Quelle: https://www.aufbau.org/2021/12/17/diese-neonazi-frau-hat-den-sicherheitsdienst-der-massnahmengegnerinnen-aufgezogen/
Wir veröffentlichen hier einen Beitrag mit Informationen zur Beteiligung von faschistischen Kräfte der Bewegung der Massnahmengegner_innen. Die Informationen stammen vom antifaschistischen Kollektiv MiliZH unter dem Twitter-Account https://twitter.com/informantifa
Sandra Pesch-Ebert, die Frau von Jarno Ebert, dem bekannten Deutschen Neonazi mit Niederlassung im Kt. Luzern gleist seit dem Sommer ’21 einen Sicherheits dienst der Massnahmengegner*innen auf. Dieser soll die nationalistischen Demonstrationen vor „der Antifa“ schützen. Die neue Männergruppe „WG“, welche aus dieser Überlegung heraus entstand, wurde anfangs u.a. von ihr koordiniert.
Die nationalistischen Demonstrationen der Massnahmengegner*innen und ihre Nähe zu rechtem Gedankengut sind uns schon lange klar. Abgestritten und verharmlost wird das von den Massnahmegegner*innen genau so lange, zum Teil auch mit Erfolg. Aus ihrer Szene kam früher empört die Behauptung, es gäbe gar keine Neonazis an ihren Mobilisierungen. Als klar wurde dass an den Demonstrationen regelmässig bekannte Neonazis auftauchten wurden andere Erklärungen gesucht. Diejenigen von ihnen die nichts mehr auf Optik oder Gesellschaftsfähigkeit geben behaupten jetzt, dass die Neonazis vom Staat oder den „Lügenmedien“ bezahlt werden, um an ihre Demos zu gehen um sie zu diskreditieren. Die, die noch Kontakt zur Realität oder eine PR-Ausbildung haben, sagen eher, dass die Neonazis aus eigenem Willen, aber unverbunden mit dem grösseren Bürgerprotest, einfach auftauchen würden. Danach folgt meistens das Argument, es wäre ja nicht möglich, das auftauchen von Neonazis zu verhindern, denn man sei ja gegen Gewalt, und ausserdem für die freie Meinungsäusserung.
Beide Ausreden haben keinen Realitätsbezug.
Unter dem Pseudonym „Muh Muh Enemenemuh“ mischt Sandra Pesch-Ebert seit mehr als einem Jahr in einschlägigen Verschwörungstheorie- und Impfgegner*innen-Chats gegen die Corona-Massnahmen mit. Sie ist schon am 2. Januar 2021 auf dem Bundesplatz anwesend, an der ersten unbewilligten Samstagsdemonstration, zu der die DNFDP („Die Neue Fick-Dich Partei“) aufgerufen hatte. Ende März fängt sie an, Zusammenstellungen der anstehenden Demo-Termine zu machen, und gründet den Kanal “Demos/Manifs/Protesta/CH” der mittlerweile über 4000 Follower*innen hat. In diesem wird seither zu bewilligten und unbewilligten Demonstrationen gegen alle Massnahmen aufgerufen.
Der Kanal professionalisiert sich schnell. Ende April sind die roten Terminzusammenstellungen mit Schweizerkreuz und allen wichtigen Terminen jede Woche aktualisiert im Kanal. So wird Sandra im Frühling schon zu einer wichtigen Figur der Protestbewegung, sie wird zum Beispiel gebeten anderen, kleineren Kanälen eine Plattform zu geben.
Auf die Abendspaziergänge, die jeden Montag seit April in Luzern stattfinden weist Sandra in ihrem Kanal besonders oft hin. Dort ist sie auch regelmässig – ab und zu auch mit Kinderwagen und in Begleitung ihres Ehemanns, Jarno Ebert.
Jarno Ebert, der 2012 in die Innerschweiz umsiedelte, war vorher eine bekannte Nazi-Szenegrösse in Freital (DE). Als Mitglied des MC Gremium, ein mittlerweile verbotener rechter Motorcycle-Club war er immer wieder in rassistische Attacken sowie in Prügeleien mit der Polizei involviert (1). 2005 war Ebert mutmasslich an einem Angriff auf eine Unterkunft für Migrant*innen in Freital beteiligt, bei welchem mehrere Menschen verletzt wurden (2). In Dresden betrieb er vor 2009 das Tattoo-Studio „Outrage“, welches als einschlägig bekannt war, danach musste er ins Gefängnis, woraufhin er sich warscheinlich zum Umzug in die Schweiz entschied.
