Schweizer Rechtsextreme haben viele internationale Kontakte, doch ihre gesellschaftliche Bedeutung ist in der Schweiz geschrumpft.
An den vergangenen zwei Wochenenden fanden drei rechtsextreme Veranstaltungen in der Schweiz statt. Zuerst am letzten Novembersamstag in Basel eine Kundgebung gegen den „UN-Migrationspakt“, organisiert von der Partei National Orientierter Schweizer PNOS, zusammen mit der kleinen „Nationalen Aktionsfront NAF“ und dem Basler Polit-Clown Eric Weber, einst Volksaktion gegen zu viele Ausländer. Am ersten Dezember-Samstag dann nochmals die PNOS, rund siebzig Mitglieder sollen den „Parteitag“ in Melchnau/Kanton Bern besucht haben, nur über Videoschaltung anwesend war der US-amerikanische „Star-Gast“ Richard B. Spencer, bekannt als Anführer der amerikanischen AltRight-Bewegung. Er habe weder die USA verlassen, noch in die Schweiz einreisen dürfen, begründete die PNOS. Gleichentags lud die Westschweizer Gruppe „Résistance Helvétique“ einem Vertreter der italienischen Bewegung „Casapound“ zum Vortrag in ihr Parteilokal in Aigle/Kanton Waadt.
Doch der Schein trügt: Rechtsextreme Gruppen erreichen mit ihren Veranstaltungen zwar Öffentlichkeit, aber ihre gesellschaftliche Bedeutung ist geschrumpft. Sie konnten von Mitte der 1980-er-Jahre bis gegen 2010 in der Skinhead-Subkultur Sympathisanten wie Mitglieder mobilisieren, nun verschwindet diese Subkultur, da nur noch wenig männliche Jugendliche sie als attraktiv einschätzen. Nicht mehr öffentlich erreichbar sind auch die beiden Versände, die rechtsextreme Tonträger und Bücher unter die Leute bringen wollten. Noch aktiv hingegen ist die Kameradschaft Heimattreu, tätig in der Region Ausserschwyz samt Linthtal und nationalsozialistisch ausgerichtet. Sie sympathisieren mit den rechtsextremen Freiwilligen des ukrainischen Azov-Regimentes („Es wird die Zeit kommen, in dem auch wir uns unserem Schicksal stellen müssen.) Nach der Basler Demo lobte sich die Kameradschaft, ihre „Schnelle Eingreiftruppe“ sei angetreten, um die Basler PNOS-Demo zu schützen.
Sinkender Bedeutung in der Schweiz einerseits, stehen andererseits vermehrte internationale Beziehungen mit ausländischen Gleichgesinnten gegenüber. Neben Tobias Steiger (siehe Kasten) sprach an der Basler Kundgebung auch Karl Richter, Münchner Stadtparlamentarier der Liste „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ und NPD-Mitarbeiter.
Im Sommer reiste eine PNOS-Delegation in die USA zum einem Kongress der American Freedom Party, welche die Vorherrschaft der Weissen anstrebt. Steiger posierte dabei strahlend mit dem Rassisten David Duke.
Zahlreicher waren die angekündigten internationale Redner am PNOS-Parteitag. Wie Spencer verhindert war dann der Berliner Lutz Urbanczyk, einst AfD-Aktivist, nun ausgetreten. Am Rednerpult stand hingegen der 24jährige Österreicher Markus Ripfl, der – nach rechtsextremen Auftritten – selbst für die FPÖ zu radikal war und heute seine eigene Kleinstpartei „Die Stimme“ betreibt. Angereist aus Olten, doch ungarischen Flair verbreitete Pàl Peter Walter, angekündigt als „Verwalter der Organisationen, Mi Hasànk“ (Mein Heimatland), einer Splitterpartei der „Jobbik“-Partei. Walter war bereits – als einziger Anzugsträger – an der Basler Demo aufgefallen.
Rechtsextremer Treffpunkt in Aigle
Traditionell besser vernetzt mit ausländischen Gesinnungskameraden sind die Westschweizer Rechtsextremisten. Jean-David Cattin, einst Exponent der Genfer Identitaires und Oberleutnant der Schweizer Armee gehört heute zu den führenden Kader der französischen Identitären. Die aktuell aktivste Gruppe Résistance Helvétique RH mobilisiert vorwiegend junge Männer und betreibt seit ein paar Monaten einen Vereinsraum in der Waadtländer Kleinstadt Aigle. RH strebt einen autoritären Staat an, inspiriert von den Vorstellungen faschistischer Bewegungen der 1930er-Jahre. Und von Italien kamen am vergangenen Samstag die Eingeladenen, aus dem nahen Aosta, Aktivisten der Bewegung „Casapound“. Sie sehen sich als „Faschisten des dritten Jahrtausends“ und sind heute in vielen Regionen Italiens aktiv.
Quelle: https://hans-stutz.ch/texte/rechtsextrem-und-verbunden-%C3%BCber-grenzen