Wettkampf des Wahnsinns

Im Kampf um das nordsyrische Afrin hat Syriens Diktator Bashar al-Assad der kurdischen Miliz YPG Hilfstruppen geschickt. Das läuft Plänen des türkischen Präsidenten Erdoğan für Syrien zuwider.

Bashar al-Assads Schritt sorgte für Verwunderung. Am Dienstag vergangener Woche wollte der syrische Dik­tator die Kurdinnen und Kurden im nordsyrischen Afrin mit ein paar Hilfstruppen unterstützen. Truppen aus dem Lager Assads hatten gerade erst versucht, die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) von einigen Ölfeldern zu vertreiben; dabei bilden die SDF und die kurdische Miliz YPG, die Afrin verteidigt, eine Einheit. Überrascht mag auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan gewesen sein, denn kurz bevor die ersten schiitischen Milizionäre mit ihren Pickups Richtung Afrin aufbrachen, hatte er versichert, er habe sich mit dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani und mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geeinigt, dass keine Truppe nach Afrin verlegt werden solle.

Die türkische Regierung ließ wissen, Assads Truppen würden nur dann in Afrin akzeptiert, wenn sie die YPG entwaffneten. Daraus schlossen einige Kommentatoren, ein solches Szenario sei das eigentliche Ziel der Türkei. Man kann es aber auch so lesen: Wer den türkischen »Antiterrorkampf« stört, wird angegriffen. Das legitimiert dann auch Attacken auf Assads Truppen.

Assad ist zwar auf Putins Hilfe angewiesen, aber er ist nicht dessen Marionette. Putin kann Assad nicht fallen lassen, denn damit würde auch die russische Politik in Syrien scheitern. Erdo­ğan wiederum verfolgt langfristige ­Ziele und ist nicht bereit, die türkisch-syrische Grenze wie vor dem syrischen Bürgerkrieg von Assad schützen zu ­lassen.

Entsprechende Vorschläge, geäußert etwa vom ehemaligen türkischen General­stabschefs İlker Başbuğ, lehnte Erdoğan strikt ab. Wie die langfristigen Ziele der türkischen Politik in Syrien aussehen, wird an der Errichtung auf Dauer angelegter politischer Strukturen in dem bereits besetzten Gebiet bei al-Bab sichtbar, das die türkische Armee und mit ihr verbündete Rebellentruppen vergangenes Jahr vom »Islamischen Staat« (IS) erobert hatten. Außerdem hat Erdoğan Kämpfer aus etwa 30 Rebellengruppen unter dem Namen »Nationale Armee« für den Angriff auf Afrin aufgestellt. Dieser verdeutlicht den Anspruch, dass es sich dabei um die eigentliche Ver­tretung der syrischen Nation handle.

Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt hat die türkische Armee die Beobachtungsposten im Gebiet von Idlib, die der Türkei in Verhandlungen mit Russland und dem Iran zugestanden wurden, zu Stützpunkten ausgebaut und errichtet weitere. Assad musste seine Offensive gegen Idlib deshalb vorerst aufgeben und wendete sich gegen Ghouta. Der nachlassende Druck auf Idlib ermöglichte es der Türkei, von dort weitere Rebellen zum Kampf gegen Afrin abzuziehen.

Mit Idlib und der »Nationalen Armee« hat Erdoğan ein Faustpfand bei Verhandlungen um die künftige Gestaltung Syriens in der Hand. Der türkische Journalist Kadri Gürsel meint, in Afrin gehe es Erdoğan darum, das türkisch kontrollierte Gebiet bei al-Bab mit Idlib zu verbinden. Sollte das gelingen, würde die von Assad in jahrelangen Kämpfen zurückeroberte zweitgrößte syrische Stadt Aleppo von einem halbmondförmigen besetzten Gebiet eingefasst, das sich im Westen, Norden und Nordosten der Stadt erstreckt und in dem die aus mehrheitlich islamistischen Syrern bestehende »Nationale Armee« und türkische Soldaten stehen. Dadurch werde die Türkei zum Herrn über die Zukunft Syriens. Dies könne aber nicht im Sinne der syrischen, ­iranischen und russischen Regierung sein, so Gürsel.

Für Putin gab es gute Gründe, Erdo­ğan den Angriff auf Afrin zu gestatten. Dass die Spannungen zwischen der Türkei und den USA sich verschärft haben, kann er als Erfolg verbuchen. Doch langfristig könnte er sich ver­kalkuliert haben, denn bereits seine Syrien-Konferenz in Sotschi Ende Januar ist de facto geplatzt. Weder kamen die Kurden, noch hat die türkische Regierung aus Dankbarkeit dafür gesorgt, dass eine vorzeigbare Beteiligung der syrischen Opposition zustande kam. Die USA sind trotz der türkischen Drohung nicht aus Syrien abgezogen und Putin muss nun mehr Rücksicht auf Erdoğan nehmen.

Assad war vom ersten Tag an wegen des Einmarschs seines ehemaligen Verbündeten Erdoğan besorgt. Die Ressourcen für eine ernsthafte Verteidigung Afrins hat Assad nicht. Aber auch wenn die Entsendung einer überschaubaren Streitmacht nach Afrin an der militärischen Lage nichts ändert, so hat er doch klargemacht, dass er nicht willens ist, den türkischen Einfluss in Syrien einfach hinzunehmen.

Die Fronten sind damit abgesteckt. Assad besteht darauf, weiterhin die einzige legitime Macht in ganz Syrien zu sein und diese Stellung gegen möglicherweise zu Recht unterstellte neoosmanische Ambitionen Erdoğans zu verteidigen. Überdies gibt der ­syrische Präsident auch »den Zionisten« eine Mitschuld an der türkischen ­Invasion.
Erdoğan beruft sich nicht nur auf Terrorbekämpfung, sondern auch darauf, der syrischen Nation, wie er sie sieht, zu ihrem Recht zu verhelfen. Dass in seiner »Nationalen Armee« auch Menschen kämpfen, die nicht aus Syrien kommen, stört ihn nicht.

Er definiert die syrische Nation als sunnitisch und arabisch. Damit kann er auch die große Zahl von Araberinnen und Arabern agitieren, die in der von den Kurden mit Unterstützung der USA dominierten Zone in Syrien leben. Die USA scheinen für jene Bevölkerungsgruppe kein politisches Programm zu haben und lindern auch nicht deren ökonomische Not. Das könnte sich eines Tages bitter rächen. Außerdem kann Erdoğan diese Versäumnisse gegen den Aleviten Assad nutzen. Ein Wahlbündnis von Parteien, die antikurdisch und sunnitisch ausgerichtet sind, schmiedet Erdoğan derzeit auch in der Türkei. So wird die türkische Syrien-Politik auch im kommenden Wahlkampf eine wichtige ­Rolle spielen.

Allerdings hat sich Erdoğans »Nationale Armee« in Afrin als ineffektiv ­erwiesen. Ihre Führer sind zerstritten und häufig korrupt. Russland kontrolliert den Luftraum und kann die Türkei jederzeit aussperren. Putin scheint sich indessen, entgegen Gürsels Annahme, mit dem Gedanken angefreundet zu haben, Assad am Ende einen Frieden mit einer Opposition aushandeln zu lassen, die man international als halbwegs gemäßigt verkaufen kann und die finanziell, militärisch und ­politisch von der Türkei abhängig ist. Die USA hätten keine vorzeigbare Alternative.

Aber es ist nicht erkennbar, auf welchen Kompromiss sich Erdoğan und Assad einigen könnten. Daher könnte Assads Entsendung einiger Kämpfer nach Afrin eine neue Runde im syrischen Krieg einläuten.

Quelle: https://www.jungle.world/artikel/2018/09/wettkampf-des-wahnsinns

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8. März

Der 8. März ist der Tag, an dem weltweit Frauen Strassen und öffentliche Räume erobern, um ihre Forderungen zum internationalen Frauenkampftag kund zu tun. Es ist der Tag, an dem wir uns selbstermächtigt zusammenschliessen und mit der kollektiven Aktion unsere Ohnmacht durchbrechen.

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Wir sagen NEIN zu den erstarkenden reaktionären Kräften, die unsere Errungenschaften angreifen und zurück in traditionelle Geschlechterrollen schicken wollen.

Wir sagen NEIN zu Sexismus und Gewalt an Frauen, die weltweit immer krassere Ausmasse annehmen.

Wir sagen NEIN zu Kapitalismus und Imperialismus, die für Ausbeutung, Armut, Krieg und Naturzerstörung verantwortlich sind.

