Bogen überspannt?
Die Velofahrenden hätten diesmal den Bogen überspannt, wurde dem verhafteten Criticalmassteilnehmer auf dem Polizeiposten gesagt.
Er wird nun wegen Gewalt gegen Beamte angeklagt.
Vorausgegangen war eine gemütliche Stadtrundfahrt durch Luzern. Etwa dreissig Radfahrer_innen verschiedenster Alter, Hintergründe und Geschlechter fuhren begleitet von lauter Musik fröhlich-lustig quer durch die Stadt und versuchten die gestresst-konsumierenden Menschen auf den Trottoirs, in den Läden und vor allem auch in den Autos mit der guten Stimmung anzustecken.
Für einmal waren die Menschen auf den Rädern nicht an den Rand gedrängt, sondern konnten sich auf der ganzen Fahrbahnbreite frei bewegen. Dafür gab es durch die Langsamfahrt in den Autos dahinter endlich mal Zeit, die Stadt zu betrachten oder befruchtende Diskussionen zu führen…
Das von A bis Z absolut friedliche Treiben findet jedoch ein abruptes Ende, als auf dem Schweizerhofquai etwa acht Polizist_innen strammen Schrittes der farbigen Gruppe entgegentreten.
Die Polizist_innen stürzen sich auf den Fahrer des Anhängers mit Musik; er stellt die einfachste Beute dar,
die dann aber entwischt.
Für die erzürnten Gesetzeshüter_innen gibt es nun kein Halten mehr: Sie prügeln die nächste Person, die sie packen können zu viert zu Boden, und setzen sich auf sie. Menschen, die ihr zu Hilfe eilen, rücken selbst in den Fokus der wild gewordenen Uniformierten. Es wird wild gepfeffert, Menschen werden zu Boden geworfen…
Das alles geschieht exakt drei Wochen, nachdem vier Menschen, unter Anwendung von Polizeigewalt, aus einer friedlichen Demo heraus verhaftet wurden.
Das, weil sie scheinbar alle Pyros gezündet hätten und vermummt gewesen seien.
Wir wissen alle, dass das nicht stimmt.
Die Frage, die sich nun stellt, ist:
Wer überspannt denn da den Bogen langsam aber sicher?