Krokodilstränen des Kapitals

Weltwirtschaftsforum: Westliche Staatschefs beklagen zunehmende Ungleichheit. Ausbeutungs- und Abschottungskurs gegen Ärmste wird fortgesetzt

Düstere Töne gab es zum Abschluss der Onlineversion des Weltwirtschaftsforums, die am vergangenen Freitag anstatt in Davos in den virtuellen Räumen des Internets zu Ende ging. Über die fortdauernde Covid-19-Pandemie hatten die Teilnehmer debattiert, über den Klimawandel und über die gefährlich eskalierenden politischen Spannungen zwischen den westlichen Mächten und Russland. »Wir sehen Herausforderungen zunehmen«, zählte Klaus Schwab, der 83jährige Gründer des Weltwirtschaftsforums, auf, »von Unterbrechungen in den Lieferketten über tektonische Verschiebungen auf den Arbeitsmärkten bis zu Inflationswerten, die bei Politikern und Privatpersonen gleichermaßen Sorgen wecken«. Führende Politiker von Chinas Präsident Xi Jinping über Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bis zu US-Finanzministerin Janet Yellen hatten sich eine Woche lang mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten zur »Lage der Welt« geäußert. Das Resultat, so klang es bei Schwab recht eindeutig durch: besorgniserregend.

Da war zum einen die wachsende Ungleichheit zwischen Reich und Arm, die UN-Generalsekretär António Guterres bereits am ersten Tag des Weltwirtschaftsforums beklagt hatte. Guterres hatte nicht nur darauf hingewiesen, die Impfquoten in den wohlhabenden Staaten seien »schändlicherweise« um ein Vielfaches höher als auf dem afrikanischen Kontinent. Er hatte auch erwähnt, dass 80 Prozent der Mittel, die weltweit zur wirtschaftlichen Erholung nach der Covid-19-Pandemie bereitgestellt worden seien, in entwickelten Industriestaaten zur Verfügung stünden: Die ärmeren Länder seien auch diesbezüglich enorm benachteiligt; sie verzeichneten zur Zeit das geringste Wachstum seit Jahrzehnten und müssten zudem verzweifelt versuchen, sich »mit beklagenswert unzulänglichen nationalen Haushalten« aus der Krise herauszuarbeiten. Die Welt könne es sich »nicht leisten, die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten zu wiederholen, die weiterhin Dutzende Millionen Menschen zu einem Leben in Not, Armut und schlechter Gesundheit verdammen«, mahnte Guterres: »Wir können nicht weiterhin Mauern zwischen den Besitzenden und den Nichtbesitzenden errichten.«

Ob der UN-Generalsekretär damit auch die EU gemeint hatte, die – wie die Vereinigten Staaten – Mauern, pardon: Grenzzäune gegenüber Elendsflüchtlingen aus drei Kontinenten baut? Wie auch immer: Die EU schottet sich mit aller Kraft nach außen ab. Sie hortet zwar ohne Ende Impfstoffe, die in den ärmeren Ländern fehlen, erweckte aber in den Onlineauftritten etwa von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EZB-Präsidentin Christine Lagarde dennoch nicht den Eindruck, als liefe für sie alles rund. Lagarde etwa äußerte sich zu den heftig gestiegenen Energiepreisen und zur Inflation: Sie teilte mit, in der EZB gehe man »davon aus, dass sich die Energiepreise im Laufe des Jahres 2022 stabilisieren« und »die Inflationsraten allmählich zurückgehen« würden. Allerdings räumte sie unumwunden ein, all dies sei »mit großer Unsicherheit behaftet«. Von der Leyen wiederum äußerte sich zu einem Bereich, der der Industrie Bauchschmerzen bereitet: zur Produktion von Halbleitern, an denen starker Mangel herrscht, und dies ganz besonders in der EU. Anfang Februar will von der Leyen einen »European Chips Act« vorstellen, um Abhilfe zu schaffen: »Bis 2030 sollte ein Fünftel der weltweiten Mikrochipproduktion in Europa erfolgen.« Sehr erfolgreich war die EU mit derlei Ankündigungen zuletzt nicht.

Neben den eskalierenden Spannungen mit Russland, die immer wieder thematisiert wurden, schienen auch die Spannungen zwischen dem Westen und China immer wieder durch. Chinas Präsident Xi hatte gleich am ersten Tag der Veranstaltung für Offenheit geworben – nicht nur in der Weltwirtschaft, sondern auch in der Politik: Es gelte, die »Kalter-Krieg-Mentalität abzulegen und friedliche Koexistenz zu suchen«, hatte er betont. Ironischerweise beklagte am letzten Tag der Veranstaltung auch ein Politiker die Spannungen, der sie wie kaum ein zweiter in den vergangenen Jahren forciert hat: Australiens Premierminister Scott Morrison. Morrison, der sein Land seit Beginn der Trumpschen Angriffe gegen Beijing immer wieder als Rammbock für allerlei Aggressionen gegen China zur Verfügung gestellt hat, jammerte mit Blick auf chinesische Gegenmaßnahmen, Australien habe »an unseren Werten festgehalten«, obwohl dies »nicht ohne Kosten« vonstatten gegangen sei. In den nun entstandenen Auseinandersetzungen gewinne wohl niemand. »Die Welt kann es sich nicht erlauben, in diese Richtung zu marschieren.« Seltsame Klage: Morrison hätte die Abkehr vom großen Konflikt mit Beijing schließlich selbst in der Hand.

Ein wenig positivere Perspektiven sagte zumindest Chido Munyati, ein Afrikaexperte des Weltwirtschaftsforums, überraschenderweise dem afrikanischen Kontinent voraus. Zwar ist die Versorgung mit Covid-19-Impfstoffen dort zur Zeit desolat, die Pandemie dürfte noch gravierende Schäden in Afrika anrichten, doch für die Zeit danach gab sich Munyati überraschend optimistisch. Nicht nur wachse die Wirtschaft in Afrika mit aktuell rund 3,8 Prozent deutlich schneller als etwa in Südasien (1,2 Prozent) und in Lateinamerika (0,9 Prozent). Es komme hinzu, dass die afrikanische Bevölkerung schneller als diejenige aller anderen Kontinente wachse. Während weithin – so auch in Europa – die Arbeitsbevölkerung schrumpfe, nehme sie in Afrika zu. Munyati zog aus dem Wachstum von Wirtschaft und Bevölkerung die Hoffnung, beides könne »dem Kontinent eine größere Rolle in der globalen Politik und in der Weltwirtschaft verschaffen«. Auch wenn man skeptisch sein mag: Es gibt immerhin Hoffnung.

Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/419109.davos-krokodilstr%C3%A4nen-des-kapitals.html

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Velo Ride gegen Rechts

Samstag 22. Jan um 14.00 Uhr / Falkenplatz / Bern
Velodemo gegen rechts


Am 22.1. wird um 14:00 Uhr haben mehrere rechtsradikale Gruppierungen zu einer Kundgebung gegen die Coronamassnahmen in Bern aufgerufen. Wie schon in der Vergangenheit beobachtet, eignen sich in diesem Rahmen rechtsradikale Gruppierungen wie die Männer WG, die junge Tat und die Nationale Aktionsfront, den Diskurs an, rekrutieren Neuzuläufe und versuchen den gesellschaftlichen Diskurs nach rechts zu verschieben. Auch die genannten Guppierungen haben am 22.01. zu der Kundgebung in Bern aufgerufen.

Das werden wir nicht tolerieren und sagen am Samstag den 22. Jan um 14.00 Uhr eine Velodemo gegen rechts ab dem Falkenplatz an.

Seid pünktlich, kommt in Bezugsgruppen, mit Maske und haltet Abstand!

!!!BÄRN BLIBT NAZIFREI!!!

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Kill-Erdogan-Prozess

(gefunden auf: killerdogan.ch)

Fast 5 Jahre nachdem das „KILLERDOGAN Transparent“ in Bern für weltweite Aufmerksamkeit sorgte, stehen im Januar 2022 vier Personen vor Gericht. Sie sollen – so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft – irgendwie in Verbindung mit entsprechendem Banner stehen und sollen nun wegen „Aufruf zu Verbrechen und Gewalttaten“ (Art. 259 StGB) verurteilt werden.

Die Ermittlungen zogen sich lange hin, doch die Direktion für Völkerrecht des Aussendepartements erinnerte die Berner Staatsanwaltschaft in regelmässigen Abständen daran, dass der türkische Staat von der Schweiz Verurteilungen verlange.