Wir sagen SCHLUSS mit diesem barbarischen System!

Entfesseln wir aus der erdrückenden Wirklichkeit die Möglichkeiten revolutionärer Veränderung und Befreiung!

Solidarität mit Afrin! Verteidigen wir die revolutionären Perspektiven, die in Rojava entwickelt werden!

Solidarität mit den revolutionären Bewegungen weltweit! Für den proletarischen Internationalismus!

Für den Kommunismus! 

Frauen, raus auf die Strasse am Samstag, 10. März 2018, 13:30 Uhr, Hechtplatz Zürich.

Texte und Infos: Frauenbündnis Zürich | Chronik kleinerer Aktionen zum Frauenkampfag 2018 |

Weitere Termine: Do, 1.3.18 – Winti – Film und Diskussion zum IFB in Rojava |

Quelle: https://www.aufbau.org/

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Neonazis geben sich “volksnah”

Nur weil es seit dem Konzertanlass in Unterwasser im Oktober 2016 medial wieder ruhiger geworden ist, heisst das nicht, dass sich die extreme Rechte in der Schweiz still verhält. Wir blicken ein Jahr zurück.

Sechzehn Jahre nach ihrer Gründung will die altbekannte Neonazipartei Partei national orientierter Schweizer (PNOS) neue Wege gehen. Sie geben sich ein neues Image und wollen für den Nachwuchs ansprechender werden. Als im Sommer 2016 einige junge Leute der Region Oberaargau auf die aus ihrer Sicht unbefriedigende Nachtleben-Situation aufmerksam machen und für eine Nacht das Risi-Bad in Aarwangen BE besetzen wollten, stellten sich die Angehörigen des PNOS-eigenen Sicherheitsdienstes «Ahnensturm» auf die Hinterbeine und proklamierten eine «national befreite Zone». Offen drohte der Ahnensturm den Organisator_innen und liess durchblicken, dass wer sich in dieser Nacht auf dem Gelände des Freibades bewegen sollte, sofort angegriffen würde. Die Veranstalter_innen des so genannten Risi-Dance zogen den Aufruf für ihre Protestaktion aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen zurück. Im Sommer 2017 wagte die PNOS gar den Zusammenschluss mit der dem Untergang geweihten Direktdemokratischen Partei Schweiz (DPS).

In Wileroltigen BE tobte diesen Sommer ein Sturm gegen einen Transitplatz für Sinti, Jenische und Roma. In Bürger_innenwehr- Manier formierte sich der Widerstand gegen das «Unbekannte», das «richtig» instrumentalisiert, Menschen Angst einzuflössen vermag. Plötzlich engagierten sich dort Rechtspopulist_innen, Neonazis und selbsternannte Heimatschützer_innen von nah und fern gemeinsam für die ihnen bisher völlig unbekannte Gemeinde im Berner Mittelland und versuchten, «alteingesessene Werte» zu erhalten und zu verteidigen.

Auch anderswo versuchen Deutschschweizer Neonazis und ihre verwandten etablierten Parteien, durch volksnahe Aktionen Stimmung zu machen. Die Junge SVP verteilte am 16. September 2017 in Biel/Bienne BE 1’000 Schokoküsse, um gegen eine «übertriebene politische Korrektheit in der deutschen Sprache» zu demonstrieren. Mit Slogans wie «Kein Mohrenkopf ist illegal» und «Je suis Mohrenkopf» versuchten sie, Bürger_innen für ihre Anliegen zu gewinnen.

Dynamik in der Westschweiz

Während in der Deutschschweiz szeneinterne Umstrukturierungen das Bild prägen, ist die Westschweiz weiterhin von der rechten Dynamik aus Frankreich beeinflusst. Die französische Bewegung der Identitären bildet sowohl aktionistisch wie ideologisch ein starkes Vorbild. Einzelne Westschweizer Exponent _innen sind im «Bloc identitaire» aktiv. So etwa der aus Genf stammende Jean-David Cattin, der für die Identitäre Bewegung die Aktion «Defense Europe» koordiniert(e).

Die Zusammenarbeit in der Grenzregion Genf verstärkte sich in den letzten Jahren laufend. Das französische Bündnis «Autour du Lac» agiert etwa in der ganzen Region Genfersee und macht damit seinem Namen alle Ehre. Die Walliser Gruppe «Renaissance Helvétique» hat sich unlängst umbenannt und tritt nun unter dem Label «Résistance Helvétique» auf. Sie hat ihr Einflussgebiet ausgebaut und verfügt über mehrere Ableger in der Westschweiz. Damit gibt es neben der von Philippe Brennenstuhl dominierten Parti Nationaliste Suisse (PNS) eine weitere etablierte Struktur in der Waadt.

Ergänzt werden diese rechtsextremen Gruppierungen durch die in Genf aktive Kameradschaft Kalvingrad Patriote, die als Brückenbauerin zwischen den neueren Gruppen agiert. So waren es Angehörige von «Kalvingrad Patriote», die im April 2017 in Genf ein erstes Kampfsportevent unter dem Namen «Cabochards Contest» organisierten. Beteiligt haben sich alle genannten Gruppen, res- pektive ihre assoziierten Sportler_innen.

Am 10. Juni 2017 nahmen an einem weiteren Kampfsportevent in der Region Rhône-Alpes rund 300 Personen teil. Sie liessen den Abend bei Konzerten von Green Arrows (I), Jolly Rogers (E) und KMVII (I) ausklingen. Auch Schweizer Hammerskins (SHS) waren an diesem Anlass beteiligt.

«Résistance Helvétique» bemüht sich aber auch um ein politisches Image. Sie organisierte Konferenzen, nahm an diversen Veranstaltungen im Ausland teil und gibt sich, im Gegensatz zu den anderen Organisationen der Westschweiz, sehr medienaffin.

Musik verbindet

Der Grossanlass «Rocktoberfest» am 15. Oktober 2016 in Unterwasser SG zeigte deutlich, dass es für Neonazis bisher relativ einfach war, in der Schweiz Konzerte durchzuführen. Organisator_ innen liefen kaum Gefahr, dass Veranstaltungen von Behördenseite verboten oder aufgelöst würden. Kurz nach Unterwasser war der Druck auf die Behörden, aktiver gegen solche Veranstaltungen vorzugehen, gestiegen. Trotzdem fanden weitere Konzerte in und um die Schweiz statt: Im Grenzgebiet um Genf gab es mindestens zwei Events. Auch im Tessiner Grenzgebiet ist ein Konzert aus den Reihen von B&H/C18 bekannt geworden. Zudem hat die deutsche Band Skalinger diesen Sommer in der Schweiz gespielt.

In Lausanne verhinderte die Polizei am 2. November 2016 die «Konferenz zum Nationalismus», an der die Band Frakass (F) hätte auftreten sollen. Ein weiteres Konzert, das durch die Strukturen der «Crew 38 Romandie» organisiert wurde, ist polizeilich verhindert worden. Im Sommer vorher, am 2. Juli 2016, fand im Kanton Waadt ein Konzertabend mit drei Bands statt. Organisiert wurde der damalige Anlass ebenfalls über die ansässigen Hammerskin-Strukturen. Diese Konzerte konnten ungestört über die Bühne gehen.
Natürlich versuchte die rechtsextreme Szene, an den grossen «Erfolg» von Unterwasser anzuknüpfen: Im Juli 2017 wurden in Themar (Thüringen/D) durch das selbe Umfeld weitere Konzerte veranstaltet.

Der Gewinn der Anlässe dürfte hoch ausgefallen sein und wird wohl mindestens zum Teil den Angeklagten im so genannten Ballstädt-Prozess zugute kommen. Ein Teil des Gewinns dürfte zudem in die hiesigen Strukturen geflossen sein. Aufgrund des medialen Drucks im Nachgang zu Unterwasser wurden zwar mehrere behördliche Einreisesperren gegen rechtsextreme Bands ausgesprochen. Die gegen Phil Neumann, alias Flak (D) im Oktober 2016 verhängte Einreisesperre wurde durch die zuständigen Behörden jedoch erst nach seinem Auftritt am Event der Ostschweizer PNOS-Sektionen durchgesetzt. Im Januar 2017 wurde bei Polizeikontrollen vor einem durch die PNOS organisierten Konzert in Willisau eine Person dank gültiger Einreisesperre angehalten. Beim Hammerskin-Konzert im Sommer 2017 im fribourgischen Séry konnten die Bandmitglieder von Katastrof (I) wegen der Einreisesperren die Grenze nicht passieren – dieser Konzertabend fiel ins Wasser.

