Das Weltwirtschaftsforum WEF kommt doch nicht in die Zentralschweiz: Das Treffen hochrangiger Politiker und Wirtschaftsleute findet wegen der Corona-Pandemie im nächsten Mai definitiv in Singapur statt. Für Nidwalden und Luzern findet der Traum vom WEF auf dem Bürgenstock «ein jähes Ende».
Auch wenn sich der Entscheid in den vergangenen Tagen abgezeichnet hatte, zeigte sich der Nidwaldner Landamann Othmar Filliger (CVP) am Montag enttäuscht: «Es wäre eine einmalige Chance gewesen, den Bürgenstock und die Region als idealen Standort für internationale Spitzenkongresse in der ganzen Welt zu positionieren», wird er in einer gemeinsamen Medienmitteilung der Kantone Nidwalden und Luzern, der Stadt Luzern sowie der Gemeinde Stansstad NW zitiert.
Zudem wäre die dadurch ausgelöste wirtschaftliche Dynamik für die lokalen Unternehmen ein hoch willkommener Impuls gewesen. Der Entscheid sei zwar bedauerlich, aber nachvollziehbar, wird Luzerns Stadtpräsident Beat Züsli (SP) zitiert.
Die WEF-Organisatoren gaben am Montagnachmittag den Standortentscheid für 2021 bekannt. Nach sorgfältiger Abwägung und angesichts der aktuellen Situation bezüglich der Covid-19-Fälle sei beschlossen worden, dass Singapur am besten geeignet sei, das Treffen abzuhalten, heisst es in der Medienmitteilung des WEF. Das Sondertreffen wird vom 13. bis am 16. Mai durchgeführt. 2022 soll es dann wieder nach Davos zurückkehren.
Das Ziel des Weltwirtschaftsforums sei es immer gewesen, in der Schweiz zu bleiben, heisst es weiter. Obwohl seit Beginn erkennbar gewesen sei, dass aufgrund der Covid-19-Situation dies nie zu hundert Prozent garantiert war.
Der Ortswechsel spiegle die Priorität des Forums wider, die Gesundheit und Sicherheit der Teilnehmer sowie der Gastgeber zu schützen. Die Sondertagung 2021 in Singapur werde die erste Veranstaltung der globalen Führung sein, die sich mit der weltweiten Erholung von der Pandemie befasse, schreiben die Organisatoren.
In der Januarwoche, in der das WEF üblicherweise in Davos stattfindet, plant das Forum nun eine virtuelle Veranstaltung. Laut den Organisatoren sollen Staats- und Regierungschefs, Vorstandsvorsitzende, führende Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft, globale Medien und Jugendleiter aus Afrika, Asien, Europa, dem Nahen Osten, Lateinamerika und Nordamerika daran teilnehmen.
Ursprünglich hatte das WEF angekündigt, seinen internationalen Anlass 2021 wegen der Corona-Pandemie nicht Anfang des Jahres in Davos GR, sondern in einem reduzierten Umfang vom 17. bis 21. Mai auf dem Bürgenstock NW und in Luzern durchzuführen.
Ende November stufte WEF-Gründer Klaus Schwab in einem Interview die Corona-Situation in der Schweiz als schwierig ein. Die Austragung in der Zentralschweiz sei noch nicht gesichert. Daraufhin gab es unbestätigte Meldungen, dass das WEF in Singapur durchgeführt werden könnte.
Diese Gerüchte schreckten die bürgerlichen Bundesparlamentarier der Zentralschweiz auf. Sie waren deswegen bei Volkswirtschaftsminister Guy Parmelin vorstellig geworden. In einem Brief forderten sie den Bundesrat auf, sich dafür einzusetzen, dass das WEF 2021 in der Zentralschweiz stattfinde. Es gehe um das Wohl der Region und der ganzen Schweiz.
Den Brief an Parmelin unterzeichneten fast alle bürgerlichen Mitglieder des National- und Ständerats der Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug. Die von der Corona-Pandemie hart getroffene Zentralschweizer Tourismusbranche hatte in das WEF 2021 grosse Hoffnungen gesetzt.
In der 50-jährigen WEF-Geschichte fand das Elite-Treffen erst einmal ausserhalb der Schweiz statt. Die Veranstaltung war wegen der Terroranschläge vom 11. September 2001 und angekündigter Demonstrationen von Globalisierungsgegnern 2002 von Davos nach New York verlegt worden. (aeg/sda)
Quelle: www.watson.ch