„Da diese Handlung sowohl von türkischen Behörden als auch von der Öffentlichkeit genau beobachtet wird, werden wir es sehr begrüssen, wenn Sie uns mitteilen würden, wie weit diesbezüglich Vermittlungen stehen, ob die Täter schon identifiziert werden konnten und ob zur Zeit jemand interniert worden ist oder nicht“

– Ilhan Saygili, Botschafter der Republik Türkei am Bern 31.03.2017 an die Staatsanwaltschaft Bern

„Herr K möchte sich erneut nach dem aktuellen Stand des Verfahrens […] erkundigen. Herr K erklärt seine erneute Anfrage mit dem bevorstehenden Staatsbesuch von Bundesrat Ignazio Cassis“

– Aktennotiz bezüglich eines Anrufes von Herr K., EDA, am 3.6.2019

„Frau H. Nimmt Bezug auf die bisherige Korrespondenz mit mit Herrn K. Und erklärt, wonach der Druck gegenüber dem EDA bzw. Der internationalen Beziehung zwischen der Schweiz und Türkei betreffend die vorliegende Angelegenheit zunehmend sei.“

– Aktennotiz bezüglich eines Anrufes von Frau H. EDA, 15. Juli 2020

Und so verschickte die Staatsanwaltschaft Strafbefehle, gegen welche selbstverständlich Einsprache erhoben wurde. Das Regionalgericht lässt den Papierverschleiss ansteigen und will diesen Fall nun am 18. und 19. Januar 2022 verhandeln.

Begegnen wir der Repression mit einem kämpferischen politischen Prozess!
Lasst uns sagen, was gesagt werden muss!

– Das Unterstützungskomitee

18. JANUAR 2022, 7:30 AMTSHAUS BERN, PROZESSAUFTAKT
Besammlung vor dem Gericht mit Kaffe und Gipfeli

19. JANUAR 2022, 12:00 RESTAURANT SOUS LE PONT
Kurdisches Mittagessen im Restaurant Sous le Pont in der Reitschule Bern, danach Urteilsverkündung im Amtshaus.

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Trumps Miliz steht bereit

Die US-Strafverfolgung geht weiterhin gegen rechtsextreme Organisa­tionen vor, die am Sturm auf das Kapitol beteiligt waren. Ans Aufgeben denken diese Gruppen keineswegs.

Knapp Jahr nach dem Angriff auf das US-Kapitol in Washington, D.C., sind insgesamt 725 Menschen wegen an jenem Tag verübter Straftaten angeklagt worden. Das gab die Staatsanwaltschaft des District of Columbia Ende vergangenen Jahres bekannt. Bei den Gerichtsprozessen – es geht um Einbruch in ein öffentliches Gebäude, Gewalt ­gegen Polizisten, das bewaffnete Eindringen in ein abgesperrtes Gebiet und ähnliche Delikte – wurden immer mehr Details darüber bekannt, welche bedeutende Rolle rechtsextreme Or­ganisationen, die planvoll und organisiert vorgingen, an jenem 6. Januar 2021 spielten. Zahlreiche Mitglieder der zwei am engsten mit dem Angriff verbundenen rechtsextremen Gruppen, der sogenannten Proud Boys und der Milizorganisation Oath Keepers, sind im vergangenen Jahr verhaftet worden.
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Die Proud Boys, ein rechtsextremer Verbund »westlicher Chauvinisten«, wie sie sich selbst nennen, hat die Strafverfolgungen seit dem 6. Januar zunächst in eine Krise gestürzt. Henry »Enrique« Tarrio, der Anführer der Proud Boys, wurde bereits zwei Tage vor dem Angriff auf das Kapitol verhaftet. Derzeit sitzt er eine 155tägige Haftstrafe ab, unter anderem wegen des Besitzes von zwei Munitionsmagazinen. Sein Führungsanspruch wurde in Frage gestellt, nachdem Anfang des Jahres im Laufe eines Gerichtsprozesses bekannt geworden war, dass er ein »ergiebiger« Polizeiinformant gewesen sei, wie es sein damaliger Anwalt ausdrückte. Tarrio kündigte an, die Führung der landesweiten Organisation abzugeben und sich auf seine örtliche Abteilung in ­Miami zu konzentrieren. Er wolle anderen Proud Boys helfen, sich in der Lokalpolitik zu engagieren und für politische Ämter zu kandidieren.

Angeklagt sind die Organisationen Proud Boys und Oath Keepers unter anderem wegen Verletzung des so­­­-ge­nannten Ku Klux Klan Act, der 1871 erlassen wurde, um schwarze US-­Bürger vor Mobgewalt zu schützen.

Vier weitere führende Mitglieder der Proud Boys, darunter Joe Biggs und Ethan Nordean, bekannt als »Rufio Panman«, sind bereits seit März inhaftiert. Das Verfahren gegen sie soll im kommenden Mai beginnen. Eine Freilassung auf Kaution hatte ein Bundesrichter im April mit der Begründung abgelehnt, ihre Taten hätten »die Existenz unserer Republik selbst bedroht«.

Am 22. Dezember bekannte sich erstmals ein Mitglied der Proud Boys in ­einem Gerichtsprozess wegen seiner Beteiligung am Angriff auf das Kapitol für schuldig. Dem 35jährigen Matthew Greene aus Syracuse, New York, drohten 25 Jahre Gefängnisstrafe, doch kann er, weil er mit der Staatsanwaltschaft kooperierte und gegen seine Komplizen aussagt, mit nur vier Jahren Haft rechnen. Greene war unter den Ersten, die am 6. Januar in das Kapitol eindrangen, und arbeitete ­dabei eng mit seinen mutmaßlichen Komplizen Dominic Pezzola und William Pepe zusammen, die im vergangenen Januar zu den Ersten gehörten, die angeklagt wurden. Pezzola hatte schon am 6. Januar Bekanntheit erlangt, als ein Video im Internet zirkulierte, das den »bärtigen Proud Boy« zeigt, wie er ein Fenster des Kapitols einschlägt.

Auch viele Mitglieder der Oath Keepers, einer lose organisierten Gruppe, die sich als Miliz versteht und der vor allem aktive oder ehemalige Polizisten oder Soldaten angehören, wurden im vergangenen Jahr verhaftet. Bereits im März waren zwölf von ihnen wegen Verschwörung und Eindringens ins Kapitol angeklagt worden. Die Angeklagten standen am 6. Januar in engem Kontakt mit dem Gründer der Organisation, Stewart Rhodes, und versammelten sich mit ihm und anderen Mitgliedern, unmittelbar nachdem sie das Kapitol wieder verlassen hatten. Rhodes selbst ist zwar bislang nicht wegen Straftaten am 6. Januar angeklagt, doch wurde er Ende November vom zuständigen Untersuchungsausschuss des US-Kongresses vorgeladen.

Ebenfalls zu den Oath Keepers gehören Joshua James aus Alabama und ­Robert Minuta aus New York, die am 5. Januar als persönliche Bodyguards Roger Stones (siehe Seite 4) fungiert hatten, und bereits im März verhaftet wurden. Auch andere der angeklagten Mitglieder der Oath Keepers hatten an jenem Tag für Stone gearbeitet oder ihn bei vorherigen sogenannten »Stop the Steal«-Demonstrationen geschützt, bei denen zum Kampf gegen den angeb­lichen Betrug bei der Präsidentschaftswahl aufgerufen wurde. Stone ist ein langjähriger Berater Donald Trumps und hatte diese Rolle bei dessen Präsidentschaftswahlkampf 2016 auch offi­ziell inne. Die Proud Boys sehen Stone als einen der ihren an. Bereits 2018 veröffentlichten sie ein Video, in dem Stone den Schwur der Gruppe rezitierte und sich zum »stolzen westlichen Chauvinisten« erklärte.

Am 14. Dezember gab die Staatsanwaltschaft des District of Columbia bekannt, dass nun auch Anklage in einem Zivilprozess gegen die Organisationen Proud Boys und Oath Keepers ­erhoben werde. Beiden Gruppen wird vorgeworfen, gemeinsam »den geplanten Angriff ausgeheckt, bekannt gemacht, finanziert und für ihn rekrutiert« zu haben. Angeklagt sind sie ­unter anderem wegen Verletzung des sogenannten Ku Klux Klan Act, der 1871 erlassen wurde, um schwarze US-Bürger vor Mobgewalt zu schützen.

Dennoch führen beide Organisationen ihre Arbeit fort. Einige Experten gehen sogar davon aus, dass die Proud Boys durch die große Medienaufmerksamkeit, die sie seit dem vergangenen Wahlkampf erhalten, ihre Mitgliederzahl erhöhen konnten. Unter anderem versuchen sie, sich in lokalpolitischen Kulturkampfaktivitäten des republikanischen Milieus einzubringen – bei öffentlichen Treffen von lokalen Schulbehörden oder Bibliotheken beispielsweise. US-Konservative nutzen solche Bühnen, um auf aggressive Weise gegen Inhalte in Schulen und Bibliotheken zu protestieren, die gegen Rassismus gerichtet sind oder für LGBT-Rechte eintreten.

