Erneut schwarzer Jugendlicher von weißem Beamten erschossen. Großkundgebung gegen Polizeigewalt in New York am Silvesterabend angekündigt
Am späten Dienstag abend (23.15 Uhr Ortszeit, 6.15 Uhr Mitteleuropäischer Zeit am 24. Dezember) wurde an einer Tankstelle in Berkeley im US-Bundesstaat Missouri der 18jährige schwarze Teenager Antonio Martin von einem weißen Polizisten erschossen. Am 9. August war der unbewaffnete 18jährige schwarze Michael Brown in der Nachbarstadt Ferguson ebenfalls von einem weißen Polizisten erschossen worden. Im August und Oktober wurden zwei weitere junge Afroamerikaner in der Region von St. Louis von weißen Beamten getötet. Nach dem Tod von Michael Brown war es weit über den Bundesstaat hinaus zu wochenlangen Protesten gegen rassistische Polizeigewalt in den USA gekommen. In mehreren Fällen wurden die Polizisten nicht angeklagt. Für den Silvesterabend ruft nun das Bündnis »Gegen Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA« zu einer Großkundgebung am New Yorker Times Square auf.
Nach den tödlichen Schüssen am Dienstag versammelten sich nach Polizeiangaben bis zu 300 Leute an der Tankstelle. Einige hätten Steine und Feuerwerkskörper auf die anwesenden etwa 50 Polizisten geworfen. Zwei Beamte seien verletzt und vier Personen festgenommen worden. In der Nacht zum Donnerstag fanden in Berkeley weitere Trauerkundgebungen und Protestdemonstrationen statt. Für etwa 45 Minuten blockierten die Teilnehmer eine Autobahn. Bis zu 150 Personen waren nach einer Nachtwache an der Tankstelle, an der der Jugendliche erschossen worden war, weitergezogen. Sie blieben weitgehend friedlich. Einige wurden von der Polizei, die mit einem Großaufgebot in Kampfausrüstung angetreten war, angeblich daran gehindert, in einen Kosmetikladen einzubrechen. Mindestens zwei Personen wurden in Gewahrsam genommen. Deutsche Medien wie Spiegel online berichteten von »Krawallen« nach den tödlichen Schüssen.
Der Polizeichef von St. Louis, Jon Belmar, erklärte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz, Martin habe am späten Dienstag abend an der Tankstelle eine Pistole auf einen Polizisten gerichtet, der daraufhin drei Schüsse abgegeben habe. Die Polizei sei wegen eines Diebstahls gerufen worden. An der Tankstelle seien zwei Männer auf den Polizeiwagen zugekommen. Als der 18jährige eine Neun-Millimeter-Pistole auf den Beamten gerichtet habe, habe dieser keine Wahl gehabt. Nach ersten Erkenntnissen hat eine Kugel den Verdächtigen getroffen, eine zweite ein Fahrzeug, und eine dritte Kugel ist noch nicht wiedergefunden worden. »Wir glauben nicht, dass der Verdächtige seine Pistole benutzt hat«, erklärte Belmar. Vor Ort fanden die Ermittler nach seinen Angaben eine Neun-Millimeter-Pistole, deren Seriennummer entfernt worden sei. Die Polizei fahndet nach dem Begleiter des erschossenen Jugendlichen. Martin war laut Polizei wegen Körperverletzung und mutmaßlichen Raubüberfällen bekannt. Bei dem Polizisten handelt es sich nach Polizeiangaben um einen 34jährigen weißen Beamten, der seit sechs Jahren im Dienst ist. Weder trug er seine »Body Camera« noch war die Kamera in seinem Wagen eingeschaltet.
Fast zeitgleich mit der Erschießung Martins veröffentlichte die US-Website tmz.com ein Video, auf dem ein früherer Polizist aus Los Angeles auf einer Party, an der zahlreiche Polizeibeamte teilnahmen, ein Lied auf den Tod von Michael Brown nach der Melodie des Erfolgssongs »Bad, bad Leroy Brown« von Jim Croce anstimmte. Die Polizeibehörde Los Angeles hat eine Untersuchung des Vorfalls angeordnet.