Seit 2015 heisst sein persönliches Studio, welches er aus seinem neuen Zuhause in Römerswil LU betreibt, auch wieder „Outrage“. Bei seiner Lohnarbeit im Living Color Studio in Luzern tättowiert er weiterhin Motive wie z.B Schwarze Sonnen. Die T-Shirts seines alten MC, ein sogenannter 1% Motorradclub, trägt er immer noch. Ein Ruhestand oder sogar eine Distanzierung sind in keiner Weise vermutbar.
Sandra und Jarno lernen sich spätestens 2013 kennen, er tättowiert sie, unter anderem mit einem Totenkopf auf der Schulter, Löwen auf dem Schulterblatt sowie mit den Namen ihrer zwei Kampfhunde auf den Fingern, und erzählt dabei warscheinlich viel von seiner Geschichte in den Neonazi-Strukturen in Deutschland. Wie genau das ablief ist nicht mehr rekonstruierbar aber das Resultat ist klar: sie ist genau so überzeugt, und mittlerweile eine sichtbarere Aktivistin als er. So geht sie auch am 10. Juli alleine an die Schlachtfeier zu Sempach, welche der grösste Treffpunkt und wichtigste Termin der Schweizer Faschist*innen ist (3).
Die Anwesenheit an den Demonstrationen überlässt Jarno hauptsächlich Sandra. Er beschränkt sich darauf, in Luzern an Demonstrationen zu gehen, sicher an die grösseren Mobili sierungen am 12.Juni in Basel und am 11.September in Luzern.
Dort sind auch Freunde von ihm und Sandra: An beide Termine kommt die Junge Tat mit Andy Schnellmann der Kameradschaft Heimattreu, sowie ein altbekannter Luzerner Neonazi: Markus Aregger. Am 12.Juni sind ausserdem noch der Basler René Meister mit Begleitung (beide auch an der Schlachtfeier Sempach fotografiert) und Markus’ Bruder Peter Aregger dabei. Beide Brüder Aregger waren 2018 in Basel an der durch antifaschistischen Gegenprotest verhinderten PNOS-Demo anwesend. Ein grösserer Umschwung von einschlägigen Leuten begleitet sie dann am 11. September, unter anderem der Zürcher alt-GC-Schläger Marcel Hodel, und der Innerschweizer Handörgeler mit Neonazi-tattoos Adrian Zurkirchen, sowie mutmassliche Gäste aus Deutschland.
Warum sind an den beiden Demos auf einmal so viele organisierte Neonazis? Es war antifaschistischer Gegenprotest angekündigt, und Sandras Angebot war es mutmasslich, einen Demoschutz zu koordinieren, da sie gute Kontakte zu Menschen hat die sich gerne mit der Antifa prügeln. Das passiert am 12. Juni in Basel dann auch – eine Gruppe friedlicher Gegendemons trant*innen mit einem Transpi werden tätlich angegriffen und verletzt (4). Auf Videos von diesem Samstag sieht man eine komplette Truppe zusammen laufen, in der Mitte der Demo.
Demoschutz koordiniert Sandra ab dem 12. Juni regelmässig, zum Beispiel in Kreuzlingen zwei Wochen später. Es stellt sich aber schnell heraus, dass bestehende Neonazi-Strukturen personell nicht gut genug aufgestellt sind, um diese nun wöchentliche Aufgabe zu übernehmen. Ausserdem ziehen bekannte, einschlägige Gesichter auch negative Medienaufmerksamkeit auf sich. Zum Glück für sie gibt es aber viele motivierte Männer an den Demos, die nur darauf warteten, organisiert zu werden. Zwei der ersten auf die sie trifft sind Martin „Von Altdorf“ Hofman aus AG und Marco Eisenlohr aus Wattwil SG, zwei gewaltmotivierte regelmässige Teilnehmer der Demonstrationen. Diese gründen im September die Männergruppe WG. Die soll die Trychler und die ganzen Demonstrationen schützen – vor der Polizei und vor der Antifa. Bei beiden passt auch das Gedankengut schon, Martin und Marco teilen in Telegram-Chats immer wieder rechte Inhalte. Marco ist sehr involviert in die Werbung für Demonstrationen und in den Aufbau neuer Chatgruppen. Er tut sich aber auch auf der Strasse hervor – unter anderem war er am 31.09 in angetrunkenem Zustand und in Luzern in eine Konfrontation mit einem Polizisten verwickelt – der Polizist musste daraufhin mit einer Platzwunde abtransportiert werden, Marco wurde verhaftet, woraufhin er selber von der Mehrheit der Massnahmengegner*innen als Antifa-Provokateur abgetan wurde. Dem war aber nicht so, er war zu dem Zeitpunkt theoretisch schon ein Kopf der Anti-Antifa-Schutztruppe.