Auffällig war der hohe Anteil aktiver oder im Ruhestand befindlicher Angehöriger von Polizei und Militär unter denen, die das Kapitol angriffen. Am 17. Dezember warnten drei US-Generäle im Ruhestand in einem Gastbeitrag in der Washington Post davor, dass ein möglicher erneuter Coupversuch, beispielsweise nach der Präsidentschaftswahl im Jahr 2024, mehr Aussicht auf Erfolg haben könnte, weil im Militär die Gefahr »eines totalen Auseinanderbrechens der Befehlsketten nach parteipolitischen Linien« bestehe.

Quelle: https://jungle.world/artikel/2022/01/trumps-miliz-steht-bereit

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Neustart 22

Hast du die guten Vorsätze fürs neue Jahr schon gefasst?Wie wäre es mit mehr Aktivismus?Komm zur Sitzung am 9.1. um 14 Uhr im RäZeL Horwerstrasse 14 Luzern mehr Infos: www.neustart.tk

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Gemeinsam kämpfen – antifaschistisch und revolutionär!

Wir leben in einer Zeit von schweren Krisen. In diesem Kontext findet ein Rechtsruck statt: Regierungen werden autoritärer und die Justiz repressiver. In der Bevölkerung breitet sich rechtsradikales Gedankengut aus. Beziehen wir Stellung dagegen. Lasst uns die antifaschistische Bewegung stärken und aufbauen! Denn wir brauchen sie jetzt dringend.

Die Mauern um Europa werden höher. Zäune werden weiter ausgebaut, Drohnen zur Überwachung der Grenzen eingesetzt, Pushbacks durchgeführt – von Frontex oder auch von faschistischen Milizen. Auch innerhalb Europas verschärfen sich Bedingungen für Migrant*innen. Die Struktur und die Gesetze nicht nur der Schweizer Migrationspolitik sind auf Abschreckung und Abschiebung ausgelegt. Gewalt, in psychischer und physischer Form ist stützender Teil davon. Hinter den Mauern von Bundesasyllagern sind asylsuchende Menschen vom Rest der Gesellschaft isoliert und Einschüchterungen, Schikanen, Überwachung und Druck ausgesetzt. Diese massive rassistische Gewalt kostet zehntausende Menschen das Leben und drückt Millionen in die Prekarität. Doch gesellschaftliche Solidarität bleibt weitgehend aus. Im Gegenteil normalisieren sich rassistische, entmenschlichende Diskurse, während gemäss UNO-Zahlen so viel Menschen vor Krieg und Gewalt auf der Flucht sind, wie nie zuvor.

Im Zuge der Proteste gegen die staatlichen Corona-Massnahmen haben rechte Netzwerke an Stärke gewonnen. An verschiedenen Demonstrationen waren Neonazis an der Spitze beteiligt. Es gibt eine gefährliche Verbindung von diffusen Verschwörungserzählungen und bestehenden rechten Strukturen. Dabei muss eine Kritik an der staatlichen Krisenverwaltung keineswegs mit Verschwörungsmythen, der Leugnung von Corona oder Nationalismus einhergehen. Doch linke Stimmen waren in dieser Zeit viel zu leise.

Das zu einer Zeit, in der für die meisten Lohnabhängigen die ökonomische Unsicherheit zugenommen hat, während Grosskonzerne mitten in der Krise Milliardenprofite einfahren. Der gleiche Staat, der uns permanent zur „Solidarität“ ermahnt, zwingt dem Gesundheitssektor neoliberale Sparmassnahmen auf und blockiert die Aufhebung der Patente, um die Profite der Pharmakonzerne zu schützen. Die Impfung bleibt somit vielen Weltregionen kaum zugänglich.

Weil es unter kapitalistischen Bedingungen für die gesellschaftlichen Widersprüche keine Lösungen gibt, wird schlicht die Repression verschärft. Gerade auch in der Pandemie wurden Polizei- und Überwachungsgesetze ausgedehnt und die Strafverfolgung von Protesten intensiviert. Nachdem es versäumt wurde durch Information und einfache, zugängliche Angebote eine hohe Impfquote zu erreichen, wurde versucht durch das Zertifikat den Druck zu erhöhen. Problematisch dabei ist auch, dass wir uns daran gewöhnen uns gegenseitig zu kontrollieren und überall auszuweisen.

Doch wir erwarten von diesem Staat auch keine Hilfe in den aktuellen und zukünftigen Krisen. Wir müssen unsere eigenen gesellschaftlichen Kräfte aufbauen. Und das geschieht ja auch bereits vielerorts: Die globale feministische Bewegung, die sich gegen den Staat und dessen patriarchalen Strukturen organisiert; die widerständige Organisierung von Migrant*innen in Europa oder die zunehmenden Proteste gegen die Klimazerstörung, um nur einige zu nennen.

Der aktuelle Rechtsrutsch ist real und wir müssen ihn ernst nehmen. Doch wir dürfen uns nicht entmutigen lassen! Im Gegenteil, nehmen wir die zahlreichen Krisen als Anlass unsere Organisierung und Vernetzung voranzutreiben und eine solidarische Perspektive auf die Tagesordnung zu setzen! Lasst uns gemeinsam am 12.02.2022 auf die Strasse gehen und ein starkes antifaschistisches Zeichen setzen!

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Nur geträumt? Leider nicht!

Selbst der Weltretter James Bond hat das vergangene Jahr nicht überlebt. Dafür sind Abba auferstanden. Und Nena ist als Impfgegnerin in der Timeline aufgetaucht. Ein Rückblick auf 2021.

Quelle: https://jungle.world/artikel/2021/51/nur-getraeumt-leider-nicht

Die krassesten Bilder des Jahres kamen 2021 weder aus Hollywood noch aus Babelsberg. Es waren die Aufnahmen vom Sturm aufs US-Kapitol am Tag der Heiligen Drei Könige. Vor allem der Qanon-Jünger Jake Angeli in seinem surreal-karnevalistischen Aufzug, irgendwo zwischen Mad Max und Jamiroquai, ließ dem Publikum weltweit den Atem stocken: Geschieht das gerade wirklich?! Ist dies das Ende der Welt?! Das Ende Amerikas?! Anzeige

»There once was a ship that put to sea / The name of the ship was the Billy of Tea«, lauten die ersten Zeilen des aus Neuseeland stammenden Walfängerlieds »Soon May the Wellerman Come«, das in der Version des britischen Sängers Nathan Evans etwa zur selben Zeit auf Tiktok einen unfasslichen Hype auslöste und im Januar die europäischen Radiocharts dominierte. Statt packender Live-Events gab’s also wenigstens ein unwirkliches Medienprogramm: Willkommen im Popjahr 2021, in dem James Bond nach zigfach verschobenen Kinostarts in dem Film »Keine Zeit zu sterben« antrat, um genau dies zu tun. Hasta la vista, Daniel Craig!

Wem Danger Dan nicht gefiel, der hing stattdessen womöglich in Michael Wendlers Telegram-Gruppe ab. Der Schlagerstar folgte anderen Chef­schwurblern wie Xavier Naidoo auf ihrem Weg in den kompletten Irrsinn.

Hi Corona, this is Nano

Ein raffiniertes Nanorobotervirus aus russischer Produktion zwingt den infizierten James Bond dazu, sich von Frau und Tochter fernzuhalten, weil der Kontakt mit dem Erreger für die beiden tödlich wäre. Och nee, schon wieder so ein doofes Virus mit nervtötendem Maßnahmenkatalog! Auch der 80jährige (Schwieger-)Vater, mit dem die Autoren dieser Zeilen im Herbst endlich mal wieder ins Kino gehen durften, meinte, die Bond-Filme seien früher viel lustiger gewesen, worauf die Tochter der Verfasser nur die Augen verdrehte und entgegnete, dass die Streifen damals nicht witziger, sondern einfach nur mega­sexistisch gewesen seien.

Die überzeugendste Action-Heldin des Jahres war sowieso eine Frau: Natasha Romanoff alias »Black Widow«. Der Mavel-Film startete im Sommer nach etlichen Anläufen im Kino sowie bei jenem kostenpflichtigen Streaming-Portal, das in diesem Jahr Filmklassiker wie »Das Dschungelbuch« wegen rassistischer Stereotype hinter eine Kindersicherung verbannte. The times they are a-changing.

Viele Teenager fühlten sich in den Blockbuster-tauglichen Gefühls­welten von Olivia Rodrigo, Billy Eilish oder Lana Del Ray (mit gleich zwei Alben) gut aufgehoben. Dabei mussten die Teens auf Discord oder Twitch auch noch die komplette Gamer-Welt im Auge behalten.