Reisefreudige Schweizer Neonazis

Nach wie vor scheinen Schweizer Neonazis gerne an Anlässen im Ausland teilzunehmen und sich europäisch besser zu vernetzen. So sind auch dieses Jahr Mitglieder von B&H/C18 Zürich am Rudolf Hess-Gedenkmarsch in Spandau beobachtet worden und Exponent_innen der frankophonen Gruppen rund um «Résistance Helvétique» nahmen im November 2016 am Grossaufmarsch der Nationalist_innen in Polen teil.

Die Anlässe im Ausland scheinen wichtiger geworden zu sein, weil praktisch alle schweizerischen (Schlacht)-Aufmärsche ausgesetzt wurden oder nicht mehr in der früheren Form durchgeführt werden können (Rütli, Sempach, Morgarten). Beobachtet wurde zudem eine Annäherung der Schweizer und der osteuropäischen Neonaziszene. Den Hammerskins nahestehende Neonazis aus der Romandie reisten mit der französischen NSBM-Band Peste Noire nach Kiew und pflegten dort bereits bestehende Kontakte. Dass Schweizer Neonazis aus der Romandie via «Misanthropic Division» die Kämpfe in der Ukraine und des «Azov-Bataillons» unterstützten, war bereits früher bekannt geworden. Weitere Beispiele für eine Annäherung sind Ausflüge von Exponent_innen der Hammerskins nach Polen und Tschechien sowie in den Balkan im Jahr 2017. Auch das Moskauer «Crew 38» Chapter steht mindestens seit 2012 unter dem Patronat der Schweizer Hammerkins. Schliesslich hat die PNOS im Februar 2017 den Russen Denis Nikitin ans Selbstverteidigungsseminar und an den russischen Kulturtag in einer Waldhütte in Aarberg eingeladen. Die gleiche Offenheit gegenüber den osteuropäischen Rechtsextremen zeigte auch die Schweizer Rechtsrockband Amok: sie trat am 11. März 2017 in Polen auf. Organisiert wurde das Event von B&H/C18-Strukturen. Nebst Amok traten Szenegrössen wie Oidoxie (D) und weitere Bands aus dem B&H-Spektrum auf.

Amok sorgte diesen Sommer für ein Novum: Die Musiker der Band, die stets darauf bedacht waren, nicht öffentlich aufzutreten, machten eine Ausnahme und gaben Bandinfos bekannt: Am Eichsfeldtag in Leinefelde (Thüringen/D), organisiert von Thorsten Heise, waren neben dem langjährigen und konstanten Mitglied Kevin Gutmann auch Jürg Steiner und Stefan Schälchli auf der Bühne zu sehen. Es erstaunt wenig, dass die über die Jahre frei gewordenen Plätze in der Band allesamt aus den B&H/C18-Reihen besetzt wurden.

Quelle: https://www.antifa.ch/neonazis-geben-sich-volksnah/

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Stelldichein für Neonazis

Zum »Lukowmarsch« in Bulgariens Hauptstadt Sofia kommen jährlich Mitte Februar auch zahlreiche ausländische Rechtsextreme. Gedacht wird dabei des antikommunistischen Nazikollaborateurs Christo Lukow.

Hunderte Menschen ziehen abends, teils uniformiert und mit Fackeln und bengalischen Feuern ausgestattet, durch die Straßen Sofias und rufen dabei nationalistische Sprüche wie »Frei, national, sozial«. Seit 2003 wiederholt sich dieses hässliche Schauspiel in Bulgariens Hauptstadt jährlich Mitte Februar. Der »Lukowmarsch« zum Gedenken an Christo Lukow, den Führer der antikommunistischen und ultra­nationalistischen Partei »Bund der Bulgarischen Nationalen Legionen« (SBNL), lockt seit vielen Jahren auch ausländische Gruppen an, die der Neuen Rechten und der Neonazibewegung zugeordnet werden können.

Neonazisungarn

Auch außerhalb Bulgariens ist der der Lukowmarsch ein Thema. So rief Ende 2016 eine Veranstaltung zur Gegenmobilisierung der Antifa Bulgaria in Dortmund die Partei »Die Rechte« auf den Plan, deren Mitglieder seit Jahren am Marsch in Bulgarien teilnehmen. Funktionäre der rechtsextremen Partei tauchten vor der Veranstaltung im anarchistischen Buch- und Kulturzentrum »Black Pigeon« in Dortmund auf und schwenkten Fahnen des Bulgarischen Nationalbunds (BNS), der den umstrittenen Marsch jedes Jahr anmeldet. Der BNS organisiert nach eigenen Angaben auch Wehrsportlager, an denen sich andere rechtsextreme Gruppen, nationalistische Parteien und militante Neonazis beteiligen.

Generalleutnant Lukow wurde 1935 zum Kriegsminister ernannt. Er knüpfte damals Kontakte zu Führungsper­sonen der deutschen Nazis und baute die SBNL mit deutscher Unterstützung zu einer faschistischen Organisation aus. Während des Zweiten Weltkriegs kollaborierte er mit den deutschen Nationalsozialisten in Bulgarien. Der Marsch endet stets vor Lukows ehemaligem Wohnhaus. Lukow wurde dort am 13. Februar 1943 – lange vor der Machtübernahme der Roten Armee in Bulgarien am 8. September 1944 – von Iwan Burudschiew und Violeta Yakowa erschossen, die sich der kommunistischen Partisanenbewegung angeschlossen hatten.

Die Kampagne für den Lukowmarsch versucht immer wieder, weitere Persönlichkeiten der bulgarischen Geschichte zu instrumentalisieren. So besuchten deren Mitglieder kürzlich das Denkmal von Christo Botew. Dieser kämpfte im 19. Jahrhundert gegen die osmanische Herrschaft, ihm schwebte aber ein demokratisches Bulgarien für alle ethnischen und religiösen Gruppen vor und er war von den Ideen rus­sischer Revolutionäre und der Pariser Kommune beeinflusst. ­Bereits die bulgarischen Stalinisten hatten Botew für sich vereinnahmt, nun versuchen dies die Neonazis, indem sie sich auf seinen Kampf gegen das Osmanische Reich und für eine bulgarische Nation be­rufen.

Im Zuge des Versuchs, eine neue Bewegung mit »Volkshelden« zu erzeugen, gedachte der BNS kürzlich auch deutscher Soldaten. Ende Dezember 2017 hielten bulgarische Nationalisten ein Heldengedenken für die Gefallenen der deutschen Streitkräfte des Ersten und Zweiten Weltkriegs auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Sofia ab und werteten deren Präsenz in Bulga­rien als Unterstützung bei der »Befreiung der unterdrückten Völker in Bulgarien« – eine deutliche Parteinahme. Die deutsche neonazistische Partei »Der III. Weg« postete ein deutschsprachiges Video und Fotos von der Ver­anstaltung auf ihrer Website. 2017 hatte eine Delegation der Partei am Lukowmarsch teilgenommen. Ebenfalls an Ort und Stelle waren Mitglieder der »Identitären Bewegung«.

Immer wieder suchen deutsche Rechtsextreme den Schulterschluss mit bulgarischen Gesinnungsgenossen. So besuchte das frühere AfD- und Pegida-Mitglied Tatjana Festerling im Juli 2016 die rechtsextreme Miliz »­Militärische Union Wassil Lewski« an der bulgarisch-türkischen Grenze. Im August 2017 reiste sie erneut nach Bulgarien, bot kurz darauf auf ihrem You­tube-Kanal taktische »Trainings in Bulgarien mit den dortigen Militärvete­ranen« an und stellte ein Interview mit einem Funktionär der Gruppe ins Internet. Besagte Gruppe ist nach Wassil Lewski benannt, einem bulgarischen Revolutionär, der im 19. Jahrhundert gegen die osmanische Besatzung kämpfte, wie Botew aber ein Demokrat war. Auch der BNS versucht, Lewski zu instrumentalisieren, und legt vor seinem Denkmal immer wieder Blumen ab.

2017 kamen etwas mehr als 800 Menschen zum Lukowmarsch, weniger als in manchen Jahren zuvor. Sofias Bürgermeisterin Jordanka Fandakowa hatte den Marsch zwar untersagt, die Polizei eskortierte die Teilnehmer dennoch durch die Stadt. Rund 400 Menschen protestierten dagegen. Die Gegenproteste sind in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Mehr als 173 000 Menschen haben zudem eine an Ministerpräsident Bojko Borissow gerichtete Onlinepetition des Jüdischen Weltkongresses unterzeichnet, den Marsch zu verbieten. Gesprühte Hakenkreuze und andere Neonazisymbole werden seit einigen Jahren seltener im Stadtbild Sofias. Wer durch die zahl­reichen Plattenbausiedlungen der Stadt läuft, wird sie aber weiterhin antreffen. Auch Souvenirs und Devotionalien mit NS-Symbolik werden noch an ei­nigen Orten verkauft.