Über den Herbst kommen immer mehr Männer dazu, wie der Zuger Christoph Felber, der sich im Internet „Big Al“ nennt, oder dem Haustechniker Daniel Bütler aus Muri.
Am 23. Oktober in Bern ist es schliesslich soweit: Die WG stellt sich auf, um die Funktionen zu übernehmen. Am Anfang bei der Vorbesprechung dabei: Sandra.
Die Schutzgruppe professionalisiert sich schnell. Aus einer 15-Personen Schlägertruppe, die im Pulk läuft wird eine Gruppe von etwa 40 Leuten, die mit Knöpfen im Ohr verbunden sind und die in Kleingruppen Spalier um die Trychler laufen. Die Junge Tat ist jetzt nicht mehr ein Hauptpfeiler des Sicherheitskonzepts, obwohl sie an dem Tag auch in Bern anwesend sind. Jetzt übernimmt die WG, auch „Swiss Men’s Club of Freedom 2021“. Diese besteht aus verschiedensten Männern, die sich im Lauf der Proteste rund um die Massnahmen kennengelernt haben. (Es ist unklar, wofür WG steht.)
In dieser “Swiss Men’s Club of Freedom 2021” WGruppe sind noch nicht ausschliesslich Neonazis. Jedes einzelne Mitglied ist aber reaktionär und nationalistisch – und sie alle kennen Sandra Pesch-Ebert ziemlich gut. Einige Mitglieder sind auch selbst sehr gut vernetzt in bestehen de rechtsradikale Umschwünge, und diese Figuren geben zunehmend den Ton an.
An einem Saufabend in der More Bar&Cigar Lounge in Bubikon ZH am 20.11.21 entsteht ein Gruppenfoto, auf dem die Truppe gut zu sehen ist. Simon Herman, der Thuner selbstbezeichnete „Peripetie- und Junge-Tat Nazi“, der schon lange auf eine rechte radikalisierung der Szene hofft, posiert dort ganz vorne und läuft mittlerweile auch in seiner Freizeit mit WG-Jacke um her. Zuvor war er lange alleine unterwegs, mit PNOS T-Shirts oder, wie er selbst sagt, im neu rechten Label Peripetie.
Hinter ihm der Basler Michael Karrer, dessen Nutzername „Migelski88“ sicher aufhorchen lässt (88 ist ein Code für Heil Hitler), und der an Demos wahlweise im Trychlerhemd, mit geflammter Schweizerflagge oder eben in WG-Merchandise auftaucht. Noch etwas weiter hinten der Neuenhofer Fabian Iten, mit Iro-Frisur. Dieser fällt an Demos durch seine extrem gewalt bereite Art, aber auch durch seine Anarchieflagge auf. Fabian behauptet, ein Linker zu sein, an geblich war er früher bei der Antifa. Das stimmt nicht, er war lediglich Teil einer Cybergoth-Subkultur und ging an Festivals. Er organisierte 2014 die Montagsdemos in Baden mit, die Teil der sogenannten „Friedensmahnwachen“ waren. Diese waren schon immer von reaktionären, antisemitischen und verschwörungstheoretischen Ideen geprägt. Er selbst ist extrem antisemitisch und glaubt auch an die Verschwörungstheorie, dass jüdische Menschen selbst den Holocaust verübt hätten.
