„Corona-Skeptiker*innen“ rufen am 19. Dezember erneut zu einer Kundgebung auf dem Sechseläutenplatz in Zürich auf. Es sind teilweise offen Rechtsradikale, die diese Veranstaltungen organisieren. Einer solchen Kundgebung von Rechts, möchten wir keinen Meter Strasse überlassen.
Dass den Aufrufen nicht ausschliesslich Rechtsradikale folgen ist uns klar. Genauso klar ist, dass es legitime Kritikpunkte an den staatlichen Corona-Massnahmen gibt. Für Alle muss es aber inakzeptabel sein, dass Rassist*innen und Reaktionäre zu öffentlichen Veranstaltungen aufrufen und diese durchführen können.
Rechte Kräfte nutzen diese öffentlichen Veranstaltungen für ihre eigenen Interessen, auch wenn sie sich in den sozialen Medien hinter Pseudonymen verstecken und andere in der ersten Reihe demonstrieren lassen.
Es ist wichtig, nicht an Anlässe zu gehen, die von rechtsextremen organisiert werden. Es ist wichtig zu wissen, welchem Aufruf man folgt. Und es ist wichtig gegen rechte Mobilisierungen auf die Strasse zu gehen.
Rechte Verbindungen
Hier eine Auswahl von offen Rechtsradikalen, die sich gerne als Drahtzieher*innen der “Corona-Skeptiker*innen” sehen und regelmässig deren Kundgebungen mit rechten Inhalten mitorganisieren:
Markus Holzer, Gründer und Sprecher sowie Telegram-Admin von reaktion.org, der in verschiedenen Städten Proteste gegen die Corona-Massnahmen organisiert. Holzer fiel schon 2017 auf, als er den Verein “Brennpunkt Schweiz” gründete. Er wollte mit dem PEGIDA-Slogan „Wir sind das Volk“ auf dem Bundesplatz für die Durchsetzung der Masseneinwanderungsinitative demonstrieren. Holzer versucht nun auf das nächste Steckenpferd umzusatteln. Das unehrliche Pochen auf Grundrechte und direkte Demokratie sowie die fragwürdige Namenswahl für seine Vereine sind aber geblieben.
Daniel Trappitsch, Naturheilpraktiker und Gründer des Vereins “Netzwerk Impfentscheid (N.I.E)”. Er ist im Telegram-Kanal “Widerstand2020” (W.I.R2020) als Admin aktiv. Trappitsch inszeniert sich gerne als Anführer in der Impfgegner*innen-Szene. Schon bei der Ebola-Pandemie 2014 war er an der Veröffentlichung eines extrem rassistischen Videos beteiligt, welches behauptete Ebola existiere nicht und Menschen in Afrika seien einfach betrunken oder durch fehlende Hygiene erkrankt. Er pflegt engen Kontakt zu Markus Erb, dem Anwalt der schwulenfeindlichen Sekte “Vereins zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis”(VPM), der mit der „Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz“ (AUNS) und Andreas Glarners Verlag «Schweizerzeit» zusammenarbeitet. Erb ist mit seinem rechtslastigen Verein “Bürger für Bürger” schon seit 2002 unterwegs, dieser setzt sich neu auch gegen Corona-Massnahmen ein.
Die “stillen Proteste”, welche von Markus Holzer und dem SVP-Wetzikon-Vorstand-Power-Couple Simone und Martin Ehrismann organisiert werden, vergleichen die Corona-Massnahmen mit dem Holocaust. Ungeimpfte, oder Menschen die das Tragen einer Maske verweigern, sind ihrer Meinung nach genau wie die jüdischen Menschen, die unter den Nationalsozialisten in Deutschland einen gelben Stern tragen mussten.
Wer mit Nazis marschiert, marschiert mit Nazis
Die Verfolgung, Entrechtung und Ermordung von jüdischen Menschen, Sinti und Roma, Menschen mit Beeinträchtigungen, homosexuellen Menschen, Kommunist*innen, Sozialist*innen, Anarchist*innen und anderen Widerstandskämpfer*innen während der Nazi-Herrschaft ist keineswegs vergleichbar mit den Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Der Vergleich ist unwahr und ein Nährboden für rechtsextremes Gedankengut, auch wenn die staatlichen Massnahmen primär dem Aufrechterhalten der Wirtschaft dienen und viele Menschen vergessen gehen. Das Gleichsetzen des Holocaust mit dem Tragen einer Maske liegt im Interesse von Neonazis. Wer solche Holocaustrelativierungen mitmacht oder toleriert ist mitverantwortlich, wenn reaktionäre und faschistische Inhalte an Relevanz gewinnen.
Schein-Widerstand
Einige “Corona-Skeptiker*innen” inszenieren sich nun als widerständige Kämpfer*innen gegen ein neues totalitäres Regime. Das ist schon bei kurzem Hinschauen lächerlich. Sie demonstrieren für einen Staat, der die Schwächsten nicht schützen, sondern sterben lassen soll. Sie fühlen sich verfolgt, wenn sie eine Maske tragen sollen – und übersehen, dass sie mit ihren Rufen nach Beendigung des Lockdowns genau die selben Forderungen wie die „Economiesuisse“ und andere Wirtschaftsverbände stellen.
Anstatt sich jetzt für alle Menschen einzusetzen, die neu oder schon seit jeher vom System ausgebeutet oder vergessen wurden, leugnen die „Corona-Skeptiker*innen“ nun die Gefährlichkeit des Virus. Anstatt Menschen zu schützen, die durch Immunschwächen oder bestehende Krankheiten auf eine solidarische Gesellschaft angewiesen sind, schützen sie nur ihre eigenen Interessen.
Menschen schützen, statt Profite
Wir formulieren linke Kritik an den Corona-Massnahmen, da diese eher die Wirtschaft schützen und nicht die Menschen. Unsere Forderung lautet, dass alle Menschen gut und geschützt leben sollen, auch die, die weiterhin in vollen Trams zur Arbeit müssen, oder die, die ihre Miete nicht mehr zahlen können. Die Massnahmen setzen auf Vereinzelung und Isolation statt auf kollektiven Umgang und Solidarität. Gegen die Bereicherung der eh schon Reichen während in der Pandemie viele Menschen um ihre Existenz kämpfen. Wir sind nicht einverstanden mit einem Lockdown des öffentlichen Lebens und den Angriffen auf das Versammlungsrecht, während man sich bei der Arbeit dem Risiko einer Ansteckung auszusetzen hat. Gleichzeitig wollen wir so viele Menschen wie möglich schützen, egal wie alt oder krank sie sind und auch gerade solche die nicht so viel Geld haben.
Dieser Mobilisierung von Rechtsextremen wollen wir nicht den öffentlichen Raum überlassen. Darum gehen wir auf die Strasse: Für das Recht, für Gerechtigkeit einzustehen (zum Beispiel an Antifaschistischen Protesten wie 2017 anlässlich von „Basel Nazifrei“), für eine solidarische Gesellschaft und ein selbstbestimmtes Leben.
Gegen Rechtsextreme Hetze, gegen reaktionäre und antifeministische Lebensfeinde, gegen den Kapitalismus!
Haltet euch dieses Datum frei! Sorgen wir gemeinsam dafür, dass sich die Rechten in Zürich nicht die Strasse nehmen können.
Die genaue Form, die Uhrzeit und den Ort unserer Mobilisierung werden wir in den kommenden Tagen bekannt geben! Bei unserer Mobilisierung tragen wir Masken und halten Abstand.
Quelle: https://barrikade.info/article/4080