Zu den Unterstützern des Marschs gehören Mitglieder von »Blood & Honour«, rechte Ultras und Hooligans der Fußballvereine Lewski Sofia und CSKA Sofia sowie die rechtspopulistische Partei IMRO-Bulgarische Nationale Bewegung (IMRO-BNB), die Teil der Regierungskoalition ist. Auch die neofaschistische Bewegung Casa Pound aus Italien, die neonazistische Organisation Schwedische Widerstandsbewegung (SMR) und die rechtsextreme Partei Nationale Wiedergeburt Polens (NOP) unterstützen den Marsch.

Für den 17. Februar hat der BNS den nächsten Lukowmarsch angekündigt, obwohl er von der Stadt erneut verboten wurde. Antifaschistische Gruppen kündigen Gegenveranstaltungen an. Unklar ist, ob Stadtregierung und Polizei das Verbot des Marschs durchsetzen werden.

Quelle: https://www.jungle.world/artikel/2018/06/stelldichein-fuer-neonazis

 

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Grossdemo gegen den Angriffskrieg Erdogans auf Afrin!

Halte stand, freies Afrin!

***Grossdemo gegen den Angriffskrieg Erdogans auf Afrin*** Samstag, 10.Februar, 14 Uhr, Bahnhofplatz Bern***
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Seit Mitte Januar greift die türkische Armee gemeinsam mit dschihadistisch-terroristischen Milizen die nordwestsyrische Region Afrin an und versucht dabei, die dortige demokratische Selbstverwaltung zu zerschlagen.

In den Wirren des Syrischen Bürgerkrieges gelang es den Menschen in Nordsyrien, eine demokratische und föderalistische Gesellschaft aufzubauen. In den mehrheitlich kurdisch besiedelten Gebieten wurde 2012 die Regierung von Assad friedlich entmachtet und die Verwaltung lokalen Räten übergeben. Das Zusammenleben wird auf der Basis von föderaler Demokratie, Frauenbefreiung und Ökologie, sowie kommunaler Wirtschaft aufgebaut.
Mit dem Aufstreben des sogenannten Islamischen Staates (IS) wurde dieses Projekt ein erstes Mal gewaltsam bedroht. Mit der Unterstützung der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und westlicher Staaten gelang es den Selbstverteidigungskräften YPG und YPJ der Partei der demokratischen Einheit (PYD), den sogenannten IS weitgehend zu besiegen. Zuerst in Kobane anfangs 2015, danach im Jahre 2017 auch in deren Hauptstadt Rakka. Während des Krieges konnten die demokratischen Strukturen gefestigt werden und 2016 riefen die Kantone Afrin, Manbidsch, Kobane und Cizire die Demokratische Föderation Nordsyrien aus. Wo früher die kurdischen Minderheiten unterdrückt wurden, leben heute Kurd*innen, Araber*innen, Assyrer*innen, sowie Turkmen*innen friedlich und gleichgestellt miteinander. Wo früher eine patriarchale Unterdrückung der Frau vorherrschend war, bestehen nun alle Gremien aus einer Doppelspitze mit Mann und Frau. Zudem wurden Frauenräte gegründet, um die politische Partizipation aller Frauen zu ermöglichen. Nicht ohne Grund wird die politische Umwälzung auch die Revolution der Frauen genannt.

Diese neue Gesellschaft ist dem türkischen Staatschef Erdogan ein Dorn im Auge. Zu sehr fürchtet er sich vor dem Erstarken der PKK und ihrer Schwesterorganisation PYD in Nordsyrien. Zu sehr sieht er sein Streben nach einer islamistischen Diktatur in der Türkei gefährdet.
Lange hoffte Erdogan auf den IS, welcher regelmässig durch die Türkei logistisch unterstützt wurde. So wurden beim IS einige Waffen gefunden, für welche die Türkei als Endverbraucher registriert war.
Nach der militärischen Niederlage des IS greift die Türkei nun selbst an und versucht den westlichen Kanton Afrin einzunehmen. Die grössten Leidtragende sind dabei Zivilist*innen. In einer Region, die lange vom Krieg verschont blieb und in der hunderttausende Flüchtende eine neue Heimat fanden, sterben nun täglich Menschen durch den massiven Bombenhagel und dem Artilleriefeuer der türkischen Armee. Mit an vorderster Front sind Dschihadisten verschiedener terroristischen Gruppen. Darunter auch Al-Kaida und ehemalige IS Terroristen.

Dem völkerrechtswidrigen Einmarsch schaut der Westen bislang tatenlos zu. Dabei setzt die Türkei viele Waffen ein, welche aus dem Westen, insbesondere aus Deutschland, stammen.
Die Europäischen Staaten bleiben aufgrund ihrer wirtschaftlichen Interessen, sowie dem Flüchtlingsdeal mit der Türkei still und lassen der türkischen Armee bei ihrer mörderischen Offensive freie Hand.
Wie es zusammengefasst der Moderator der WDR-Sendung Monitor treffend ausdrückte:
„Da führt ein NATO-Partner mit Hilfe islamistischer Terroristen einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen westliche Bündnispartner mit jeder Menge deutscher Waffen und die Bundesregierung spricht von einer fluiden Lage, die sie nicht bewerten will. Geht’s eigentlich noch verlogener?“

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Gegen die Angriffe auf Afrin können wir nicht tatenlos zusehen. Gleichzeitig können wir nicht auf Staaten hoffen und müssen eine Solidarität von Unten aufbauen!
Dem Gefühl der Ohnmacht müssen wir einen politischen Kampf gegen die türkische Diktatur entgegenstellen. Lasst uns auf die Strassen gehen und Druck aufbauen! Lasst uns unsere Solidarität mit der YPG und der YPJ zeigen! Brechen wir das Schweigen und die Gleichgültigkeit, wenn Zivilist*Innen getötet werden!
 Seid kreativ, seid aktiv!

Es lebe der Widerstand in Afrin!

Hoch die antinationale Solidarität!

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Es lebe der Widerstand in Afrin

Nach mehreren Platzkundgebungen gegen die Anschläge in Afrin versammelten sich gestern in Luzern zirka 200 Personen zu einem Demonstrationszug durch die Neustadt Richtung Helvetiaplatz.

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Durch zahlreiche Transparente und Parolen wurden die Angriffe der Türkischen Armee verurteilt und gefordert, das Schweigen über die Massaker zu brechen. Nicht zuletzt wurde Solidarität mit dem Widerstand bekundet; Bilder, die während der Demo mitgetragen wurden zeigten zivile Opfer der Angriffe und gefallene Wiederstandskämpferinnen. Auf dem Helvetiaplatz, wurde die Demonstration nach verschieden Redebeiträgen beendet. Unten einer der Texte, die gelesen wurden.

Die Verteitigung Afrins = Die Verteidigung der Frauenrevolution
“NO PASARAN” für Erdogans Faschismus

Seit mehr als einer Woche wird der Kanton Efrin (Afrin) in Rojava (syrisches Kurdistan) von der türkischen Luftwaffe bombardiert durch bevorstehende Massaker an Zivilist*innen bedroht. Bis zuletzt war Efrin eine der stabilsten und sichersten Regionen seit Beginn des Krieges in Syrien und Kurdistan.

Diese Bombenanschläge töteten bislang mehr als 100 Menschen und verletzten Hunderte von Zivilist*innen, hauptsächlich Frauen und Kinder. Diese genozidale Invasion richtet sich nicht nur gegen die Kurd*innen, sondern auch gegen andere Völker der Region, die während der Konflikte zu Hunderttausenden nach Efrin geflohen sind. Die Angriffe der türkischen Armee haben sich an vielen Orten gegen zivile Wohnräume gerichtet und diese zerstört; besonders im Dorf Haj Khalil in Rajo (Jinderese). Die “Spezialeinheiten”, die von der türkischen Armee eingesetzt werden, sind niemand anderes als die Dschihadisten von Heyet Tahrir El Sham von der FSA (Freie Syrische Armee). Wie in Kobane kollaboriert der türkische Staat mit den Feinden der Menschheit.