Weiter links (nur im Bild, nicht in der Ideologie) steht der Zürcher Simon Widmer. Er gestaltete die Aufrufe zu unbewilligten Demos in Zürich vor der Abstimmung, auf denen immer das Bild eines Löwens zu sehen war. Der Helvetische Reichsbürger und Flacherdler ist auch Teil dieser Schutztruppe. Ganz vorne in der Mitte der Familienvater Remo Brauchli, neben Martin Hofman dem Mitgründer. Hinter ihnen steht der Zürcher Oberländner Patrick Ledergerber. Er arbeitet bei einem Zürcher Fintech-Unternehmen als Gruppenleiter, und ist fest bei der WG dabei. Ausserdem ist er der Administrator der Telegram Gruppe „Widerstand Zürich“, eine Untergruppe des von Marco Eisenlohr gegründeten Kanals “Kantonswiderstand”. In dieser Gruppe wird immer wieder zu Gewalt aufgerufen, es werden ungehemmt Verschwörungstheorien verbreitet.
Neben Patrick steht Marcel Hedinger, auch “Burschi” genannt. Der Garagist, der in Brunnadern im Neckertal wohnt, ging am 11. Dezember zusammen mit Ignaz Bearth auf seine kleine Reise an den Balaton See in Ungarn um sich mit internationalen Faschist*innen zu treffen und die WG-Truppe zu bewerben. Schon 2015 äusserte er sich abschätzig über Asylsuchende. Vor der WG-Gründung konnte man ihn auch an zahlreichen Demos der Massnahmengegner*innen antreffen, zum Beispiel in Luzern am 12. Juni Arm in Arm mit Yves Sandro Berger, der sich als Kandidat für die Schweizer Demokraten aufstellen liess.
Dieses Treffen am Balaton, an das auch Marcel Hedinger reiste ist ein von Ignaz Bearth organisiertes Meetup einer „Deutschsprachigen Gemeinschaft“ in Ungarn. Der Gründer des neurechten Kleiderlabels Peripetie ist eingeladen, sowie andere rechte B-Promis aus Deutschland und Österreich. Nach der Wahlschlappe am 28. November versuchen offenbar rechtsradikale Elemente der sog. Coronabewegung, sich international zu vernetzen, und an Erfolge wie in Wien oder Sachsen anzuknüpfen.
Ein Blick nach Österreich kann ein guter Vorgeschmack davon sein, was in der Schweiz auch passieren könnte: Offene Nationalsozialistische Gruppen wie dort “Wiener Widerstand” und “Die Österreicher” (Zwei Tarnorganisationen der Identitären) oder hier die “Junge Tat” (Eine Nachfolgeorganisation der Eisenjugend) laufen zuerst lange mit, und dann schliesslich, wie kürzlich in Wien geschehen, an der Spitze. Ganz so weit ist es in der Schweiz noch nicht gekommen – dass aber aktiv darauf hingearbeitet wird ist offensichtlich.
Nachtrag:
Nicht im Bild an diesem Tag, aber dafür auf der Strasse dabei sind ein paar andere, wie zum Beispiel der Aargauer Patrick Hurschler. Er war am Fackelmarsch in Bremgarten AG mit WG-Jacke dabei. Er besteht darauf, dass die Massnahmen mit dem Terror des Holocausts gleichzu setzen sind. Eine Aktion von Feminist*innen, die auf patriarchale Gewalt aufmerksam machen wollten kommentierte er mit den Worten “Antifa Gesindel” und mit der Ansicht, dass die Gewalt nur von “Afrikanern” ausginge, welche “bewusst auf Europa geholt wurden“.
Auch oft auf der Strasse dabei ist Janice Brüngger aus Solothurn, der auch diverse rechte Kanäle im Internet betreut, und sich besonders gut mit dem Peripetie-Nazi Simon Herman versteht.
Eine Diversität von verschiedenen Meinungen, wie die WG gegenüber der Aargauer Zeitung behauptet sucht man hier vergeblich – einzig eine Diversität innerhalb eines sehr rechten Spektrums ist erkennbar.
1:Jarno Ebert dreht frei im Freital http://zope6.free.de/terminal/txt/280905
2:Jarno Eberts Lebenslauf: https://twitter.com/antifa_bern/status/1404044869052608514
3: Dokumentation Schlachtfeier Sempach https://habsburgerantifa.noblogs.org/, Erklärung Bedeutung Schlachtfeier https://www.antifa.ch/medienmitteilung-der-antifa-bern-zur-rechtsradikalen-gedenkfeier-zur-schlacht-bei-sempach-organisiert-von-der-nationalen-aktionsfront-naf/
4:Angriff in Luzern https://www.zentralplus.ch/gegen-demonstranten-haben-angst-strafanzeige-zu-erstatten-2116619/