Die von Scarlett Johansson dargestellte Natasha, bislang nur sexy Sidekick im Marvel-Universum, erhielt endlich ihre eigene Geschichte. Als Mitglied einer herrlich dysfunktionalen Schläfer-Familie legte sie gemeinsam mit ihrer vermeintlichen Schwester Yelena (großartig: Florence Pugh) ihrem Peiniger das Handwerk. Die »Schwarzen Witwen« wurden wie eh und je von den Russen unfreiwillig zu Kampfmaschinen herangezüchtet. Klar, von wem sonst?!

Davon abgesehen überzeugte Regisseurin Cate Shortland mit einem mehr als blendend aufgelegten Cast, bondwürdigen Action-Szenen und staubtrockenem Humor. Merksatz: »The best part of my life was fake and none of you told me.«

Hello again

Ähnlich erging es womöglich der britischen Soulsängerin Adele. Zwischen ihrem vorigen Album »25« und dem neuen Album »30« hat sie eine Scheidung durchlebt und lässt uns alle daran teilhaben.

Den Auszug aus dem gemeinsamen Haus hat im Video zur ersten Single-Auskoppelung mit dem Titel »Hello« Xavier Dolan gefühlvoll inszeniert. Über 500 000 Schallplatten hat Sony Music allein für die Startauflage von Adeles viertem Studioalbum gepresst. Das sorgte für weiteren Produktionsstau in den hoffnungslos überlasten Presswerken. Der Absatz von Vinyl hat sich während der Pandemie weltweit tatsächlich mehr als verdoppelt! Der mittlerweile im Homeoffice sein Dasein fristende Mensch hat anscheinend verstärkt Lust auf analoge Kontemplation. Da passt es, dass Adele bei Spotify bewirkt hat, den Zufallsabspielmodus als Standardeinstellung bei Alben zu eliminieren.

Die Werke werden also wieder automatisch in der von den Künstlerinnen und Künstlern festgelegten Reihenfolge abgespielt. Das hilft gegen das ungute Gefühl, schon wieder weiterskippen zu müssen. Schließlich erscheinen täglich 60 000 neue Tracks! Das macht locker 22 Millionen Songs im Jahr. Gerade mal zehn davon gehören zum neuen Album »Voyage« von Abba, die 2021 das Pop-Comeback des Jahrtausends für sich beanspruchten. Live soll es, falls die Pandemie es irgendwann wieder zulässt, zu Hologramm-Auftritten kommen – eine interessante Verknüpfung von Retromanie und Zukunftsvision.

Das könnte man auch über die phantastische Serie »Wanda Vision« sagen: Realitätsmanipulationsmeisterin Wanda und ihre große Liebe, der ultraschlaue Android Vision, nahmen uns mit auf einen atemberaubenden und zuweilen irre komischen Ritt durch die US-amerikanischen Sitcoms der vergangenen Jahrzehnte. Eingespielte Lacher inklusive.

In Popdeutschland durfte man sich über das Album eines Künstlers aus Fleisch und Blut freuen: »Alles von der Kunstfreiheit gedeckt« von Danger Dan. Vor allem das juristisch-abgeklärte Titelstück, in dem der Bruce Hornsby des Deutschrap seine Gewaltphantasien in Richtung Kubitschek, Gauland und Co. artikuliert, war zumindest einen Moment lang ein medialer Triumph über Neonazideutschland. Noch nie waren sich Slime und Randy Newman so nahe. Anzeige

Wem Danger Dan nicht gefiel, der hing stattdessen womöglich in Michael Wendlers Telegram-Gruppe ab. Der Schlagerstar folgte anderen Chefschwurblern wie Xavier Naidoo auf ihrem Weg in den kompletten Irrsinn.

»Pure Vernunft muss diesmal siegen« – das selbstironische Posting der Gruppe Tocotronic im Zuge einer Impfkampagne – erreichte über die eigene Bubble hinaus wohl leider kaum jemanden.

Bereits 2020 ließ die Hamburger Power-MC-Lady Shirin David einen gemeinsamen Track mit Xavier Naidoo ob seiner Coronaleugnung aus dem Internet löschen. Hat auch nichts genützt. Im November dieses Jahres veröffentlichte sie mit »Bitches brauchen Rap« ein Album gegen Machos und Peniswahn im deutschen Rap-Mainstream. Apropos Rap-Game: Kanye West brach mit seinem neuen Album »Donda« mal wieder alle Streaming-Rekorde.

Überhaupt gab es neue Rekorde aus Virtualien zu vermelden: unser schönes neues Leben zwischen Inzidenzwerten, Klickzahlen und Kontoständen.

Und zwischendrin taucht ausgerechnet Nena in der eigenen Timeline auf. Sie hatte bei ersten möglichen Konzerten unter 3G- und AHA-Bedingungen ihr Publikum dazu aufgerufen, sich tunlichst nicht an die Vorgaben zu halten, und fiel später in den sozialen Medien äußerst unangenehm auf. Nur geträumt?! Leider nicht.

Helge Schneider, der zu Beginn der Pandemie verkündet hatte, unter solchen Bedingungen nicht aufzutreten, tat es im Juli dann doch, brach sein Konzert in Augsburg jedoch wieder ab. Die geplante Tour danach fiel auch aus: »Helge Schneider sagt Strandkorbkonzert ab«, so lautete eine beliebte Sommer-Schlagzeile 2021.

Die wenigen kleinen Konzerte, die von Sommer bis Herbst unter 3G-Bedingungen stattfinden durften, waren oft so aufregend wie ein Besuch des ZDF-Fernsehgartens. Das Clubpublikum saß mit Maske und viel Abstand im Discolicht, während die PA-Lautsprecher nur auf halber Lautstärke dröhnten. Zwischendrin zog man kurz den Schnutenpulli runter, um mit schlechtem Gewissen von seinem Bierchen zu nippen. Ohne staatliche Subventionen hätte keines dieser Konzerte überhaupt jemals stattfinden können, aber die Bazooka des Finanzministers hatte Power! So wurden 2021 nicht nur unzählige Album-Produktionen, sondern auch viele Live-Konzerte unter der Flagge »Neustart Kultur« gefördert. Zu den erhofften Neustarts kam es aber leider nie. Immerhin sorgte das Erreichen des Bonus-Levels »2G+« für ein paar Wochen für Hoffnung.

Veranstaltungen mussten trotzdem weiter abgesagt oder verschoben werden – kein Wunder bei komplett unterschiedlichen Regeln in nahezu jedem Bundesland. Das brachte alle Booking-Agentinnen und Konzertveranstalter an den Rand des Wahnsinns. Dagegen galt in diesem Land bis Ende November an den vielen anderen Arbeitsplätzen nicht mal die 3G-Regel, und die Menschen aus weiter florierenden Branchen im Freundes- und Bekanntenkreis verabschiedeten sich im Sommer im bumsvollen Flieger in den wohlverdienten Erholungsurlaub nach Griechenland oder Kroatien. An dieser Stelle auch nochmal ein großes Dankeschön für eure tollen Bilder auf Instagram und Co.!

Bingewatching und Arthouse-Glotzing

Einige Menschen entkamen der Pandemierepublik Deutschland in diesem Jahr jedoch nur noch auf Laptop oder Leinwand. Chloé Zhaos hochgelobter und mit Preisen überhäufter Roadmovie »Nomadland« mit einer großartigen Frances McDormand in der Hauptrolle und phantastischen Landschaftspanoramen war dafür ein Paradebeispiel. Der hauptsächlich mit Laiendarstellern gedrehte Film über die Arbeitsnomaden, die seit der großen Rezession 2007 in den USA zwischen Amazon-Lager und Burgerbratbuden durch das Land pendeln, wirkte zwar auf den ersten Blick beinahe dokumentarisch, letztlich wurde das Leben der Wanderarbeiter jedoch zu sehr romantisiert.

Weitaus realistischer als »Nomadland« war die Netflix-Miniserie »Maid«, die auf dem gleichnamigen autobiographischen Roman von Stephanie Land beruht: Eine junge Frau flieht mit ihrer Tochter aus einer toxischen Beziehung und strampelt sich fortan als unterbezahlte Putzfrau ab, um sich und ihr Kind vor einem Leben auf der Straße zu bewahren. Dennoch hat sie kaum eine Chance, dem Teufelskreis der Armut zu entkommen.