Die Kurd*innen und besonders die Frauen, als Vorreiterinnen der Revolution in Rojava und des Sieges von Kobane, verteidigten die Werte der Menschheit mit ihrem Leben. Im Kampf der Frauen von Rojava geht es darum, das gesellschaftliche Projekt der demoktratischen Autonomie zu verteidigen. Er ist Teil des Kampfes für die Emanzipation der Frauen und ist in den universalen Werten des Feminismus begründet. In Efrin kämpfen Frauen gegen die höchste Repräsentation des patriarchalen Systems, die sich heute, wie gestern in Sinjar (Shengal), als Akt des Fiminizids reproduziert – diesmal ausgelöst durch das faschistische Regime von Erdogan!

Arin Mirkan wurde zum Symbol der Frauenrevolution in Rojava und opferte ihr Leben für alle Frauen auf dieser Welt gegen den IS. Avesta Xabur kämpfte hart gegen dieses unterdrückende, patriarchale und machtlose System, indem sie sich gegen die Panzer der türkischen Armee auflehnte und ihr Leben dafür gab. Sie tat dies, um die menschlichen Werte dieser Frauenrevolution im Herzen des Nahen Ostens zu schützen, aber vor allen Dingen, um zukünftigen Generationen das Überleben zu ermöglichen. Avesta Xabur ist heute das Symbol des Kampfes für die Befreiung von Efrin.

Wir fordern nachdrücklich, dass die UNO, die EU und die internationale Gemeinschaft sofort Massnahmen ergreifen, um dieser Aggression, die das Leben von Hunderttausenden von Menschen droht, ein Ende zu setzen.
Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, ihr Schweigen, das die schweren Menschenrechtsverletzungen durch diese Angriffe legitimiert, zu brechen.

Wir rufen alle Frauen dieser Erde, Feministinnen, Demokrat*innen, Menschenrechtsverteidiger*innen und alle antipatriarchalen, antikapitalistischen, antiimperialistischen Kräfte auf, diesen Kampf gegen Vertuschung, Faschismus und Feminizid zu unterstützen!

Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E)

Nach der Demonstration wurde eine Gruppe junger Demoteilnehmer*innen für eine “normale Kontrolle” von Polizist*innen angehalten. Vermutlich sollen gerade junge Menschen, die sich politisieren, eingeschüchtert werden. Davon lassen wir uns nicht einschüchtern.
Widerstand ist überall!

Quelle: https://barrikade.info/Es-lebe-der-Widerstand-in-Afrin-774

 

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Protesttanz: Luzern bleibt RosA

Am Samstag Abend fanden sich ca. 50 Personen auf dem Bahnhofsplatz in Luzern ein, um mit Musik, Tanz und Tee gegen Leerstand und fehlende Räume für die Autonome Schule Luzern zu protestieren. Die zahlreichen Passant*innen wurden mit Flyern über das Geschehen informiert und mit Kreidemalereien wurde der Bahnhofsplatz verschönert.
Die Polizei kreuzte nach einiger Zeit kurz mit einem übertriebenen Aufgebot auf und versuchte die Musik zu beschlagnahmen, zog dann aber nach einer Viertelstunde unverrichteter Dinge wieder ab. Die Veranstaltung löste sich nach einem Protestzug durch die Stadt selbstbestimmt auf.

 

Ohne Dach über dem Kopf, dafür mit Tanz und Tee und rosa Brille!

protest

Willkommen in der Autonomen Schule Luzern!

Hier ist ein Ort, um zusammen gemeinsam selber zu machen, zu lernen und kennenzulernen.
Lasst uns gemeinsam dem Konsumzwang entkommen, Rassismus, Sexismus und Diskriminierung VERlernen und stattdessen lernen uns zusammen gegen Unterdrückung zu wehren, miteinander zu diskutieren und Sprachen und Wissen zu teilen.
Die Autonome Schule Luzern (ASL) ist seit längerer Zeit ohne überdachten Raum. Deshalb wurde im Dezember 2017 von der Gruppe Rosa Lavache eine leerstehenede Wohnung an der Güterstrasse 7 besetzt, um diese Räume der ASL zur Verfügung zu stellen. Leider wurde diese Wohnung geräumt, weil die besitzende SBB Immobilien AG den Leerstand vorzieht und keine kreative, alternative, selbstorganisierte Projekte duldet.

Luzern braucht mehr gemeinschaftlichen Lebensraum und freien Lernraum! anstatt Konsumtempel, Bürokratie und Büros, Überwachung, Leerstand und kakapipitalistische Scheisse.

Quelle: https://barrikade.info/Protesttanz-Luzern-bleibt-RosA-761

 

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Neue Runde im “großen Spiel”

Die lange angekündigte türkische Operation »Olivenzweig« mit ungewissen Fronten zeigt, dass der Krieg um Syrien noch lange nicht beendet ist

Der Einmarsch der türkischen Armee im Norden Syriens war erwartet worden. Die Operation unter dem Namen »Olivenzweig« begann in den frühen Morgenstunden des 19. Januar 2018. Ziel des Angriffes ist das Gebiet um die Kleinstadt Afrin, die rund 40 Kilometer nordwestlich der syrischen Metropole Aleppo liegt.

Unter dem Feuerschutz von in Deutschland produzierten »Leopard«-Panzern rückten Kampfverbände gegen Afrin vor, die von der Türkei und ihren Partnern am Golf und in der NATO bisher zu dem Zweck unterstützt worden waren, die syrische Führung zu stürzen, darunter auch die »Freie Syrische Armee«.

Die Türkei gibt vor, aus Gründen der »Selbstverteidigung« anzugreifen. Die Bewaffnung der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) durch den NATO-Partner USA bedeute eine Gefahr für die türkische Nation. Washington hatte die kurdischen Kämpfer seit 2014 als Bodentruppe der US-geführten »Anti-IS-Koalition« trainiert und ausgerüstet. Ankara gehört dieser Koalition ebenfalls an. Nun, da der »Islamische Staat« weitgehend zerschlagen ist, wollen die Vereinigten Staaten aus den kurdisch dominierten »Syrischen Demokratischen Kräften« eine 30.000 Mann starke Grenzschutztruppe schmieden.

Die Türkei sprach von einer »Terrorarmee«, deren Aufstellung verhindert werden müsse, und warnte die USA, deren Spezialeinheiten sollten sich angesichts der vorrückenden türkischen Soldaten von den Kurden fernhalten. Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte an, nach Afrin sei der östlich von Aleppo gelegene Ort Manbidsch dran. »Nach und nach werden wir diese dreckigen Terroristen, die in unser Land eindringen wollen, verscheuchen. Beginnend im Westen und bis hin zur irakischen Grenze.«

»Demokratische Föderation«

Afrin ist ein ländliches Gebiet. 360 Dörfer und Weiler gibt es, fast alle verfügen über eine Grundschule. In Afrin wird das beste Olivenöl Syriens hergestellt. Hier gibt es Wasser, Obst und Gemüse; die historischen Stätten des frühbyzantinischen Simeonsklosters und des Siedlungshügels Tell Ain Dara zogen früher Touristen und Archäologen an.

Afrin ist heute mehrheitlich von Kurden bewohnt. Es gibt Araber und Jesiden, die meisten Christen haben das Gebiet verlassen und leben heute in Aleppo oder anderen syrischen Städten. Wie Regierungschefin Hevi Mustefa der Autorin Anfang Januar 2018 angab, hat der Kanton heute mit rund einer Million Einwohnern eine sehr viel höhere Einwohnerzahl als vor dem Krieg. Geschuldet sei das dem Zulauf an Inlandsvertriebenen aus anderen Kriegsgebieten. Zudem hätten sich Geschäftsleute, die Aleppo 2012/13 verlassen hatten, in Afrin niedergelassen.

Seit 2014 gehört der Kanton der »Demokratischen Föderation Nordsyrien« an. Diese Föderation ist eine Gründung der Partei der Demokratischen Union (PYD), einer Schwesterorganisation der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Beide betrachten Abdullah »Apo« Öcalan als Präsidenten der Kurden. Der PKK-Gründer sitzt seit 1991 in der Türkei auf der Insel Imrali in Isolationshaft und kann sich selbst nicht politisch in die Entwicklungen einbringen.

