Millionen, die gezwungen sind, außerhalb ihres Heimatlands zu leben. Nur diese werden vom UNHCR als »Refugees«, Flüchtlinge, bezeichnet. Lediglich 3,2 Millionen von ihnen befinden sich auf dem Gebiet der EU, der USA oder in anderen Industrieländern. Das sind gerade mal 4,9 Prozent der Gesamtzahl.

fluchtIm Gegensatz dazu leben 86 Prozent aller vom UNHCR registrierten Flüchtlinge und Vertriebenen »in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, die in der Nähe von Krisensituationen liegen«. Der Anteil erhöht sich auf mehr als 90 Prozent, wenn man die palästinensischen Flüchtlinge hinzurechnet. Unter den zehn Ländern, die am meisten Flüchtlinge aufgenommen haben, sind fünf afrikanische Staaten mit ausgesprochen niedrigem Pro-Kopf-Einkommen. An ihrer Spitze liegt Äthiopien, gefolgt von Kenia, Uganda, der Demokratischen Republik Kongo und dem Tschad. Weltweit betrachtet, hat kein anderes Land so viele Flüchtlinge aufgenommen wie die Türkei, die von der deutsch geführten EU in die Rolle eines Pufferstaats für die »Festung Europa« gedrängt wird: 2,5 Millionen Menschen sind es nach Angaben des UNHCR. Im Verhältnis zur Bevölkerung leben am meisten Flüchtlinge im Libanon, dort kommen 183 Schutzsuchende auf 1.000 Einwohner.

Unter den Herkunftsländern der Flüchtlinge liegen Syrien mit 4,9 Millionen, Afghanistan mit 2,7 Millionen und Somalia mit 1,1 Millionen an der Spitze. Zudem sind auch innerhalb dieser drei Länder viele Menschen auf der Flucht. Die meisten solcher »Binnenvertriebenen« gibt es mit 6,9  Millionen in Kolumbien, gefolgt von Syrien mit 6,6 Millionen und Irak mit 4,4 Millionen. 51 Prozent aller Flüchtlinge und Vertriebenen weltweit sind nach Angaben des UNHCR Kinder.

Fakten und Prognosen zur Lage von Kindern und Jugendlichen insbesondere in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara enthält ein am Dienstag vergangener Woche veröffentlichter Bericht des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF). Zwar sei es seit den 1990er Jahren weltweit gelungen, die Kindersterblichkeit und den Anteil der Menschen, die in »extremer Armut« leben müssen, um fast 50 Prozent zu senken. Aber die Lage und die Zukunftssaussichten sind immer noch erschreckend und für die vergleichsweise reichen Industrieländer beschämend. Falls nicht massive Verbesserungen umgesetzt werden, würden UNICEF zufolge zwischen 2016 und 2030 fast 70 Millionen neugeborene Kinder »aus verhinderbaren Gründen« sterben, ohne das fünfte Lebensjahr zu erreichen. Insgesamt 167 Millionen Kinder würden 2030 in »extremer Armut« leben. Derzeit haben Angola, der Tschad und Somalia weltweit die höchste Kindersterblichkeit. 15,7 Prozent, 13,9 Prozent bzw. 13,7 Prozent aller Neugeborenen werden in diesen Ländern nicht einmal fünf Jahre alt.

UNICEF weist auch darauf hin, dass gegenwärtig ungefähr 124 Millionen Kinder im entsprechenden Alter keine Schule besuchen. Darüber hinaus hätten in einigen Regionen 40 Prozent der Kinder, die die Grundschule absolviert haben, trotzdem nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen gelernt. Für Babys von Müttern ohne Schulbildung sei das Risiko, vor dem fünften Lebensjahr zu sterben, fast dreimal so hoch wie für andere Kleinkinder. Um die Situation entscheidend zu verbessern, wären riesige Investitionen erforderlich. Derzeit fehlen laut UNICEF jährlich 8,5 Milliarden Dollar, um die Schulbildung von 75 Millionen Kindern in den am schlimmsten betroffenen Krisengebieten zu finanzieren.

Quelle: http://www.jungewelt.de/2016/07-06/076.php

 

Posted in Aus aller Welt, Migration, Wirtschaftskrise | Tagged , , , | Leave a comment

WUUP! Wuuup! Festival vom 1. bis 2. Juli im Sedel Luzern

2016 07 01-02 wuupwuup010716
Programm + Infos

Freitag:
20:00 Türöffnung
21:00 Autonomal / Hip Hop
22:00 Grimelshäuser/ Punk
anschliessend Soli-Youtube-Jukebox-Party

Samstag:
12:00 Brunch
14:00 Soli-Mojito-schlürfen im Sedel-Garten
15:00 Diskussion + Offener Austausch über laufende und anstehende Mobilisierungen/ Projekte usw. in der Schweiz, Österreich und evt. Deutschland
20:00 Küfa + Türöffnung
21:00 Lev Bro/ Hip Hop
22:30 NH3/ Ska Punk
24:00 Blockwart + Basur
anschliessend Mukke von Loukanikos

Sonntag:
10:00 Kater-Brunch

Camping:
Für den Campingplatz steht uns eine begrenzte Fläche zur Verfügung, die aber ausreichen wird. Bitte reist nicht alleine mit einem 6-Frau-Zelt an.

Shuttle:
Der Sedel-Shuttle fährt an beiden Tagen ab 20:00 Uhr
ab Sedel ’57 und ’27
ab Löwenplatz (Sitzbank bei Businsel) ’03 und ’33
ab Bundesplatz (vor Tankstelle) ’10 und’40
ab Kasernenplatz (Veloplatz vor Museum) ’15 und’45

Einnahmen:
Alle Einnahmen von Küfa/ Brunch/ Eintritt/ Tombola/ Jukebox/ Mojitos & Drinks an der Kasse werden dringend benötigt um die Verfahrenskosten der 4 Verhafteten der letztjährigen Mai-Demo sowie der über 20 laufenden Verfahren im Zusammenhang mit der Besetzung “Gundula” zu decken. Getroffen hat es wenige – gemeint sind wir alle! Kommt in den Sedel und solidarisiert euch mit den Betroffenen.

Hintergrund:
http://www.zentralplus.ch/de/news/gesellschaft/3637557/Demonstranten-beschuldigen-Luzerner-Polizei.htm

http://www.zentralplus.ch/de/news/gesellschaft/5495530/«Gundula»-ist-jetzt-obdachlos.htm

Posted in Antirep, Lagota, Luzern, Veranstaltungen | Tagged , , , , | Leave a comment