Stream des Geldes

Um die Perspektivlosigkeit ging es auch in der vielleicht erfolgreichsten Serie des Jahres: »Squid Game« von Hwang Dong-hyuk. Nach der Serie »Haus des Geldes«, deren endgültiges Finale soeben erschienen ist, warf Netflix somit eine weitere Produktion auf den Markt, die dem kollabierenden Kapitalismus den Spiegel vorhält – und macht damit unfassbar viel Kohle. Derweil diskutieren Schulpsychologen immer noch, ob Grundschulkinder Spiele aus der ultra­brutalen Serie, die eigentlich erst ab 16 freigegeben ist, auf ihrem Schulhof nachstellen dürfen. Jugendgefährdende Netflix-Serien?! Das hat gerade noch gefehlt.

Uneingeschränkt zu empfehlen ist Dennis Villeneuves düster-melancholische Neuverfilmung von »Dune«. Der Regisseur hat aus dem als unverfilmbar geltenden Romanstoff, an dem bereits David Lynch 1984 grandios gescheitert ist, ein überwältigenden Science-Fiction-Epos geformt: Das Publikum wird im ersten Teil einer geplanten Trilogie auf den trostlosen Wüstenplaneten katapultiert, wo Hans Zimmers bombastischer Soundtrack ihm gewohnt zuverlässig das Hirn wegbläst. Wir haben statt des Erlösers Paul Atreides jetzt immerhin Karl Lauterbach.

Pegel der Liebe

Manch einer floh in diesem Jahr gern in den privaten Rausch, genau wie ein paar Lehrer im gleichnamigen Film von Thomas Vinterberg.

Long-Isolation-Drinks genehmigte man sich im Pandemiejahr auch gern zu »Summer of Soul«. Questlove, der Drummer von The Roots, stellte den großartigen Musikfilm über das weitgehend unbekannte New Yorker Festival »Black Woodstock« von 1969 fertig. Unfassbar, dass man das Material der spektakulären Auftritte von Bands wie Sly & The Family Stone, dem blutjungen Stevie Wonder, Gospelkönigin Mahalia Jackson und vielen anderen über 50 Jahre nicht anfasste.

Des Weiteren konnte man sich im 2G-Home-Entertainment mit mittlerweile unzähligen Premium-Abos Musikfilme über die Sparks, Velvet Underground und sogar eine sechsstündige Beatles-Doku, kuratiert von Peter Jackson, ansehen und -hören.

Bei so viel Musik aus vergangenen Tagen und Marvel-Popcorn blieb kaum mehr Zeit für musikalische Neuentdeckungen aus Indiehausen. Dabei gab es unfassbar viel zu entdecken! Allein hierzulande: Sophia Kennedy begeisterte mit ihrem zweiten Album »Monsters«, ebenso das Dream-Pop-Kollektiv »Die neue Leichtigkeit« mit diversen Singles und EPs. Albertine Sarges legte ein kunstvolles Debütalbum vor. Im ­angelsächsischen Raum gab es ein Postpunk-Update von Dry Cleaning, The Weather Station brachten ihr Album »Ignorance« heraus. Und das Popduo Dumbo Gets Mad hatte mit »Things Are Random and Time Is Speeding Up« nicht nur den genialsten Albumtitel des Jahres parat. Auch nicht schlecht gewählt war der Titel »Sprechfunk mit Toten« für die Cosmic-Disco-Kraut-EP von Hildegard Von Binge Drinking.

Viele Teenager fühlten sich in den Blockbuster-tauglichen Gefühlswelten von Olivia Rodrigo, Billy Eilish oder Lana Del Ray (mit gleich zwei Alben) gut aufgehoben. Dabei mussten die Teens auf Discord oder Twitch auch noch die komplette Gamer-Welt im Auge behalten. Im real HipHop brauchte es 2021 eigentlich nur das kunstvoll verschachtelte neue Album von Little Simz, um irgendwie mitzureden zu können: »Sometimes I Might Be Introvert«.

Das aufregendste Stück Popmusik stammte hingegen von Sarah Brand, einer Soziologin mit Hang zum absurden Popexperiment. Ihr Song »Red Dress« ist dermaßen kunstvoll daneben gesungen, dass sie das Lebensgefühl 2021 wunderbar auf den Punkt gebracht hat – die schleichende Missstimmung und den Realitätsverlust an allen Fronten.

Mutationen

Eine deprimierende Parabel auf unsere Zeit war auch die Kriminalkomödie »I Care a Lot«, für die die Hauptdarstellerin Rosamund Pike Anfang des Jahres zu Recht einen Golden Globe gewann. Die von ihr verkörperte Blondine im Stil Alfred Hitchcocks ergaunert sich die Vormundschaft für betuchte Senioren, um sie nach Strich und Faden auszunehmen.

Doch es geht auch anders. Das zeigt die Indie-Regisseurin Kelly Reichardt in einem der besten Filme des Jahres: »First Cow«. In dem Antiwestern freunden sich zwei ungleiche Männer an und setzen der brutalen Realität dieser Ära Freundlichkeit und solidarisches Verhalten entgegen. Ein nachdenklich stimmendes Drama zur Zeit.

Vom neuen Hype um Non-Fungible-Tokens (NFT) wollte Quentin Tarantino profitieren und unveröffentlichte Szenen aus »Pulp Fiction« als digitale Sammelobjekte verscherbeln. Aber seine Filmproduktionsfirma leitete rechtliche Schritte dagegen ein. Andere hatten mehr Glück und konnten Musikvideos und GIFs als Originaldateien verkaufen. Der Kapitalismus mutiert also nicht weniger schnell als das Coronavirus.

Ein paar Dateien hätte man durchaus auch aus dem etwas zu lang ­geratenen Film »Drive My Car« von Ryūsuke Hamaguchi herausschneiden können. Das Drama basiert auf einer Kurzgeschichte von Haruki Murakami: Ein trauernder Theaterregisseur und seine traumatisierte Chauffeurin stellen sich in einem knallroten Saab den Schatten ihrer Vergangenheit. Im dahingleitenden Beichtstuhl hören sie sich Aufnahmen der verstorbenen Frau des Regisseurs an, die für ihren Mann Anton Tschechows berühmtes Drama »Onkel Wanja« auf Band gesprochen hat. Der Schlüsselsatz im vierten Akt lautet: »Man muss etwas tun!«

Wohl wahr. Insgeheim hatte man ja gehofft, dass sich demnächst irgendein Marvel-Held um all die irdischen Probleme kümmern würde. Schade. Zum Trost kann man immer noch »Barn«, das neue (!) Album von Neil Young and Crazy Horse, anhören und frisch geboostert in den Schlusschor einstimmen: »Don’t Forget Love!«

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SMASH WEF – Gemeinsam gegen Krise, Staat und Kapital

15.01.2022 – 18:00

Wir rufen auf zur interregionalen, grossen und unbewilligten Demonstration am 15.1.22 um 18 Uhr am Stadelhofen in Zürich. Gemeinsam gegen Krise, Staat und Kapital!

Seit mehr als fünfzig Jahren kommen Politiker:innen und Vertreter:innen aus verschiedenen Branchen der Wirtschaft nach Davos zum World Economic Forum (WEF). Nachdem letztes Jahr das WEF pandemiebedingt ausfiel, schmückt sich die nächste Ausgabe mit dem Thema «Working Together, Restoring Trust».

Aber wer darf genau ans WEF gehen, wer arbeitet hier zusammen und wessen Vertrauen muss wiederhergestellt werden? Die Eingeladenen sind diejenigen Leute, die während der Pandemie, ohne einen Finger zu krümmen, ihr Vermögen um Abermillionen vergrössert haben. Es sind auch die Leute, die, wie man am letzten Klimagipfel gesehen hat, immer wieder leere Versprechen zur Klimakrise gemacht haben. Die geladenen Gäste stehen nicht für Fortschritt oder irgendeinen Neuanfang nach der Pandemie, sondern für eine Verschärfung der Ausbeutungsmechanismen und somit für die herrschenden Zustände auf der ganzen Welt!

Wir arbeiten nicht mit diesen Menschen zusammen. Wir vertrauen ihnen nicht. Wir sind es, die auch während der Pandemie an vorderster Front weitergearbeitet haben, sei es in den Spitälern oder auf dem Bau oder Zuhause. Wir sind es, die unbezahlte Überstunden geleistet haben und in die Büros mussten, trotz der hohen Ansteckungsgefahr. Unsere Interessen stehen ganz im Widerspruch mit dem Gesülze, das vom WEF kommt. Die Antwort auf die kapitalistische Krise liegt in der Solidarität und diese zeigen wir auf der Strasse!

Während der Klassenkampf am WEF in schöne Worte verwandelt wird, befindet sich die Welt an vielen Orten im Krieg oder steuert darauf zu und das nicht aus Zufall. In vielen Ländern der Welt gibt es einen Rechtsruck und reaktionäre Kräfte nutzen die Gunst der Stunde. Ob der faschistische Angriff der Türkei auf das emanzipatorische Projekt Rojava in Nordostsyrien oder die imperialistischen Interessen von Firmen wie Glencore im Chad: Kapitalismus bedeutet Krieg und Elend auf der Welt.

