Bereits vor dem Erdbeben in Japan und den Ereignissen im AKW Fukushima war Widerstand gegen die Atomkraft in der Schweiz ein Thema.
Atommüll strahlt und bedroht das Leben in der Umgebung während zehntausenden von Jahren. Verschiedene Standorte in der Schweiz stehen als Atommüllendlagerstätten zur Debatte. Drei Atomkraftwerke werden altershalber bald vom Netz gehen und die Atomlobby wollte zumindest bis vor dem 11. März (Erdbeben in Japan) zwei neue bauen lassen. Sie sprach daher von einem ansonsten drohenden Versorgungsengpass und bezeichnete Atomstrom als umweltfreundlich. Aufgrund der veränderten Situation soll nun ein Umdenken stattgefunden haben. Zumindest behaupten sie dies. Gorleben und Fukushima zeigen aber mehr als deutlich, dass die Zauberlehrlinge noch lange nicht die radioaktiven Kräfte zu bändigen vermögen, die sie einst entfesselt und mit deren negativen Folgen bereits jetzt Tausende von Menschen zu leben haben (oder eben: hatten).
Im Zuge der nun real gewordenen Katastrophe rufen die Umweltverbände, sonstigen „grünen“ Kräfte und jene, die sich aufgrund der aktuellen Situation einen grünen Anstrich verpassen wollen, zum stets freundlichen und konformistischen Protest gegen die Atomkraft auf. Sie versuchen uns davon zu überzeugen, dass wir uns gerade jetzt dafür einsetzen sollten, dass überall Solarpanels, Windräder und Wasserkraftwerke hingebaut werden müssen. Ihr Credo richtet sich dabei an einen Markt, der die Atomkraft verbannen soll und den stets anwachsenden Energieverbrauch durch alternative Energiequellen decken kann. Da dieses Glaubensbekenntnis es aber nicht vermag, die Gräueltaten an der Natur und den Menschen – durch die kapitalistische Ausbeutung und Produktionsweise – zu einem Ende zu bringen, kann es nur als eine verkürzte Kritik am nuklearen Disaster abgetan werden. Reformistischer Umweltschutz, solcher also, der gleichzeitig auch die Wirtschaft schützen will und somit nicht an den Grundpfeilern der industriellen Gesellschaft zu rütteln wagt, ist bloss ein Produkt zur Beruhigung des schlechten Gewissens. Die heutigen Produktionsweisen und die dahinter stehende Idee, dass unbedingt Gewinn erwirtschaftet werden muss, sind der Rahmen, innerhalb dessen all die Verwüstungen stattfinden. Der Kapitalismus ist nicht vereinbar mit einer intakten Umwelt und sich frei und gemeinsam entfaltenden Menschen.
Aus kapitalistischer Sicht ist es selbstverständlich, dass neue Technologien eingeführt werden, sobald sie Gewinn versprechen. Allfällige Zweifel werden von einem Heer gut bezahlter Wissenschaftler unter hypnotischen Phrasen der Beschwichtigung begraben. Sei es nun bei Genmanipulationen, Nanotechnologien oder eben, der Atomkraft. Und selbst da reden die Experten bereits davon, diese Technologie weiter voranzutreiben. Nur müssen sie nun etwas warten, bis wir wieder dem Vergessen und der Apathie anheim gefallen sind.
Dass reformistischer Widerstand (Briefe schreiben, Petitionen, Initiativen, Cüpli trinken gegen …) oftmals nicht einmal Reformen des Status Quo erreichen kann, liegt hauptsächlich daran, dass er völlig zahnlos ist und nichts und niemandem tatsächlich wider-, also entgegen-, steht. Er lässt uns bloss an die Herrschenden appellieren, anstatt dass wir uns selbst ermächtigen würden etwas zu tun. Und darum ist er auch akzeptiert – er wird niemandem gefährlich.
Wir wollen aber diesen Status Quo nicht, in der nur die Waren und das Geld, nur Totes, wichtig sind und nicht wir und alles Lebendige. Wir brauchen und wollen die grellbunten Waren nicht. Wonach wir uns sehnen und wofür wir kämpfen ist eine Welt, in der Wir im Zentrum stehen und uns gegenseitig helfen. Eine Welt die es versteht, versöhnt mit Natur und Tieren zu leben, fernab von ihrer Ausbeutung und Unterdrückung. Doch von solch einer Welt sind wir meilenweit entfernt. Um sie verwirklichen zu können, müssen wir uns mit vehementer Beständigkeit der herrschenden Ideologie entgegenstellen. Wir wollen nicht mit den Politikern verhandeln, die bestenfalls versuchen, das Jetzt etwas erträglicher zu gestalten. Darum wollen wir sie auch nicht bitten die AKWs auszuschalten. Wir müssen Druck aufsetzen, aber nicht mittels Unterschriften, die keinen Pfifferling wert sind. Wir müssen unser Leben endlich in die eigenen Hände nehmen und die Entscheidungen treffen, die uns betreffen.
Darum geht es am A4-Camp. Um den Widerstand gegen den Kapitalismus im Allgemeinen und gegen AKWs im Speziellen. Um den Versuch des Kapitalismus, auch aus der ökologischen Katastrophe noch Profit zu schlagen: den grünen Kapitalismus. Und darum, was Widerstand denn eigentlich heisst und warum er notwendig ist.
Alle, die sich davon angesprochen fühlen, sind herzlich eingeladen an Pfingsten am A4-Camp teilzunehmen.