Eichwäldli bleibt!

Seit einem halben Jahr leben wir, die Familie Eichwäldli in einem wunderbaren Haus gleich neben dem Eichwald in Luzern. Unser Kollektiv lebt anarchistische Ideen und belebt ein Quartier mitten in der Stadt. Wir laden jeden Montag zu einer Vokü, am Mittwoch zum Yoga und am Donnerstag jeweils zum Mittagstisch ein. Der Mietvertrag der Liegenschaft ist Ende 2018 ausgelaufen und die Eigentümerin (Stadt Luzern) verweigerte jegliche Gespräche über Lösungsvorschläge für den Erhalt des Hauses. Daraufhin haben wir das Haus am 1.1.2019 besetzt.

Mit unsere Energie für dieses Projekt wollen wir der Entwicklung entgegenwirken, dass in städtischen Wohngegenden anonym und zurückgezogen aneinander vorbeigelebt wird. Die Familie Eichwäldli will in einem Quartier leben, wo sich die Nachbar*innenschaft kennt, vertraut und unterstützt. Auch in Luzern bedrängen Profitgier und Bodenspekulation die Wohnsituation von vielen Menschen. Die dadurch immer höher werdenden Mietpreise führen zu unnötigen wirtschaftlichen Zwängen. Durch die Aufwertungspolitik der Stadt erleben die Quartiere eine Verarmung aller Lebensbereiche. Vordergründig bietet die Stadt Plätze, die offen, nonkonform und eigenständig erscheinen. Orte, die bei genauerer Betrachtung als profitorientierte Konsumstätten funktionieren. Deswegen und weil die Stadt weder Stadtenwicklungs- noch Antigentrifizierungskonzepte bereithält, braucht es selbstbestimmte und mutige Initiativen um den Gegebenheiten verantwortungsvoll und aktiv entgegen zu treten.

Wie es weitergeht ist offen. Klar ist, dass die Familie von der Nachbar*innenschaft und Freund*innen unterstützt wird. Die Solidarität ist gross, denn es gibt viele Menschen die Alternativen ausserhalb kapitalistischer Logiken als wichtig empfinden. Klar ist auch, dass wir für unsere Forderungen, Ideen und Visionen kämpfen werden.
Hier unser Manifest:

eichwaldbleibt

Eichenblatt – Herz – Faust

Für ein Leben in Freundschaft und Solidarität
In einem Haus neben dem Eichwald leben wir selbstbestimmt und mit Visionen im Kopf. Die vermeintlich Verantwortlichen fordern das Ende dieses Glücks und das sofortige Verlassen des Hauses. Doch wir und unsere solidarischen Freund*innen denken nicht daran zu gehen. Stattdessen formulieren wir unsere Ideen und Forderungen:
Wir fordern, dass die Häuser denen gehören, die sie beleben.
Wir fordern, monetären Profit durch Wohn- und Lebensraum zu unterlassen.
 Wir fordern, dass Geld nur Mittel zum Zweck sein darf. 
Wir fordern Närr*innenfreiheit auch wenn die Themen ernst sind. 
Wir fordern, dass Menschen im Zentrum stehen und nicht Konzerne. 
Wir fordern eine Welt ohne Grenzen
. Wir fordern Bewegungsfreiheit für alle.
Wir wollen in einer Nachbar*innenschaft leben die sich kennt und unterstützt. 
Wir wollen Beziehungen basierend auf Freiheit und Respekt.
 Wir leben anarchistische Ideen. Das heisst nicht, keine Regeln zu haben, sondern keine zu brauchen.
 Wir bringen uns gegenseitig Dinge bei.
 Wir wollen frei sein von jeglichen Zwängen. 
Wir wollen uns ein Leben ausserhalb des Kapitalismus bauen.
 Wir wollen aufzeigen, dass im Kleinen Grosses bewirkt werden kann.
 Wir bauen Baumhäuser.
 Wir wollen in den grossen Pfannen kochen und alle herzlich einladen mit uns an den Tisch zu sitzen. 
Wir wollen politische Aktivitäten als Teil unseres Zusammenlebens verstehen.
 Wir wollen uns gemeinsam organisieren.
 Wir wollen die Gesellschaft aktiv mitgestalten.
 Wir wollen über unser Sein und Werden selbst bestimmen. 
Wir wollen nicht vorverurteilt oder kriminalisiert werden.
 Wir wollen die Kämpfe gegen Kapitalismus, Nationalismus, Sexismus, Gentrifizierung und Umweltzerstörung vereinen.
Wir sind ein Ort des Austauschs und der Diskussion. 
Wir sind kein städtisches Soziokulturprogramm.
Wir sind solidarisch mit unseren Freund*innen und weiteren Kämpfenden.
 Wir sind ein Beweis dafür, dass nicht alles geplant oder konzeptualisiert werden muss, damit es funktioniert.
Wir finden den Arbeitszwang unterdrückend. Er wird durch hohe Mieten, Spekulation und sonstigen kapitalistischem Irrsinn verursacht.
 Wir empfinden die Polizei als Institution die Gewalt schafft, legitimiert und leider nicht zur Lösung von Konflikten beiträgt. 
Wir finden aus Privileg resultiert Verantwortung.
Wir glauben es gibt genug für alle.
 Wir glauben, Konkurrenz macht böse.
 Wir glauben an Kooperation. 
Wir glauben an die Weltunherrschaft.
Wir pfeifen auf Stellenprozente und Zwischennutzungskonzepte.
 Wir lassen uns nicht vereinzeln.
 Wir flüstern, wenn andere schreien.schreien, wenn andere schweigen.
Wir glauben an Veränderung. In diesem Sinne wollen wir das Manifest sowie unsere Taten weiterhin reflektieren.

Quelle: https://barrikade.info/Eichwaldli-bleibt-1763?fbclid=IwAR2dieY_nHVm2TrWYldlcxpPr6W1iUW88odrhB8sashqp1Qt5K7OrPAwwNg

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