Das WEF und die Schweiz versuchen den Mächtigen dieser Welt ein ruhiges Hinterland zu bieten, in welchem sie sich ungestört austauschen und präsentieren können. Unser Widerstand richtet sich gegen diejenigen, die sich an Wirtschaftsgipfeln treffen, um Spitäler zu privatisieren, Impfstoffpatente nicht freizugeben und somit die Krise zu verantworten haben und von ihr profitieren. Es ist notwendig die Ruhe in ihrem Hinterland zu stören und etwas gegen das Funktionieren des kapitalistischen Systems zu tun.

Deshalb rufen wir auf zur interregionalen, grossen und unbewilligten Demonstration am 15.1.22 um 18 Uhr am Stadelhofen in Zürich. Gemeinsam gegen Krise, Staat und Kapital!

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Diese Neonazi-Frau hat den Sicherheitsdienst der Massnahmengegner*innen aufgezogen

Quelle: https://www.aufbau.org/2021/12/17/diese-neonazi-frau-hat-den-sicherheitsdienst-der-massnahmengegnerinnen-aufgezogen/

Wir veröffentlichen hier einen Beitrag mit Informationen zur Beteiligung von faschistischen Kräfte der Bewegung der Massnahmengegner_innen. Die Informationen stammen vom antifaschistischen Kollektiv MiliZH unter dem Twitter-Account https://twitter.com/informantifa

Sandra Pesch-Ebert, die Frau von Jarno Ebert, dem bekannten Deutschen Neonazi mit Niederlassung im Kt. Luzern gleist seit dem Sommer ’21 einen Sicherheits dienst der Massnahmengegner*innen auf. Dieser soll die nationalistischen Demonstrationen vor „der Antifa“ schützen. Die neue Männergruppe „WG“, welche aus dieser Überlegung heraus entstand, wurde anfangs u.a. von ihr koordiniert.

Die nationalistischen Demonstrationen der Massnahmengegner*innen und ihre Nähe zu rechtem Gedankengut sind uns schon lange klar. Abgestritten und verharmlost wird das von den Massnahmegegner*innen genau so lange, zum Teil auch mit Erfolg. Aus ihrer Szene kam früher empört die Behauptung, es gäbe gar keine Neonazis an ihren Mobilisierungen. Als klar wurde dass an den Demonstrationen regelmässig bekannte Neonazis auftauchten wurden andere Erklärungen gesucht. Diejenigen von ihnen die nichts mehr auf Optik oder Gesellschaftsfähigkeit geben behaupten jetzt, dass die Neonazis vom Staat oder den „Lügenmedien“ bezahlt werden, um an ihre Demos zu gehen um sie zu diskreditieren. Die, die noch Kontakt zur Realität oder eine PR-Ausbildung haben, sagen eher, dass die Neonazis aus eigenem Willen, aber unverbunden mit dem grösseren Bürgerprotest, einfach auftauchen würden. Danach folgt meistens das Argument, es wäre ja nicht möglich, das auftauchen von Neonazis zu verhindern, denn man sei ja gegen Gewalt, und ausserdem für die freie Meinungsäusserung.

Beide Ausreden haben keinen Realitätsbezug.

Unter dem Pseudonym „Muh Muh Enemenemuh“ mischt Sandra Pesch-Ebert seit mehr als einem Jahr in einschlägigen Verschwörungstheorie- und Impfgegner*innen-Chats gegen die Corona-Massnahmen mit. Sie ist schon am 2. Januar 2021 auf dem Bundesplatz anwesend, an der ersten unbewilligten Samstagsdemonstration, zu der die DNFDP („Die Neue Fick-Dich Partei“) aufgerufen hatte. Ende März fängt sie an, Zusammenstellungen der anstehenden Demo-Termine zu machen, und gründet den Kanal “Demos/Manifs/Protesta/CH” der mittlerweile über 4000 Follower*innen hat. In diesem wird seither zu bewilligten und unbewilligten Demonstrationen gegen alle Massnahmen aufgerufen.

Der Kanal professionalisiert sich schnell. Ende April sind die roten Terminzusammenstellungen mit Schweizerkreuz und allen wichtigen Terminen jede Woche aktualisiert im Kanal. So wird Sandra im Frühling schon zu einer wichtigen Figur der Protestbewegung, sie wird zum Beispiel gebeten anderen, kleineren Kanälen eine Plattform zu geben.

Auf die Abendspaziergänge, die jeden Montag seit April in Luzern stattfinden weist Sandra in ihrem Kanal besonders oft hin. Dort ist sie auch regelmässig – ab und zu auch mit Kinderwagen und in Begleitung ihres Ehemanns, Jarno Ebert.

Jarno Ebert, der 2012 in die Innerschweiz umsiedelte, war vorher eine bekannte Nazi-Szenegrösse in Freital (DE). Als Mitglied des MC Gremium, ein mittlerweile verbotener rechter Motorcycle-Club war er immer wieder in rassistische Attacken sowie in Prügeleien mit der Polizei involviert (1). 2005 war Ebert mutmasslich an einem Angriff auf eine Unterkunft für Migrant*innen in Freital beteiligt, bei welchem mehrere Menschen verletzt wurden (2). In Dresden betrieb er vor 2009 das Tattoo-Studio „Outrage“, welches als einschlägig bekannt war, danach musste er ins Gefängnis, woraufhin er sich warscheinlich zum Umzug in die Schweiz entschied.

Seit 2015 heisst sein persönliches Studio, welches er aus seinem neuen Zuhause in Römerswil LU betreibt, auch wieder „Outrage“. Bei seiner Lohnarbeit im Living Color Studio in Luzern tättowiert er weiterhin Motive wie z.B Schwarze Sonnen. Die T-Shirts seines alten MC, ein sogenannter 1% Motorradclub, trägt er immer noch. Ein Ruhestand oder sogar eine Distanzierung sind in keiner Weise vermutbar.

Sandra und Jarno lernen sich spätestens 2013 kennen, er tättowiert sie, unter anderem mit einem Totenkopf auf der Schulter, Löwen auf dem Schulterblatt sowie mit den Namen ihrer zwei Kampfhunde auf den Fingern, und erzählt dabei warscheinlich viel von seiner Geschichte in den Neonazi-Strukturen in Deutschland. Wie genau das ablief ist nicht mehr rekonstruierbar aber das Resultat ist klar: sie ist genau so überzeugt, und mittlerweile eine sichtbarere Aktivistin als er. So geht sie auch am 10. Juli alleine an die Schlachtfeier zu Sempach, welche der grösste Treffpunkt und wichtigste Termin der Schweizer Faschist*innen ist (3).

Die Anwesenheit an den Demonstrationen überlässt Jarno hauptsächlich Sandra. Er beschränkt sich darauf, in Luzern an Demonstrationen zu gehen, sicher an die grösseren Mobili sierungen am 12.Juni in Basel und am 11.September in Luzern.

Quelle: Twitter Antifa Bern, Jarno Ebert und Sandra Pesch-Ebert in Luzern am 6. Juni

Dort sind auch Freunde von ihm und Sandra: An beide Termine kommt die Junge Tat mit Andy Schnellmann der Kameradschaft Heimattreu, sowie ein altbekannter Luzerner Neonazi: Markus Aregger. Am 12.Juni sind ausserdem noch der Basler René Meister mit Begleitung (beide auch an der Schlachtfeier Sempach fotografiert) und Markus’ Bruder Peter Aregger dabei. Beide Brüder Aregger waren 2018 in Basel an der durch antifaschistischen Gegenprotest verhinderten PNOS-Demo anwesend. Ein grösserer Umschwung von einschlägigen Leuten begleitet sie dann am 11. September, unter anderem der Zürcher alt-GC-Schläger Marcel Hodel, und der Innerschweizer Handörgeler mit Neonazi-tattoos Adrian Zurkirchen, sowie mutmassliche Gäste aus Deutschland.

Warum sind an den beiden Demos auf einmal so viele organisierte Neonazis? Es war antifaschistischer Gegenprotest angekündigt, und Sandras Angebot war es mutmasslich, einen Demoschutz zu koordinieren, da sie gute Kontakte zu Menschen hat die sich gerne mit der Antifa prügeln. Das passiert am 12. Juni in Basel dann auch – eine Gruppe friedlicher Gegendemons trant*innen mit einem Transpi werden tätlich angegriffen und verletzt (4). Auf Videos von diesem Samstag sieht man eine komplette Truppe zusammen laufen, in der Mitte der Demo.