Die ursprüngliche Straße von Aleppo nach Afrin führte früher über Asas unweit der syrisch-türkischen Grenze. Der Ort wurde nach 2012 von wechselnden islamistischen Kampfgruppen eingenommen und wird heute von der Türkei kontrolliert. Bauern aus dem Umland von Asas, die ihre Waren früher auf den Märkten von Aleppo verkauften, sind heute gezwungen, türkische Märkte zu bedienen, erzählt der Bruder eines Bauern aus Asas. Der Mann hat seine Familie seit Kriegsbeginn 2011 nicht gesehen. Er diente in der syrischen Armee und wird von den neuen Herrschern in Asas gehindert, seinen Heimatort zu betreten.

Der kurdische Checkpoint bei Nubul ähnelt einer Grenzanlage. Reisende müssen aussteigen und durch einen mit Draht abgesperrten Streifen die Kontrollen passieren. Dahinter wehen die Fahnen der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG und YPJ. Bilder von Abdullah Öcalan und als Märtyrern verehrten Gefallenen sind an Ortseingängen und Kreuzungen angebracht, an einem Checkpoint kurz vor der Stadt Afrin steht auf einem Sandwall groß in steinerner Schrift die Losung »Biji Serok Apo« zu lesen: »Es lebe unser Anführer Apo«. In der Stadt selbst wurden dieser Slogan sowie das Konterfei Öcalans mit Hilfe einer Schablone an viele Hauswände gesprüht.

Die Kurden in Afrin haben eine demokratische Verwaltung installiert. 15 Minister sind unter anderem für Kultur und Gesundheit, für Inneres und Äußeres sowie für die Verteidigung zuständig. Im Umland der Kleinstadt Afrin liegen heute Stützpunkte der Volksverteidigungseinheiten YPG/YPJ. Sie bilden – wie auch in Manbidsch, Hasaka und Ain Al-Arab/Kobani – eine Selbstverteidigungsarmee aus, die Hêzên Xweparastinê oder auch Hêza Parastina Xweser (HXP) genannt wird. Für die Bewohner der von YPG/YPJ kontrollierten Gebiete ist ein Grundwehrdienst in der HXP verpflichtend. Der Zulauf zu den bewaffneten Einheiten sei groß, weil man dort gut bezahlt werde, berichten aus Afrin stammende Kurden der Autorin in Damaskus. Fragen, woher die HXP Uniformen, Waffen und Munition erhalten hätten, weichen die Gesprächspartner aus. Es steht zu vermuten, dass die Ausrüstung von den USA per Luftfracht oder auf dem Landweg aus dem Nordirak geliefert wurde. Nach Afrin kamen die Waffenlieferungen vermutlich über den syrischen Militärstützpunkt und -flughafen Menagh südlich von Asas.

Ein Jahr lang, zwischen August 2012 und August 2013, hatten bewaffnete Gruppen Menagh belagert. Schließlich war der Stützpunkt von verschiedenen islamistischen Kampfverbänden, darunter auch dem IS, eingenommen worden. Im Februar 2016 eroberten die kurdischen Kämpfer und die »Syrischen Demokratischen Kräfte« das Gelände zurück, wobei sie von der russischen Luftwaffe unterstützt wurden.

Bei der türkischen Offensive »Olivenzweig« gehörte der Flughafen Menagh zu den ersten Zielen, die bombardiert wurden. Das russische Verteidigungsministerium erklärte dazu laut Sputnik News vom 20. Januar lapidar: »Die unkontrollierte Lieferung moderner Waffen an proamerikanische Kräfte in Nordsyrien durch das Pentagon, darunter nach vorliegenden Informationen auch schultergestützte Boden-Luft-Raketensysteme, trug zur raschen Eskalation in der Region bei und führte zu dem Spezialeinsatz der türkischen Truppen.« Das türkische Außenministerium wiederum gab an, das Eindringen in den Luftraum über Afrin werde mit Russland und Iran abgesprochen.

In der englischsprachigen türkischen Zeitung Hürriyet Daily behauptete ein Kommentator, es gebe zum Angriff auf Afrin keine Alternative. Das Gebiet werde »von den PKK-Banden« kontrolliert, über Afrin würden diese bewaffnet, mit Afrin kontrollierten sie »von Hatay bis Kilis« 65 Prozent der Grenze zur Türkei, in die sie jederzeit einsickern könnten. Das gefährde nicht nur deren territoriale Integrität und Sicherheit, sondern auch die Syriens.¹

Russlands Kalkül

Russland, das im Rahmen des sogenannten Astana-Prozesses mit der Türkei und dem Iran für Deeskalation und Dialog zwischen den verfeindeten Seiten in Syrien eintritt, unterhielt bei Afrin einen Militärstützpunkt, den es zu Beginn der türkischen Angriffe »aus Sicherheitsgründen für die Soldaten« räumte. Einen weiteren Stützpunkt haben die Russen östlich von Aleppo zwischen Al-Bab und Manbidsch eingerichtet. Die Stützpunkte dienen einerseits der Vermittlung zwischen den Kurden und der syrischen Regierungsarmee, andererseits fungieren sie als Puffer zwischen den Kurden und der Türkei.

In Moskau hat man kein Interesse an einer Konfrontation mit Ankara. Um den Rückzug von Kampfverbänden wie der Fatah-Al-Scham-Front oder Ahrar Al-Scham zu garantieren, war die Türkei in die Deeskalationsvereinbarungen im Zuge des Astana-Prozesses einbezogen worden. Sie sollte die Randgebiete von Idlib kontrollieren und die genannten bewaffneten Gruppen zwingen, Angriffe und Kämpfe einzustellen. Tatsächlich aber kooperiert die türkische Armee mit den islamistischen Milizen und wertet sie als offizielle Sicherheitskräfte und politische Akteure auf. Beispiele dafür sind die »Freie Syrische Polizei« oder die »Freie Syrische Armee«, die beide auch von der Bundesrepublik gefördert werden. Die Unterstützung für die neue Polizeitruppe wurde allerdings eingefroren, nachdem bekanntgeworden war, dass mit den Geldern auch Dschihadisten in Lohn und Brot gebracht worden waren.²

Für Russland ist die Sicherung und der Erhalt der syrischen Grenzen erklärtes Ziel seines militärischen Engagements in dem Land. Die Kritik an der Anwesenheit der US-Armee in Syrien – die weder von einer UNO-Resolution gedeckt ist noch von der syrischen Regierung genehmigt wurde und somit gegen das Völkerrecht verstößt – ist in den vergangenen Wochen schärfer geworden. Moskau warf Washington vor, sich als Besatzungsarmee in Syrien aufzuhalten.

Kurz nachdem ein Sprecher der U. S. Army die Bildung einer 30.000 Mann starken Grenztruppe im Norden Syriens bekannt gegeben hatte, erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow: »Es ist eine Tatsache, dass US-Streitkräfte sich in einem großen Teil des syrischen Territoriums ernsthaft an der Bildung von alternativen Regierungsstellen beteiligen. Das widerspricht völlig ihren eigenen Verpflichtungen, die sie bei mehreren Gelegenheiten eingegangen sind. Einschließlich im UN-Sicherheitsrat, wo es um den Erhalt der Souveränität und der territorialen Integrität Syriens geht.«

Gemeint ist u. a. ein Programm des US-Außenministeriums, das bereits 2017 kleine Spezialteams in die von Kurden kontrollierten Gebiete, speziell nach Rakka, entsandt hat, um dort »die Rückkehr von Vertriebenen« vorzubereiten. Sie sollen die Minenräumung beaufsichtigen (dafür hat die Bundesrepublik zehn Millionen Euro in Aussicht gestellt) sowie Polizeikräfte und lokale Regierungsstrukturen (Lokalräte) aufbauen.⁴ Lawrow sagte, die USA verfolgten offenbar den Plan einer Teilung Syriens. Das widerspreche den UN-Resolutionen und unterminiere die Friedensverhandlungen in Genf.

Russland unterstützt nicht nur die syrische Regierung militärisch, sondern hat sich auch stets als Vermittler in dem Konflikt angeboten, Verhandlungen und Gespräche gefördert und sich für die Einbeziehung der Kurden in den politischen Prozess eingesetzt. Dass Moskau die Türkei dazu bewegen konnte, als Partner Russlands und Irans Teil des Astana-Prozess zu werden, darf als großer Erfolg gelten. Eine solche Partnerschaft könnte nach russischem Kalkül einen wichtigen Schritt darstellen, die von USA, EU und NATO verfolgten Pläne, den Nahen Osten nach ihren Interessen neu zu ordnen, wirksam zu durchkreuzen. Dies zu verhindern, sicherte zugleich auch den Erhalt Syriens in seinen gültigen Grenzen und entspräche den eigenen regionalen Interessen.

