Am letzten Freitag (17. August 2018) versammelten sich sechs bis acht hundert Menschen im Basler De-Vette-Park , um in einem „Solidaritätsmarsch“ zum Wettsteinplatz zu ziehen. Die Solidarität galt zweien Basler Fasnachts-Cliquen, die unter Druck geraten waren, da sowohl ihr Name, als auch ihr Vereins-Logo rassistisch sind.
(siehe:https://antira.org/2018/08/17/was-tun-gegen-die-rassistische-demo-fuer-die-clique-negro-rhygass-und-die-gugge-mohrekopf/).
In diesem Menschenauflauf befanden sich organisierte Neonazis wie Tobias Steiger von der PnoS und rechte Hooligans. Grösstenteils handelte es sich aber um eine Art Volksfest des konservativen Teils der Fasnacht. Der Marsch setzte sich wohl aus Menschen zusammen die ernsthaft glauben, dass Rassismus nicht mehr rassistisch ist, wenn er Tradition hat – und aus jenen die denken, dass Rassismus ganz in Ordnung ist, wenn er Tradition hat.
Dieser Marsch ist Ausdruck tief verankerter rassistischer und kolonialer Denkmuster. Es ist der Abwehrreflex eines Teils der privilegierten Mehrheitsgesellschaft. Es ist die Angst, dass die eigene Identität in Frage gestellt werden könnte. Der Marsch hatte damit zwar einen rassistischen Hintergrund, er ist aber dennoch deutlich von einer Pegida-Demonstration zu unterscheiden, welche ein politisches Programm auf die Strasse trägt.
Im Kontext von überall erstarkenden rechten Bewegungen war der Marsch aber keinesfalls zu verharmlosen und verlangte nach einer klaren Positionierung. Dabei musste der Protest eine Gratwanderung machen: es sollte einerseits klar gezeigt werden, dass es antirassistischen Widerstand gibt – es sollte aber andererseits verhindert werden, dass sich die rechtsbürgerliche Masse noch stärker mit den rechtsextremen Gruppen verbindet. Deshalb wäre es falsch gewesen, dem Marsch konfrontativ zu begegnen oder alle Teilnehmenden als Rassisten zu beschimpfen. Da wir in der Kürze keine grosse Gegendemo organisieren konnten, entschieden wir uns für folgende Aktionsformen: Im Vorfeld des Marschs wurde auf dessen Route geflyert; entlang der Route wurden Transpis aufgehängt; gegen Ende wurde der Marsch von etwa 100 Personen mit einem Transpi („Mit rassistischen Traditionen brechen“) empfangen. Nach einer 10-Minütigen Blockade liefen wir den letzten Abschnitt der Route mit demselben Transpi vorweg und gingen dann zum Hirscheneck.
Hier warteten wir das Ende der Kundgebung ab. Das Hirscheneck – eine Kollektivkneipe, die in der Vergangenheit immer wieder Ziel von rechten Angriffsversuchen war – musste beschützt werden. Die Befürchtungen bestätigten sich. Als der offizielle Anlass beendet war, näherten sich zweimal Gruppen rechter Schläger*innen dem Hirschi. Dort mussten sie aber feststellen, dass die rund achtzig Personen sich nicht einschüchtern liessen. Im Gegenteil mit lauten Rufen und entschlossenem, gemeinsamem Auftreten, konnten wir den etwa zehn bis zwanzig rechten Hooligans zeigen, dass wir ihnen die Strasse auch einem solchen Tag nicht überlassen würden.
Trotz der Kurzfristigkeit der Ereignisse konnten wir also Schlimmeres verhindern. Wir konnten inhaltliche Kritik an dem Marsch anbringen und dem Versuch von Rechtsextremen den Auflauf zu nutzen erfolgreich entgegentreten. Angesichts der Entwicklungen in Europa – und der jüngsten Serie rassistischer Übergriffe in Basel – sollten wir den vergangenen Freitagabend aber auch sehr Ernst nehmen. Und wir sollten ihn als Anlass nehmen, die antifaschistische Selbstorganisierung schneller voranzutreiben.
Quelle: https://barrikade.info/Mit-rassistischen-Traditionen-brechen-1338