Sandra Pesch-Ebert läuft hinter der Jungen Tat, Jarno Ebert und René Meister in Luzern Quelle: Video aus dem Telegram Kanal FriFreiDem, ein Kanal von Patrick Hofer, der gerne ein Volkstribunal organisieren würde um den Bundesrat zu verurteilen

Sandra Pesch-Ebert an der Schlachtfeier Sempach

René Meister, seine Begleitung und Markus Aregger an der Schlachtfeier
Junge-Tat Mitglieder an der Sempacher Schlachtfeier am 10. Juli Quelle: HabsburgerAntifa

Demoschutz koordiniert Sandra ab dem 12. Juni regelmässig, zum Beispiel in Kreuzlingen zwei Wochen später. Es stellt sich aber schnell heraus, dass bestehende Neonazi-Strukturen personell nicht gut genug aufgestellt sind, um diese nun wöchentliche Aufgabe zu übernehmen. Ausserdem ziehen bekannte, einschlägige Gesichter auch negative Medienaufmerksamkeit auf sich. Zum Glück für sie gibt es aber viele motivierte Männer an den Demos, die nur darauf warteten, organisiert zu werden. Zwei der ersten auf die sie trifft sind Martin „Von Altdorf“ Hofman aus AG und Marco Eisenlohr aus Wattwil SG, zwei gewaltmotivierte regelmässige Teilnehmer der Demonstrationen. Diese gründen im September die Männergruppe WG. Die soll die Trychler und die ganzen Demonstrationen schützen – vor der Polizei und vor der Antifa. Bei beiden passt auch das Gedankengut schon, Martin und Marco teilen in Telegram-Chats immer wieder rechte Inhalte. Marco ist sehr involviert in die Werbung für Demonstrationen und in den Aufbau neuer Chatgruppen. Er tut sich aber auch auf der Strasse hervor – unter anderem war er am 31.09 in angetrunkenem Zustand und in Luzern in eine Konfrontation mit einem Polizisten verwickelt – der Polizist musste daraufhin mit einer Platzwunde abtransportiert werden, Marco wurde verhaftet, woraufhin er selber von der Mehrheit der Massnahmengegner*innen als Antifa-Provokateur abgetan wurde. Dem war aber nicht so, er war zu dem Zeitpunkt theoretisch schon ein Kopf der Anti-Antifa-Schutztruppe.


Marco Eisenlohr (rechts) in Zug an der FuckNWO-Veranstaltung, Quelle: Telegram.
Marco wird in Luzern am 11. September verhaftet. Quelle: 20 Minuten

Über den Herbst kommen immer mehr Männer dazu, wie der Zuger Christoph Felber, der sich im Internet „Big Al“ nennt, oder dem Haustechniker Daniel Bütler aus Muri.


Peter Aregger, links und Daniel Bütler, rechts in Luzern am 12. Juni, Quelle: FriFreiDem/Pa trick Hofe

Am 23. Oktober in Bern ist es schliesslich soweit: Die WG stellt sich auf, um die Funktionen zu übernehmen. Am Anfang bei der Vorbesprechung dabei: Sandra.


Quelle: RheinTV

Die Schutzgruppe professionalisiert sich schnell. Aus einer 15-Personen Schlägertruppe, die im Pulk läuft wird eine Gruppe von etwa 40 Leuten, die mit Knöpfen im Ohr verbunden sind und die in Kleingruppen Spalier um die Trychler laufen. Die Junge Tat ist jetzt nicht mehr ein Hauptpfeiler des Sicherheitskonzepts, obwohl sie an dem Tag auch in Bern anwesend sind. Jetzt übernimmt die WG, auch „Swiss Men’s Club of Freedom 2021“. Diese besteht aus verschiedensten Männern, die sich im Lauf der Proteste rund um die Massnahmen kennengelernt haben. (Es ist unklar, wofür WG steht.)

In dieser “Swiss Men’s Club of Freedom 2021” WGruppe sind noch nicht ausschliesslich Neonazis. Jedes einzelne Mitglied ist aber reaktionär und nationalistisch – und sie alle kennen Sandra Pesch-Ebert ziemlich gut. Einige Mitglieder sind auch selbst sehr gut vernetzt in bestehen de rechtsradikale Umschwünge, und diese Figuren geben zunehmend den Ton an.


Quelle: Instagram

An einem Saufabend in der More Bar&Cigar Lounge in Bubikon ZH am 20.11.21 entsteht ein Gruppenfoto, auf dem die Truppe gut zu sehen ist. Simon Herman, der Thuner selbstbezeichnete „Peripetie- und Junge-Tat Nazi“, der schon lange auf eine rechte radikalisierung der Szene hofft, posiert dort ganz vorne und läuft mittlerweile auch in seiner Freizeit mit WG-Jacke um her. Zuvor war er lange alleine unterwegs, mit PNOS T-Shirts oder, wie er selbst sagt, im neu rechten Label Peripetie.


Simon Herman (links) und Lebensberater Björn Gross. Quelle: Nicole Hammer

Hinter ihm der Basler Michael Karrer, dessen Nutzername „Migelski88“ sicher aufhorchen lässt (88 ist ein Code für Heil Hitler), und der an Demos wahlweise im Trychlerhemd, mit geflammter Schweizerflagge oder eben in WG-Merchandise auftaucht. Noch etwas weiter hinten der Neuenhofer Fabian Iten, mit Iro-Frisur. Dieser fällt an Demos durch seine extrem gewalt bereite Art, aber auch durch seine Anarchieflagge auf. Fabian behauptet, ein Linker zu sein, an geblich war er früher bei der Antifa. Das stimmt nicht, er war lediglich Teil einer Cybergoth-Subkultur und ging an Festivals. Er organisierte 2014 die Montagsdemos in Baden mit, die Teil der sogenannten „Friedensmahnwachen“ waren. Diese waren schon immer von reaktionären, antisemitischen und verschwörungstheoretischen Ideen geprägt. Er selbst ist extrem antisemitisch und glaubt auch an die Verschwörungstheorie, dass jüdische Menschen selbst den Holocaust verübt hätten.

Weiter links (nur im Bild, nicht in der Ideologie) steht der Zürcher Simon Widmer. Er gestaltete die Aufrufe zu unbewilligten Demos in Zürich vor der Abstimmung, auf denen immer das Bild eines Löwens zu sehen war. Der Helvetische Reichsbürger und Flacherdler ist auch Teil dieser Schutztruppe. Ganz vorne in der Mitte der Familienvater Remo Brauchli, neben Martin Hofman dem Mitgründer. Hinter ihnen steht der Zürcher Oberländner Patrick Ledergerber. Er arbeitet bei einem Zürcher Fintech-Unternehmen als Gruppenleiter, und ist fest bei der WG dabei. Ausserdem ist er der Administrator der Telegram Gruppe „Widerstand Zürich“, eine Untergruppe des von Marco Eisenlohr gegründeten Kanals “Kantonswiderstand”. In dieser Gruppe wird immer wieder zu Gewalt aufgerufen, es werden ungehemmt Verschwörungstheorien verbreitet.

Neben Patrick steht Marcel Hedinger, auch “Burschi” genannt. Der Garagist, der in Brunnadern im Neckertal wohnt, ging am 11. Dezember zusammen mit Ignaz Bearth auf seine kleine Reise an den Balaton See in Ungarn um sich mit internationalen Faschist*innen zu treffen und die WG-Truppe zu bewerben. Schon 2015 äusserte er sich abschätzig über Asylsuchende. Vor der WG-Gründung konnte man ihn auch an zahlreichen Demos der Massnahmengegner*innen antreffen, zum Beispiel in Luzern am 12. Juni Arm in Arm mit Yves Sandro Berger, der sich als Kandidat für die Schweizer Demokraten aufstellen liess.


Bild 1: Marcel und Janice am Abstimmungssonntag 28. November in Bern an der Spitze der unbewilligten Demonstration. Quelle: FriFreiDem/Patrick Hofer Bild 2: Marcel und Yves in Luzern am 12. Juni. Quelle: FriFreiDem/Patrick Hofer

Dieses Treffen am Balaton, an das auch Marcel Hedinger reiste ist ein von Ignaz Bearth organisiertes Meetup einer „Deutschsprachigen Gemeinschaft“ in Ungarn. Der Gründer des neurechten Kleiderlabels Peripetie ist eingeladen, sowie andere rechte B-Promis aus Deutschland und Österreich. Nach der Wahlschlappe am 28. November versuchen offenbar rechtsradikale Elemente der sog. Coronabewegung, sich international zu vernetzen, und an Erfolge wie in Wien oder Sachsen anzuknüpfen.