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Großmachtpläne der Türkei

Den Einmarsch der Türkei in den Nordwesten Syriens wollte Russland nicht verhindern. Vermutlich auch deshalb, weil er Ausdruck widersprüchlicher Interessen der NATO-Partnerländer in der Region ist. Ankara, seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zum Stützpfeiler der Ostfront der NATO aufgerüstet, war 2011 von USA und EU zunächst als großes Vorbild für die Länder der »arabischen Revolution« gehandelt worden. Das ist Vergangenheit. Ernüchtert von den falschen Versprechungen über eine Aufnahme in die EU und erbost über die Entscheidung der USA, die von Ankara verfolgten kurdischen Volksverteidigungseinheiten zu Bodentruppen der »Anti-IS-Koalition« zu machen und entsprechend auszurüsten, hatte die Türkei sich den östlichen Regionalmächten Russland und Iran zugewandt.

Erdogan hat für den 100. Jahrestag der Gründung der Republik Türkei im Jahr 2023 das ehrgeizige Ziel ausgegeben, zu den zehn weltweit wichtigsten Wirtschaftsmächten zu gehören. Viel Zeit bleibt dafür nicht mehr. Den Krieg in Syrien mit eigenen Mitteln zu befeuern sollte ursprünglich dem Zweck dienen, die eigenen Getreuen in Gestalt der Muslimbruderschaft in Damaskus an die Macht zu bringen, um dadurch die türkische Einflusssphäre in der Region auszudehnen. Doch nach sieben Jahren Krieg liegt nicht nur die syrische Wirtschaft am Boden. Auch die Türkei hat ökonomische Rückschläge zu verkraften. Der Abschuss eines russischen Kampfjets zur Jahreswende 2015/16 führte zudem zu russischen Wirtschaftssanktionen, die dem Tourismusgeschäft und dem Außenhandel erheblich schadeten. Den gescheiterten Putsch im Juli 2016, dessen Hintergründe und Urheber noch immer unbekannt sind, bezeichnete Erdogan als »Segen Gottes«. In den Tagen und Wochen, die auf den Umsturzversuch folgten, ließ er Zehntausende tatsächliche oder vermeintliche Kritiker seiner Politik festnehmen oder entließ sie aus dem Staatsdienst. Die starke oppositionelle Volkspartei HDP wurde kriminalisiert, ihre Abgeordneten, Bürgermeister, Vorsitzenden wurden verhaftet. Die Armeeführung, in deren Reihen es vielfach Kritik am Anti-Syrien-Kurs der Regierung gegeben hatte, wurde nahezu komplett ausgetauscht.

Auf Druck der türkischen Wirtschaftsverbände stimmte Erdogan schließlich einer Mission des türkischen Auslandsgeheimdienstes zu, der den Kontakt zu Moskau wiederherstellte. Als Russland der Türkei neben der Aufhebung der Sanktionen auch neue Vereinbarungen über Öl- und Waffenlieferungen in Aussicht stellte, willigte Erdogan endgültig ein. NATO-Mitgliedschaft hin oder her, die Türkei kaufte ein russisches Raketenabwehrsystem und machte Zugeständnisse an der Syrien-Front.

Die Schlacht um Aleppo konnte im Dezember 2016 zugunsten der syrischen Armee und ihrer Verbündeten (Russland, Iran, Hisbollah) entschieden werden, die von Ankara unterstützten Kampfverbände wurden nach Idlib evakuiert. Türkische Truppen zogen zudem in den syrischen Grenzort Dscharabulus ein und besetzten in den folgenden Monaten das Gebiet zwischen Dscharabulus, Al-Bab und Asas mit eigenen Soldaten und/oder Kämpfern von verbündeten Kampfgruppen. Ziel dieser Operation war es, den Einfluss der kurdischen Volksverteidigungskräfte zu begrenzen. Die hatten das Ziel verfolgt, einen Korridor entlang der syrisch-türkischen Grenze von Kobani, Manbidsch, Asas bis nach Afrin zu öffnen, um die »Demokratische Föderation Nordsyrien« bis ans Mittelmeer auszudehnen.

Nun will die Türkei also das kurdische Projekt im Nordwesten Syriens durch eine 30 Kilometer breite Pufferzone ersetzen und türkische Fahnen von Afrin bis zur irakischen Grenze hissen. In die so entstehenden türkisch kontrollierten »Schutzzonen« könnten dann syrische Flüchtlinge zurückgebracht und unter die Kontrolle einer von der Muslimbruderschaft dominierten Interimsregierung gestellt werden. Mit entsprechenden »Sicherheitskräften« vor den Toren des vom syrischen Staat kontrollierten Aleppo blieben die Spannungen in Syrien für lange Zeit erhalten. Für Ankara könnte das ein Ausgleich dafür sein, dass weder die Muslimbruderschaft in Damaskus an die Macht gekommen ist noch über Aleppo wieder – wie zur Zeit des Osmanischen Reiches – die türkische Fahne weht.

US-Besatzung in Nordsyrien

Washington hat Ankara vor der Militäroperation in Afrin nicht deshalb gewarnt, weil eine Schutzzone im Norden Syriens als falsch erachtet würde. Die Kontrolle darüber soll allerdings in den Händen des US-Militärs bzw. von deren Verbündeten liegen. US-Außenminister Rex Tillerson sprach von vielen Missverständnissen hinsichtlich einer geplanten Grenzschutzarmee. Die werde es so nicht geben, versuchte er die Türkei zu beruhigen. Die USA wollten ein »friedliches, unabhängiges« Syrien, sagte er bei einer Rede vor dem Hoover Institut einen Tag vor dem türkischen Angriff.⁴ Ein Syrien »ohne Massenvernichtungswaffen« könne Millionen syrischer Vertriebener wieder aufnehmen. »Ein stabiles, vereintes und unabhängiges Syrien erfordert schließlich eine Post-Assad-Führung, um Erfolg zu haben«, so Tillerson. Für die USA sei es »lebensnotwendig«, sich weiter militärisch in der Region zu engagieren, um Terroristen zu bekämpfen und deren Wiederauferstehung zu verhindern. Washington werde »eine militärische Präsenz in Syrien« aufrechterhalten, nicht zuletzt »um Al-Qaida zu verhindern, die noch immer im Nordwesten Syriens eine substantielle Präsenz und Operationsbasen besitzt«.

Diesem von Tillerson erläuterten Plan haben sich in Europa zumindest Deutschland und Frankreich angeschlossen. In Abstimmung mit Israel und Saudi-Arabien arbeiten sie seit Jahren an einer Schwächung Irans. Syrien – seit 1979 strategisch mit dem Iran verbunden und in den Augen des Westens und seiner Partner Ziel einer »schiitischen Expansion«⁵ – soll entlang ethnischer und religiöser Zugehörigkeiten destabilisiert werden. Eine von Kurden angestrebte »Demokratische Föderation Nordsyrien« bietet dabei eine gute Grundlage und wird daher militärisch, politisch und finanziell unterstützt.

Der Türkei könnte von den USA und ihren EU-Partnern möglicherweise Idlib und/oder Afrin zugestanden werden. In Idlib hat bereits – mit Hilfe einer vom oppositionellen Syrischen Nationalrat (mit Sitz in Istanbul) selbst gewählten Interimsregierung – der Aufbau eigener Verwaltungsstrukturen begonnen. USA und EU wollen die Kontrolle über die von Kurden beanspruchten Gebiete der Provinzen Aleppo, Rakka und Hasaka behalten. Da dies einen Bruch mit dem Völkerrecht darstellt, spricht man in Washington, Brüssel, Paris und Berlin darüber sehr ungern in der Öffentlichkeit.

Seit 2014 sind in dem Gebiet mindestens 13 Militärbasen entstanden, auf denen die USA und ihre Verbündeten stationiert sind. Weitere Stützpunkte sind im Bau, die US-Armee festigt ihre Präsenz. Die »Demokratische Föderation Nordsyrien«, die damit de facto unter Besatzung steht, soll sich auf die Gebiete östlich des Euphrats beschränken. Dort liegt nicht nur die Kornkammer Syriens, sondern auch ein großer Teil der syrischen Ölressourcen. Außerdem wird von dieser Gegend aus die Wasserversorgung Nordostsyriens kontrolliert. Insgesamt 14 Dämme entlang des Euphrat und seiner Nebenflüsse wie des Khabur stehen heute de facto unter kurdischer bzw. US-amerikanischer Kontrolle.

