Quelle: http://www.n-tv.de/politik/Neonazis-weichen-nach-Leipzig-aus-article2655421.html
Zehntausende friedliche Demonstranten verhindern in Dresden einen Aufmarsch von Neonazis. Die Rechtsextremen sollen nun nach Leipzig geschafft werden, um dort demonstrieren zu können. In Dresden kommt es derweil zu massiven Auseinandersetzungen zwischen gewaltbereiten Demonstranten und der Polizei.
Überschattet von massiven Ausschreitungen haben mehr als zehntausend Menschen in Dresden gegen drei geplante Neonazi-Aufmärsche demonstriert. Linksgerichtete Demonstranten warfen Steine auf Beamte und errichteten brennende Straßenblockaden. Die Polizei ging mit Wasserwerfen, Schlagstöcken und Reizgas gegen die gewalttätigen Demonstranten vor.
Statt der bis zu 4000 erwarteten Rechtsextremen gelangten nach Angaben der Dresdener Polizei zunächst nur etwa 600 zu den ihnen zugewiesenen Versammlungsorten im Süden der Stadt. Mehr als 1000 Neonazis waren noch in der Stadt unterwegs und mussten von der Polizei abgefangen und geschützt werden.
Demo nun in Leipzig?
Wegen der massiven Blockaden sollten die Rechtsextremen allerdings nach Leipzig ausweichen. Die Bundespolizei werde sie in kleinen Gruppen begleiten, sagte ein Sprecher in Dresden. Sie würden den nächstmöglichen Zug nach Leipzig nehmen. Man gehe davon aus, dass sich etwa 600 Personen auf den Weg machen. Die Leipziger Polizei bereite sich indes intensiv auf einen Einsatz vor, sagte ein Sprecher.
Zu den Gegenkundgebungen hatte das Aktionsbündnis “Dresden-Nazifrei” aufgerufen. Nach Angaben des Bündnis-Sprechers Stefan Thiel folgten dem Aufruf bis zum Nachmittag etwa 15.000 Menschen. Tausende waren bereits am Morgen mit 250 Bussen aus dem gesamten Bundesgebiet angereist.
Gewalttätige Gegendemonstranten durchbrachen im Lauf des Tages immer wieder Polizei-Absperrungen. In mehreren Gruppen blockierten sie wichtige Kreuzungen und Straßen, um den Marsch der Neonazis vom Dresdener Hauptbahnhof zu dem etwa zwei Kilometer entfernten Versammlungsort zu verhindern. Dabei setzten Linksextreme Müllcontainer in Brand, beschädigten Autos, warfen mit Steinen und Feuerwerkskörpern auf Polizisten und errichteten Barrikaden. Die Gegendemonstranten kommunizierten per Twitter und Website-Ticker, um Blockaden zu verstärken oder vor Polizeieinsätzen zu warnen.
“Explosion der Gewalt”
Die Polizei setzte nach eigenen Angaben Wasserwerfer, Schlagstöcke und Reizgas ein, um ein Aufeinandertreffen der Gruppen zu verhindern. Mehrere Gegendemonstranten, die Polizisten angegriffen kamen in Gewahrsam. Die Gewerkschaft der Polizei sprach von einer “Explosion der Gewalt durch linksextremistische Straftäter” gegen die Polizei.
In vielen Dresdner Kirchen wurden Mahnwachen gegen den Aufmarsch der Rechtsextremen abgehalten. Die Grünen-Politikerin und Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt betete mit Bundes- und Landespolitikern. Der Evangelische Kirchentag ist in diesem Sommer in Dresden zu Gast.
Die sächsische Landeshauptstadt hatte die Aufmärsche der Rechtsextremen zunächst zusammenlegen wollen. Doch dies war ihr am Freitag vom Dresdener Verwaltungsgericht untersagt worden. Bereits am vergangenen Sonntag hatten Tausende in Dresden gegen einen Neonazi-Aufmarsch anlässlich des Jahrestags der Bombardierung der Stadt vor 66 Jahren protestiert.