Marcel, „Shipi“, Ignaz und Norbert am Balaton am 11. Dezember. Quelle: Ignaz Bearth Offizi ell

Ein Blick nach Österreich kann ein guter Vorgeschmack davon sein, was in der Schweiz auch passieren könnte: Offene Nationalsozialistische Gruppen wie dort “Wiener Widerstand” und “Die Österreicher” (Zwei Tarnorganisationen der Identitären) oder hier die “Junge Tat” (Eine Nachfolgeorganisation der Eisenjugend) laufen zuerst lange mit, und dann schliesslich, wie kürzlich in Wien geschehen, an der Spitze. Ganz so weit ist es in der Schweiz noch nicht gekommen – dass aber aktiv darauf hingearbeitet wird ist offensichtlich.

Nachtrag:
Nicht im Bild an diesem Tag, aber dafür auf der Strasse dabei sind ein paar andere, wie zum Beispiel der Aargauer Patrick Hurschler. Er war am Fackelmarsch in Bremgarten AG mit WG-Jacke dabei. Er besteht darauf, dass die Massnahmen mit dem Terror des Holocausts gleichzu setzen sind. Eine Aktion von Feminist*innen, die auf patriarchale Gewalt aufmerksam machen wollten kommentierte er mit den Worten “Antifa Gesindel” und mit der Ansicht, dass die Gewalt nur von “Afrikanern” ausginge, welche “bewusst auf Europa geholt wurden“.
Auch oft auf der Strasse dabei ist Janice Brüngger aus Solothurn, der auch diverse rechte Kanäle im Internet betreut, und sich besonders gut mit dem Peripetie-Nazi Simon Herman versteht.

Eine Diversität von verschiedenen Meinungen, wie die WG gegenüber der Aargauer Zeitung behauptet sucht man hier vergeblich – einzig eine Diversität innerhalb eines sehr rechten Spektrums ist erkennbar.

Das Logo der WG mit Lorbeerkranz

Michael Karrer in Rapperswil mit geflammter Schweizerflagge. Quelle: „Shipi“ Telegramka nal

Mitbegründer der WG, Martin Hofman. Quelle: Telegram

Patrick Hurschler und Fabian Iten am Fackelmarsch in Bremgarten. Quelle: AZ

Adrian Zurkirchen in Luzern am 31. Juli, Quelle: Youtube, Remo in Luzern

1:Jarno Ebert dreht frei im Freital http://zope6.free.de/terminal/txt/280905
2:Jarno Eberts Lebenslauf: https://twitter.com/antifa_bern/status/1404044869052608514
3: Dokumentation Schlachtfeier Sempach https://habsburgerantifa.noblogs.org/, Erklärung Bedeutung Schlachtfeier https://www.antifa.ch/medienmitteilung-der-antifa-bern-zur-rechtsradikalen-gedenkfeier-zur-schlacht-bei-sempach-organisiert-von-der-nationalen-aktionsfront-naf/
4:Angriff in Luzern https://www.zentralplus.ch/gegen-demonstranten-haben-angst-strafanzeige-zu-erstatten-2116619/

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18.12.21: Demo gegen Ausschaffung (Wauwilermoos)

Kein Mensch ist illegal! Schluss mit Ausschaffungen!18. Dezember // 12:45 Uhr // Bahnhofplatz Luzern // um 13:30 Uhr gemeinsame Anreise nach Wauwil zur Demo Anstatt geflüchteten oder migrierten Personen ein sicheres und würdiges Leben zu ermöglichen, werden in der Schweiz jedes Jahr Tausende Menschen unter Zwang ausgeschafft. Dahinter steht ein zutiefst rassistisches System: Geflüchteten Menschen wird grundsätzlich mit Misstrauen begegnet, sie werden in «richtige» und «Schein-Geflüchtete» eingeteilt. Folgen davon sind die Illegalisierung, der Verlust praktisch aller Rechte in der Nothilfe, oder zuletzt die Ausschaffung. Wir sagen: Kein Mensch ist illegal! Keine Person sollte jemals an den Ort zurückkehren müssen, den sie verlassen wollten oder mussten. Wir fordern: Bleiberecht für alle!

—–No person is illegal! Stop deportations!December 18// 12.45 PM // Banhofsplatz Lucerne //
At 1.30 PM joint journey to Wauwil for the demoInstead of providing refugees and migrants with a safe and dignified life, thousands of people are forcibly deported out of Switzerland every year. Behind this stands a profoundly racist system: refuges are on principle treated with suspicion, they are divided into “real” and “pretend” refugees. The consequences of this are illegalization, the loss of practically all rights in emergency aid, or finally deportation. We say: No human being is illegal. No person should ever have to return to the place they wanted to or had to leave. We demand: The right to stay for all!

—–Hiç kimse yasa dışı değil! sınır dışı edilmeyi sonlandır. 18. Aralik//13.00’de
Bahnhofsplatz Luzern’de buluşup saat 13.30’de hep beraber Wauwil‘deki eyleme katılacağız Mülteci veya göçmenlerin güvenli ve onurlu bir yaşam sürmelerini sağlamak yerine her yıl binlerce insan İsviçre’de zorla sınır dışı ediliyor. Bunun arkasında ırkçı bir sistem var: Mültecilere genellikle şüpheyle yaklaşılıyor, “gerçek” ve “sahte mülteciler” olarak ikiye ayrılıyor. Bunun sonuçları ise mültecileri yasa dışı ilan etme, acil yardımla ilgili neredeyse tüm hakları ellerinden alma veya nihayetinde sınır dışı edilmesidir.Diyoruz ki: kimse yasa dışı değildir! Hiç kimse istemediği veya ayrılmak zorunda bırakıldığı yere geri dönmek zorunda kalmamalıdır. Talep ediyoruz: herkes için kalma hakkı!

—-ዘይሕጋዊ ዝዀነ ይኹን ሰብ የለን! ደጊም ምጥራዝ ክውገድ ኣለዎ!
18 ታሕሳስ ሰዓት 12.45 Bahnhofsplatz Luzern
ሰዓት 13.30 ጉዕዞና ብሓባር ንሰለማዊ ሰልፊ ናብ Wauwil ኣብ ዓዓመት ብኣሽሓት ዚቝጸሩ ሰባት ስደተኛታት ብሰላም ክነብሩ ኣብ ክንዲ ዝግበረሎም፡ ብድፍኢት እዮም ካብ ስዊዘርላንድ ዝጥረዙ። ኣብቲ ናይ ስደተኛታት መስርሕ ውን ብሓፈሻ ሕማቅ ወይ ዓሌትነት ዝተሓወሶ መስርሕ እዩ ዘሎ። ስደተኛታት ብሓፈሻ ኣዝዩ ሕማቅን ምትእምማን ዝጎደሎ ኣቀባብላ ክግበረሎም እንከሎ፡
ናይ ሓቂ ኸምኡውን ናይ ሓሶት ስደተኛታት ተባሂሎም ካኣ ተመቒሎም ኣለዉ። ሳዕቤኑ ከኣ ዘይሕጋዊ ምግባር ዳርጋ ዅሉ መሰላት ህጹጽ ረድኤት ምጥፋእ ወይ ኣብ መወዳእታ ምጥራዝ እዩ።
ንሕና ካኣ ዋላ ሓደ ሰብ ዘይሕጋዊ ኣይኰነን ንብል!
ዝዀነ ይኹን ሰብ ናብቲ ክገድፎ ዝተገደደ ወይ ክወጽእ ዝመረጾ ቦታ ብዘይምርጭኡ ክምለስ የብሉን። ንሕና ከኣ ኩሉ ሰብ ኣብቲ ዘለዎ ቦታ ናይ ምጽናሕ መሰል ኽህልዎ ጻዊዕትና ነቅርብ ኣለና!

—-Tû kes ne îllegal e! Êdî dersînorkirin nema! 18 Kanûn, seet 13:00 Bahnhofsstrasse Lucerne.
Cûyîna hevbeş ji bo demo li Wauwil di 13:30 de Her sal bi hezaran kes bi darê zorê ji Swîsreyê têne dersînorkirin, li şûna ku penaber an koçber karibin jiyanek bi ewle û bi rûmet bijîn. Li pişt vê pergalek nijadperest a kûr heye: Penaber pir caran bi gumanan têne dîtin, di bin navên “penaberên rast” û “penaberên sexte” de têne dabeş kirin. Encam dersînorkirin, windakirina hema hema hemî mafên alîkariya acîl, û di dawiyê de dersînorkirin in. Em dibêjin: Tû kes ne îllegal e! Divê tu kes nevegerê cîhê ku ew naxwaze an jî cîhê ku ji bo wî xetereyê.
Em daxwaz dikin: Mafê mayînê ji bo her k

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