Für die USA und die EU gilt heute in Syrien, was 1991 für die kurdischen Gebiete im Nordirak zutraf: Damals sollte die Zentralregierung in Bagdad destabilisiert werden, heute soll ein kurdischer Pufferstaat den syrischen Staat schwächen. Alle Staaten, in denen Kurden leben, könnten nach diesem Vorbild mit permanenter Unruhe rechnen. So unterschiedlich die Interessen Irans, Iraks, Syriens und der Türkei daher auch sind, die Schaffung eigenständiger kurdischer Staatsstrukturen – wie immer sie aussehen mögen – werden diese Länder nie akzeptieren.

Dass die Kurden mit ihrem Streben nach Selbstbestimmung und Autonomie nur Spielfiguren sind, zeigte sich im Oktober 2017 im Nordirak. In ihrer Gegnerschaft gegen das dort durchgeführte Unabhängigkeitsreferendum zogen Teheran und Bagdad alle Register. Die Kurden verloren die Ölfelder von Kirkuk und die Kontrolle der Grenzübergänge, die Flughäfen wurden geschlossen, und der Iran verhängte Wirtschaftssanktionen gegen Erbil. Die Türkei – jahrelang enger Partner des nordirakischen Präsidenten Barsani – drohte, kein Öl mehr aus den Kurdengebieten zu importieren und alle Flüge dorthin einzustellen.

Was für die politisch wenig revolutionären nordirakischen Kurden gilt, trifft auf die von der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) beeinflussten syrischen Kurden der Partei der demokratischen Union (PYD) schon lange zu. Ankara will sie vernichten und hat entlang der Grenze eine Mauer gebaut, Olivenbäume auf dem Land syrisch-kurdischer Bauern zerstört und die Grenzen für Hilfsgüter gesperrt. Die jetzige Invasion war lange angekündigt und folgt – unter Bruch völkerrechtlicher Bestimmungen – der Logik der Interessen des türkischen Staates.

Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/326128.neue-runde-im-gro%C3%9Fen-spiel.html

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Erklärung des Revolutionären Block zur NoWEF-Demonstration

Rund eineinhalb tausend Menschen beteiligten sich heute in Zürich bei der NoWEF-Demonstration am revolutionären Block, zu dem im Vorfeld zahlreiche Kräfte gemeinsam aufgerufen hatten. Mit Aktionen, Reden, und Flugblättern wurde der Protest gegen das World Economic Forum in eine antikapitalistische Perspektive eingebettet. Er brachte zum Ausdruck, dass die jahrzehntelange Geschichte des revolutionären Widerstands gegen das WEF heute ununterbrochen fortgeführt wird. Ein spezieller Fokus lag auf der internationalen Solidarität mit Rojava angesichts des Angriffs durch die Türkei: Bijî berxwedana Efrînê!

nowefzuerich
Der Block war laut, kämpferisch und vielfältig. Aus dem Block kam es zu militanten Aktionen entlang der Demonstrationsroute. Bei der Sihlstrasse wurden sowohl die US-Handelskammer wie auch die UBS entglast. Hinter dem St. Annahof wurden die Fenster des Hiltl zugesprayt – Gentrifizierung rächt sich. Während der ganzen Demonstration wurden Parolen gegen das WEF und in Solidarität mit Afrin gesprüht und es wurden hunderte «KillErdogan» Sticker verklebt. Beim Abschluss der Demonstration formierte sich der revolutionäre Block zu einer Nachdemonstration, bei welcher man sich beim Gefängnis im Bezirksgebäude mit einer aus der Türkei geflohenen Journalistin solidarisierte, die seit dem 15. Januar in Zürich Kloten in Ausschaffungshaft sitzt.

Beim World Economic Forum in Davos treffen sich diejenigen, welche das herrschende kapitalistische Gesellschaftssystem vertreten und im Interesse desselben agieren. Es ist eine Zusammenkunft zwischen Politik und Kapital, deren Bedeutung in erster Linie in den Treffen abseits der öffentlichen Bühne zu suchen ist. Das WEF und die Schweiz versuchen dabei, den Mächtigen dieser Welt ein ruhiges Hinterland zu bieten, in welchem sie sich ungestört austauschen können. Uns ist es wichtig, ihre Ruhe zu durchbrechen!

Wenn etwa Trump mit seiner hundertköpfigen Delegation in die Schweiz reist, um die Interessen des US-Imperialismus zu vertreten und Deals zugunsten seiner Clique abzuschliessen, dann solidarisieren wir uns durch unsere Aktionen mit all jenen, die in den Vereinigten Staaten und sonst wo gegen diese Politik protestieren. Wenn der türkische Staat Minister schickt, um Freihandelsverträge mit der Schweiz zu unterschreiben während sie gleichzeitig Afrin angreifen, dann solidarisieren wir uns mit der Bevölkerung von Rojava und allen, die den reaktionären türkischen Staat angreifen. Wenn Berset, Schneider-Ammann und Sommaruga in den Bergen lächelnd und händeschüttelnd eine Diplomatie pflegen, die nur dem hiesigen Kapital (wie beispielsweise der Rüstungsindustrie) dient, dann kämpfen wir umso entschlossener für eine Gesellschaft, in welcher nicht der Profit von wenigen im Zentrum steht.

In der allgemeinen gesellschaftlichen Polarisierung, deren Ursache in der Krise und Perspektivlosigkeit des Kapitalismus zu suchen ist, ist unser Ziel die Verbindung der Kämpfe von unten gegen dieses System und darin der Aufbau einer klaren revolutionären Position. Angesichts aller Übel und Kriege, für die letztlich diejenigen mitverantwortlich sind, die sich jetzt in Davos treffen, ist für uns klar: Die Zukunft in die eigenen Hände nehmen bedingt den Sturz des Kapitalismus!

Smash WEF!

Revolutionärer Aufbau Schweiz
Revolutionäre Jugend Gruppe Bern
Revolutionäres Bündnis Zürich
Revolutionäre Jugend Zürich
Reviravolta Bern
ask! – Aktion gegen Staat & Kapital
Devrimci Komünarlar Partisi / Birleşik Özgürlük Güçleri (DKP/BÖG)
Anarchistische Gruppe Bern
Yeni Demokratik Gençlik (YDG) – İsviçre/Schweiz/Suisse
Tierrechtsgruppe Zürich
Cigno Nero Solothurn

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Trump not welcome – Demo in Zürich am 23. Januar

Die sogenannten «global leaders», einflussreiche Politiker*innen und die Verantwortlichen von internationalen Institutionen wie dem IWF, WTO oder EZB nehmen vom 23. bis 26. Januar 2018 in Davos am World Economic Forum (WEF) teil. Einer dieser Reichen und Mächtigen ist der US-Präsident Donald Trump, wie am 9. Januar 2018 von den Veranstalter*innen des WEF stolz verkündet wurde.

trumpnotwelcome
Trump der Sexist, Rassist und Ausbeuter wird als Stargast am diesjährigen WEF gefeiert. Dass Trump eingeladen wird, entblösst allerdings den Charakter des WEF als Treffen derjenigen, die für soziale und geschlechtliche Ungleichheit, rassistische Unterdrückung, globale Ausbeutung und Kriegstreiberei verantwortlich sind.

Der schweizerische Bundesrat hat angekündigt mit Trump das Gespräch zu suchen und über die wichtigen Beziehungen zwischen den USA und der Schweiz zu diskutieren. Wir hingegen rufen zu einer Demonstration in Zürich auf. Zum Auftakt des WEF am Dienstag, 23. Januar 2018 wollen wir um 18:30 Uhr lautstark gegen Trump protestieren und ihm klarmachen, dass er – wie alle anderen machthungrigen, frauenfeindlichen Rassisten – hier nicht willkommen ist.

Setzen wir gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Rassismus, Sexismus und Ausbeutung!
Trump not welcome!
Smash WEF!

Wann: Dienstag, 23. Januar 2018, 18:30 Uhr
Wo: Helvetiaplatz Zürich (Bewilligung erteilt)

Unterstützende Organisationen:

1. Mai-Komitee Zürich | aktivistin.ch | Bewegung für den Sozialismus (BFS/MPS) | Der Funke | Direkte Solidarität mit Chiapas | Föderation der ArbeiterInnen aus der Türkei in der Schweiz (ITIF) | fossil-free.ch | Industrial Workers of the World – JuraAlpenMittelland (IWW JAM) | JUSO Schweiz | Partei der Arbeit (PdA) | Sozialistische Zeitung Vorwärts | Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) Zürich

Quelle: https://sozialismus.ch/event/demo-in-zuerich-trump-not-welcome/

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